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Adventsserie
15.12.2018

Für ihn ist immer "Heilige Nacht": Enrico de Paruta

Enrico de Paruta Ende November 2018 mit der „Heiligen Nacht“ in der Wallfahrtskirche in Violau. An der Gitarre Perry Schack, an der Harfe Caroline Schmidt-Polex. 
4 Bilder
Enrico de Paruta Ende November 2018 mit der „Heiligen Nacht“ in der Wallfahrtskirche in Violau. An der Gitarre Perry Schack, an der Harfe Caroline Schmidt-Polex. 
Foto: Oliver Bodmer, edp-Concerts

Zum 25. Mal rührt Enrico de Paruta die Menschen im Advent mit der „Heiligen Nacht“. Vom Leben mit einer Weihnachtslegende.

Wie auch immer ein Jahr verläuft – eines bleibt doch gewiss: Am Ende kommt Weihnachten. Viele freuen sich darauf, manche fürchten es ein wenig. Und wieder andere sind professionell mit Weihnachten befasst. Das ist immer Arbeit, manchmal auch Berufung. Weihnachtszeit zwischen Routine und Leidenschaft: Wie geht das, alle Jahre wieder? Davon erzählt unsere Serie im Advent. Heute Folge 3.

Nur nicht auf eine Rolle festgelegt sein! Was haben Schauspieler manchmal doch für Ängste. Für Enrico de Paruta, so viel steht schon mal fest, ist das kein Thema. Der frühere Radio- und Fernsehsprecher tritt seit so vielen Jahren mit seiner musikalisch arrangierten Fassung der „Heiligen Nacht“ von Ludwig Thoma auf, dass man gar nicht mehr an das Stück denken kann, ohne im Hinterkopf seinen Namen zu hören. Alle Jahre wieder. Gerade läuft die 25. Tournee.

In München, Regensburg und Ingolstadt; in Violau, Weilheim und Schweinfurt – fast täglich im Advent treten de Paruta und sein Ensemble mit einer ihrer zwei Fassungen des Singspiels irgendwo in Bayern in einer Kirche oder einem Saal auf. Höhepunkt ist an diesem Sonntag: Zwischen 11 und 20 Uhr gibt es in der Allerheiligen-Hofkirche in München vier Vorstellungen. Dauer: je knapp zwei Stunden. Karten: seit Monaten vergriffen. Es ist ein Höllenritt. Zeit, sich über diese einzigartige Karriere unterhalten, hat de Paruta jetzt nicht mehr. Da muss man früher kommen. Zur Generalprobe etwa.

Ende November, ein Pfarrheim im Münchner Norden. Ein runder, fensterloser Raum im Keller. Sitzend, an einem Tisch – weiße Haare, rahmenlose Brille –, ein Enrico de Paruta der nicht den Eindruck macht, ihn könne heute etwas aus der Ruhe bringen. Der Geruch von Desinfektionsmittel liegt in der Luft. Im Hintergrund reiben die Ensemblemitglieder schmatzend ihre Hände damit ein. Jetzt eine Grippe und die Saison ist gelaufen, oder? Aber de Paruta, samtenes Sakko, samtene Stimme, lächelt nur und sagt: „Eine Grippewelle hatten wir noch nie.“ Dann geht es los, einmal ohne Pause durch das ganze Programm.

Der späte Ludwig Thoma spie seinen Hass in die Welt

Die „Heilige Nacht“ ist ein heikles Stück für jeden Schauspieler oder Rezitator. Das hat natürlich mit seinem Autor zu tun, den antisemitischen Schriften, mit denen Ludwig Thoma in späteren Jahren seinen Hass in die Welt spie. Aber auch, weil es diese, für viele endgültige Aufnahme des Stücks mit dem bayerischen Staatsschauspieler Gustl Bayrhammer gibt. Seit Jahrzehnten ist die „Heilige Nacht“ zu Weihnachten so unverzichtbar wie Christbaum und Plätzchen – und eben deswegen schon von so vielen benutzt und verkitscht worden. Packt man die „Heilige Nacht“ trotzdem an, muss man entweder jung sein und unerschrocken – oder ziemlich sicher, dass man den richtigen Dreh hat. Ein Stück, das den Menschen über Generationen so ans Herz gewachsen ist, kann man nicht neu erfinden. Das muss man ernst nehmen – oder scheitern.

Enrico de Paruta ist 20 Jahre alt, als die „Heilige Nacht“ ihn packt. Er ist Student und sagt nebenbei Volksmusiksendungen beim Bayerischen Rundfunk an. Schnell wird das Noderieren zum Beruf. Die später so bekannte Radio- und Fernsehstimme wird im selben Sprecherseminar geformt wie jene von Thomas Gottschalk oder Günther Jauch. Und weil er dafür auch seinen altbayerischen Dialekt schulen soll, bringt de Parutas Dialekt-Dozentin ihm das Thoma-Stück als Übungstext. „Das hat nicht gleich zu mir gehört“, sagt er heute. Damals sieht er es anders.

Wenn er sich den Text schon erarbeiten soll, will er ihn auch vortragen. So kommt es zur ersten Aufführung der „Heiligen Nacht“ durch Enrico de Paruta – in einem Altenheim in dem Vorort von München, in dem er mit seinen Eltern lebt. Der Erfolg: „Die meisten Zuhörer schliefen langsam weg.“

Aber de Paruta weiß jetzt: „Ich muss es anders machen.“ Sich einfach hinsetzen und den Text vortragen, dafür braucht es diese Bayrhammer’sche Autorität und Gravität, die erst aus einer gewissen Lebenserfahrung erwachsen. Darum: freier Vortrag, in der Art eines Berichts von etwas, das ihm selbst passiert ist. In diesem Stil macht sich der gut Zwanzigjährige an eine neue Fassung – so beginnt die Weihnachtsgeschichte des Enrico de Paruta.

Hat er nie genug von der „Heiligen Nacht“?

„Jetzt, Leuteln, jetzt loost’s amal zua!“ Es ist nicht einfach, gegen einen leeren, schmucklosen Pfarrzentrumssaal im November die Weihnachtsgeschichte anzusingen und anzuspielen. Aber erstens ist morgen Premiere. Und zweitens sind die Künstler hier keine Laien. Konzertgitarrist Perry Schack hat viele CD-Einspielungen vorzuweisen, ist in der New Yorker Carnegie Hall auf der Bühne gestanden – und jetzt im 15. Jahr bei der Weihnachtstournee. Auch die am Mozarteum diplomierte Harfenistin Caroline Schmidt-Polex ist erfolgreiche Solokünstlerin. Aber alle Jahre wieder…

„Ein Profi muss in sich immer wieder einen Ort finden, von dem aus er das Werk mit der gleichen Frische und dem gleichen Engagement reproduzieren kann, die das Publikum zu Recht fordert“, sagt de Peruta nach der Probe und antwortet gleich auf die Frage, ob er noch nie, zurückhaltend ausgedrückt, ein gewisses Sättigungsgefühl in Bezug auf die „Heilige Nacht“ entwickelt habe: „Nie. Sonst würde ich es nicht machen. Ich bin der glücklichste Mensch, wenn ich es machen darf.“ Es klingt nicht aufgesetzt.

Im Nachhinein muss man wohl sagen: Glück und Sehnsucht sind da zusammengekommen, wie es sich für eine richtige Weihnachtsgeschichte gehört. Gustl Bayrhammer, der große Volksschauspieler und Rezitator der „Heiligen Nacht“, stirbt 1993 völlig überraschend. Mit einem Mal ist sein Adventssingen, das über die Jahre zu einer Institution in München geworden ist, führungslos. Und der junge Radiosprecher de Paruta, der sich an der „Heiligen Nacht“ schon länger abarbeitet, soll nun weitermachen. Ein Glücksfall. Noch mehr Glück bringt der Produktion aber, dass der Landshuter Verfassungsrichter Roman Herzog im Jahr 1994 zum Bundespräsidenten gewählt wird – und ein großer Fan der „Heiligen Nacht“ ist. Im Advent des gleichen Jahres wird auf Herzogs Wunsch ein großes alpenländisches Weihnachtsoratorium auf Basis der „Heiligen Nacht“ im Dießener Marienmünster aufgezeichnet und zu Weihnachten 1995 als „Fernsehweihnacht des Bundespräsidenten“ im ZDF ausgestrahlt. Und seitdem…

Das Programm ändert sich nicht stark: Die „Heilige Nacht" mit Enrico de Paruta auf tour im Jahr 2016.
Foto: edpConcerts

Niemand war mit dem Stück je so erfolgreich wie er

Jedes Jahr gibt es einige Änderungen, ein neues Lied, neue Sänger, nichts Grundsätzliches. Auf gut 800 Aufführungen kommt de Paruta, mittlerweile 64 Jahre alt, wenn er zurückblickt – „ko sei und net aa, is, wia’s mog“ –, so genau weiß das keiner mehr. Es gibt unzählige Aufzeichnungen des Stücks: Hans Baur, Fritz Straßner, ja sogar Luis Trenker hat die „Heilige Nacht“ eingelesen. Enrico de Paruta hat zu Hause eine wohl komplette Sammlung aller je gemachten Aufnahmen. Aber keiner war mit der „Heiligen Nacht“ je so erfolgreich wie er.

Mittlerweile ist es Anfang Dezember, die Tournee läuft auf vollen Touren. Heute Abend sind de Paruta und seine Sänger und Musikanten in Weilheim zu Gast. Beginn: 19.30 Uhr. Einlass in die Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt: ab 18.45 Uhr. Um kurz nach sieben sind auch die Zusatzstühle in der Mittelreihe des barocken Kirchenschiffs alle besetzt. Die Sehnsucht nach der von Thoma gezeichneten Welt, in der zwar längst nicht alles heil ist, aber am Ende trotzdem alles irgendwie gut ausgeht, ist ungebrochen.

Draußen lärmt noch eine Weile der Weihnachtsmarkt, dann Licht aus, Spot an: „Jetzt, Leuteln, jetzt loost’s amal zua!“ Es braucht nur ein paar Augenblicke und der Mann mit der samtenen Jacke und der samtenen Stimme hat sein Publikum gepackt. Thoma hat die Weihnachtsgeschichte ins tief verschneite Voralpenland versetzt. Für Josef und die hochschwangere Maria geht der lebensgefährliche Weg von Nazareth nach Bethlehem durch die Kälte und hüfthohen Schnee: Der Reiche, der mit seinem Schlitten achtlos an den Hilflosen am Wegesrand vorbeifährt; der Handwerksbursche, der selbstlos hilft und dafür das Himmelreich sehen darf; der geizige Josias mit seinem zänkischen Weib – de Paruta skizziert jeden Charakter mit ausladender Geste und verstellter Stimme. Die Inszenierung ist gefühlig, erbaulich, mit einem Schuss Komödienstadel. Aber nie kippt es ganz in eine Richtung. Dafür hat schon Thoma gesorgt, der, mit perfektem Sinn für Dramaturgie, in seinen Text immer rechtzeitig eine Brechung eingebaut hat.

Übermorgen Nürnberg, dann München, immer weiter

Thoma, der große bayerische Schriftsteller und Satiriker. Und Thoma, der mies gelaunte Hetzer. „Thoma war ein Hassbürger der damaligen Zeit. Aber er war auch ein grandioser Komödienschriftsteller“, sagt de Paruta über den Mann, ohne den es keine Weihnachtstournee gäbe. „Ich trenne das Werk vom Künstler, sonst ginge es nicht.“ Das Publikum hält es nicht anders. Ein Werk, das einem so ans Herz gewachsen ist… Die Vorstellung in Weilheim endet jedenfalls wie immer: mit dem gemeinsamen Singen von „Stille Nacht“. Und kaum ist das Lied ausgeklungen, stehen alle Besucher auf und applaudieren.

Übermorgen Nürnberg, dann wieder München, immer weiter, noch bis 23. Dezember. „Am 24. gehen bei mir die Jalousien runter“, sagt de Paruta beim Abschied nach der Probe. Aber nach Weihnachten ist vor Weihnachten. „Wir planen jetzt schon für 2020.“

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