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Hochschulreife
22.06.2017

Endlich Abitur! Aber was kommt danach?

Endlich: Das Abitur ist geschafft. Doch wie geht es weiter? Weltreise, Studium, Aupair – oder ein ökologisches Jahr? Abiturienten haben heute viele Möglichkeiten.
Foto: Fotolia

Weltreise, Studium, Aupair – oder ein ökologisches Jahr? Es gibt immer mehr Abiturienten. Und sie haben alle Möglichkeiten. Das ist Freiheit und Bürde: eine Generation im Porträt.

Was für eine geile Zeit. So etwas kommt nie wieder: Der Sekt in Plastikbechern nach der letzten Prüfung, das Kleid für den Abiball, die Nächte in Barcelona, mit Sonnenbrand auf der Nase und Freunden im Arm. Momente wie diese saugt Dorothee Diessner, 19, zurzeit auf. Aber manchmal, wenn sie in ihrem Bett zu Hause in Holzheim bei Neu-Ulm liegt, ist da ein flaues Gefühl im Bauch: Nach den Ferien kommt kein neuer Stundenplan, auch kein Pausengong mehr. Und immer diese eine Frage der Verwandten und Freunde: „Was hast du jetzt vor?“

Dorothee gehört einer Generation Abiturienten an, die weiß, dass ihr die Welt offen steht. Der Hochschulkompass listet mehr als 10.000 Bachelorstudiengänge. Die Unternehmen buhlen um Auszubildende. Ein paar Klicks und ein Flugticket genügen, schon setzt man einen Fuß in den Dschungel Costa Ricas oder passt auf, dass die Knirpse fremder Familien nicht ins Poolwasser plumpsen. So viel Freiheit – eine Chance?

Generation Abitur: Warum sich Abiturienten ein Jahr Auszeit nehmen

Sarah Schwarz, 17, wird ihr Abitur erst im nächsten Jahr ablegen. „Danach will ich vielleicht ein Jahr lang als Aupair arbeiten. Vielleicht in Australien“, sagt sie. Mal was anderes sehen als Kleinstadt, eine fremde Kultur kennenlernen, ihr Englisch verbessern. Und freilich, sich eine Pause vom Pauken gönnen, bevor es im Studium damit weitergeht. „Das ist eine einmalige Gelegenheit“, sagt sie.

Diese Meinung teilt auch die Hälfte ihrer Klassenkameraden am Vöhlin-Gymnasium in Memmingen. Als die Lehrerin fragt, wer nach dem Abi ins Ausland will, schnellen ein Dutzend Finger nach oben. Die Lehrerin ist überrascht: Zu Zeiten von G9 hat es das nicht gegeben.

Ein großer Teil der Abiturienten sieht das Jahr, das dem Gymnasium gestrichen wurde, als eine Lücke an, die sich geöffnet hat. Viele nutzen diese, um einmal durchzuatmen im Sprint von der Schultüte zum Master-Zeugnis. Nach dem Turbo-Abi suchen sie Entschleunigung. Damit protestieren sie – bewusst oder unbewusst – gegen eine Leistungsgesellschaft, in der bereits 13-Jährige eine 40-Stunden-Woche bewältigen und kaum Zeit fürs Fußballtraining finden. Denn wie soll das weitergehen: Abitur mit 17, Bachelor mit 20, Master mit 23? Dann arbeiten, vielleicht bis 70, wer weiß das schon?

Auch Alisa Kollmannsperger, 19, hat pausiert. Als sie vor einem Jahr ihre letzte Prüfung am Gymnasium Königsbrunn abgegeben hat, war die Freude groß: Die Wochen am Schreibtisch, die Nase in Büchern und Ordnern gesteckt, waren vorbei. Rückblickend sagt sie jedoch: „Ich fühlte mich ins kalte Wasser geschmissen. Das war schon ziemlich krass.“ Die Einschreibungsfrist fürs Wintersemester ließ sie verstreichen.

Sie wollte nicht eilig ein Studienfach belegen, um im ersten Semester zu bemerken, dass es das Falsche ist. Alisa jobbte stattdessen, machte ein Praktikum und informierte sich bei Hochschultagen. Nun, ein Jahr später, hat sie die Fächer Kommunikationsdesign und BWL in die engere Auswahl genommen. Ob sie sich vor anderen rechtfertigen musste für ein Jahr Leerlauf? „Nein, das ist ja inzwischen normal.“

Schule als Blase: Gymnasiasten beschäftigen sich kaum mit der Praxis

Diesen Trend bestätigt auch Susanne Bock. Sie ist Abiturientenberaterin bei der Augsburger Arbeitsagentur und hilft bis zu 20 Schülern pro Woche, zu einer Entscheidung zu finden. In den drei Wochen vor dem Einschreibungsstopp am 15. Juli ist ihr Kalender voll. Wer im Herbst im Hörsaal hocken will, dem sitzt nun die Zeit im Nacken. Die 45-Jährige sagt: „Es gibt viele, die noch immer wenig Plan haben. Die Fülle an Optionen ist so groß. Nur, was sie nicht wollen, wissen sie genau.“ Vor zehn Jahren hätten sich noch deutlich weniger Abiturienten ein Jahr Bedenkzeit genommen. So viel Freiheit – eine Bürde?

Katja Walther, 18, beginnt im September eine Ausbildung zur Polizistin. „Ich wollte etwas Festes in der Tasche haben. Und endlich etwas Praktisches machen. Studieren kann ich danach ja immer noch“, sagt sie. Zu wissen, wie es weitergeht, habe ihr den Druck genommen, in den Prüfungen glänzen zu müssen.

Ende Juni findet nun ihr Abiball statt. Die Schüler des Aichacher Deutschherren-Gymnasiums werden dann Kleid und Anzug anziehen, den Lehrern ein letztes Mal offiziell die Hände schütteln, tanzen, vielleicht über alte Geschichten von Wandertagen oder verschlampten Schulaufgaben lachen. Sich vielleicht ein paar Tränen verkneifen. Nicht jeder redet gern darüber, was nach diesem Abend kommt.

Die Schule gleicht einer Blase. Mit Ferien, die das Jahr strukturieren, und dem Wissen, dass nach dem Sommer jeder noch so miese Notenschnitt wieder auf null gesetzt wird. Mit Cliquen, die in der Mittagspause geschlossen zur Dönerbude schlendern und sich hustend die allererste Zigarette teilen. Einer Blase, in der sich wichtige Fragen noch mit einem Kreuzchen auf Karo-Papier beantworten lassen: Willst du mit mir gehen? Ja, nein, vielleicht.

Diese Blase zerploppt mit dem Abitur. Und von dem, was außerhalb wartet, wissen die Schüler noch immer nicht genug. Bock sagt: „Gymnasiasten beschäftigen sich relativ wenig mit der Berufswahl. Sie haben zum Beispiel kaum praktische Erfahrungen.“ Dafür habe sie sogar Verständnis: Im Lehrplan sei wenig Platz dafür – auch wenn das G8 mit Praxisseminaren eine Besserung gebracht habe. Außerdem wollten die Schüler ihre überschaubare Freizeit nach bis zu dreimal Nachmittagsunterricht und den Hausaufgaben genießen, statt sich der Zukunft zu widmen.

Gap Year: Warum sich eine Auszeit auch im Lebenslauf gut macht

Auch die Jugendlichen selbst sind sich dieses Defizits bewusst: Bei der Umfrage eines Online-Portals für Abiturienten gaben 70 Prozent der rund tausend Befragten an, sich schlecht oder eher schlecht auf den beruflichen Werdegang vorbereitet zu fühlen.

Florian Beck, 18, will Arzt werden. Zuerst aber Abenteurer. Deshalb wird er sich ein paar Tage nach dem Abiball in den Flieger nach Argentinien setzen. Dort wird er ein Praktikum machen, das ihm bei einem Medizinstudium nutzt, und danach den Kontinent bereisen. „Mal schauen, ob noch ein Freiwilliges Soziales Jahr hinten drankommt“, sagt der Aichacher.

Immer mehr Arbeitgeber suchen nach Auffälligkeiten in den Lebensläufen, nach den viel zitierten Soft Skills – Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Belastbarkeit, Begeisterungsfähigkeit. Mit Freiwilligenarbeit im kenianischen Waisenhaus hebt sich ein Bewerber eher von der Konkurrenz ab als mit einem Einser-Schnitt. Bei einer Stelle, auf die sich hunderte Absolventen bewerben, kann das entscheidend sein.

Hinzu kommt ein weniger zukunftsweisendes, aber genauso entscheidendes Motiv: Gruppenzwang. Instagram, Youtube und Reise-Blogs führen jedem Jugendlichen vor Augen, was offenbar alle Gleichaltrigen erleben: Die Fotos und Posts üben Druck auf die aus, die zu Hause vor den Bildschirmen sitzen. Sie gewinnen den Eindruck, dass es die Regel ist, nach dem Abi durch die Welt zu tingeln. So viel Freiheit – auch Zwang?

Brigitte Schwarz, 50, findet die Aupair-Pläne ihrer Tochter Sarah gut. „Davon habe ich auch immer geträumt: was von der Welt sehen. Heute ist das ja viel einfacher als früher – es gibt Skype, Navis, Portale mit Erfahrungsberichten,... damals gab es halt Interrail“, sagt sie. Jedoch teilt Brigitte auch die Sorgen, die alle Eltern beschäftigen: Was, wenn das Kind Zeit vertrödelt? Was, wenn im Studium nicht alles rundläuft? Wie lange wird es letztlich dauern, bis es eigenes Geld verdient?

Unsicherheit in der Karriereplanung: Fast jeder Dritte bricht das Studium ab

Eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und der Stiftung Mercator belegt: Fast jeder Dritte bricht das erste Studium ab. Die Gründe sind vielschichtig: zu schwer, zu theoretisch, zu wenig Motivation, zu teuer.

Was viele nicht wissen: Die Zahl der Studienabbrecher bleibt seit Jahren stabil. Unsicherheit ist offenbar kein Phänomen, das nur diese Generation Abiturienten beschreibt. Das tauchte auch 1997 und 2007 auf. Was neu ist: Je mehr Chancen, desto größer allerdings die Angst, diese zu verpassen.

„Was hast du jetzt vor?“ – Dorothee kann mittlerweile eine Antwort geben. Sie will ab Herbst Germanistik in Tübingen studieren. „Wenn man weiß, wie es weitergeht, fällt einem echt ein Stein vom Herzen“, sagt sie.

Was die nächste Zeit für sie bringt, wird sich immer weniger nach Ende und immer mehr nach Anfang anfühlen: das erste Mal Hörsaal, der erste Putzplan in der WG und der erste Zoff deswegen, die erste Semester-Opening-Party … – was für eine geile Zeit. So etwas kommt nie wieder.

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