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Gesellschaft
05.01.2019

Generation abgebrüht: Wie junge Erwachsene mit Gewalt umgehen

Ist die Generation der heute 16- bis 30-Jährigen abgebrühter als frühere? Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler.
Foto: aleshin , adobe

Wenn Gewalt nicht mehr schockiert, weil sie multimedial allgegenwärtig ist – stumpfen junge Menschen heute nicht gefährlich ab? Experten erklären ein Phänomen.

Mal eben am Smartphone die Nachrichten überfliegen. Der FC Bayern München gewinnt in der Bundesliga. Donald Trump blamiert sich mal wieder. Im Nahen Osten sterben bei einem Bombenanschlag 30 Menschen. Die Bahn erhöht die Preise. Frechheit. Aber egal, ist ja immer so. Das Handy verschwindet wieder in die Tasche. Das Leben geht weiter. Die Welt dreht sich weiter. Nur nicht für 30 Menschen im Nahen Osten.

Die Leute sind kalt. Gefühlskalt. Ohne dass sie es merken. Tagtäglich konsumieren sie Nachrichten, Filme, Serien und Dokumentationen über das Leid anderer Menschen – und es juckt sie einfach nicht mehr so richtig. Der Puls erhöht sich nicht, wenn irgendwo in Afrika oder Asien Dutzende oder Hunderte verhungern, verunglücken oder getötet werden. Woran liegt das? Und muss sich jeder Einzelne Sorgen um seinen geistigen Zustand machen?

Die Psychologin erklärt, warum wir emotional abstumpfen

Die Sozialpsychologin Dr. Michaela Pfundmair von der Universität Ulm sagt: Nein. „Mehr und mehr Gewalt in den Medien führt dazu, dass wir emotional abstumpfen.“ Das Zauberwort dahinter ist Desensibilisierung. Die Psychologin erklärt: „Man konsumiert immer und immer wieder Gewalt und irgendwann gewöhnt man sich daran.“ Die gezeigte Gewalt berühre einen nicht mehr so wie früher. Um wieder etwas zu spüren, muss die Gewalt extremer werden.

Aber ist die Generation der heute 16- bis 30-Jährigen, nun abgebrühter als frühere? Pfundmair hält das für vorstellbar. Andere Generationen haben zwar womöglich Kriege oder andere Katastrophen erlebt, das ähnle aber nicht einem Gewöhnungseffekt, sondern eher einem Trauma. „Desensibilisierung kann heutzutage in jedem Alter funktionieren und führt zu einer neuen Form der Akzeptanz von Gewalt und Terror“, sagt sie.

Doch wie kann das sein? Pfundmair hat eine einfache Erklärung: „Jeder hat immer und überall Zugang zum Internet.“ Laut dem Statistischen Bundesamt haben im Jahr 2017 88 Prozent der deutschen Haushalte einen Internetzugang. Drei von vier Befragten gaben an, über ein Handy das Internet auch mobil zu nutzen. Unter den Jugendlichen liegt die Zahl sogar bei 99 Prozent. Das geht aus der aktuellen JIM-Studie hervor. Demnach haben sogar 98 Prozent der jungen Menschen zwischen zwölf und 19 Jahren Zugang zum Internet.

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Schaut man nach Terroranschlägen oder Katastrophen in die sozialen Medien, fanden sich noch vor wenigen Jahren oft Beileidsbekundungen oder Anteilnahme in Form von Hashtags. Frankreich im Januar 2015: Zwei islamistische Terroristen stürmen die Redaktion der Zeitschrift Charlie Hebdo mitten in Paris und töten zwölf Menschen. Der Hashtag #JeSuisCharlie wird daraufhin in 24 Stunden in 3,4 Millionen Tweets benutzt. Und noch heute werden nach Anschlägen ähnliche Hashtags in abgewandelter Form benutzt. Frankreich im Dezember 2018: Ein Terrorist tötet auf einem Weihnachtsmarkt in Straßburg fünf Menschen. #JeSuisStrasbourg wird im Gegensatz zu seinem Vorgänger nur selten verwendet.

Stumpfen wir durch Mediennutzung ab? Eine Kommunikationswissenschaftlerin sieht das anders

Pfundmair erklärt, dass die zunehmende Gewöhnung an den Terror wohl mit dem Anschlag vom 11. September 2001 begonnen hatte. „Wo davor zwar schon über terroristische Anschläge berichtet wurde, stieg nach 9/11 die Menge der Berichterstattungen in den Medien enorm“, sagt sie. Immer öfter sei in großen Ausmaßen über die Attacken berichtet worden. In London, in Madrid, in Nizza oder auch in Berlin. Doch auch Anschläge aus Afghanistan oder dem Irak werden gezeigt. „Die Gewalt, die von diesen Anschlägen ausgeht, hat immer noch einen gewissen Effekt auf uns“, sagt Pfundmair. Jedoch sei der Effekt, dass man Angst davor habe, selbst Opfer eines Anschlags zu werden. Daran, dass viele Menschen getötet werden, habe man sich aber gewöhnt.

Die Kommunikationswissenschaftlerin Dr. Anna Kümpel von der Ludwig-Maximilian-Universität in München sieht das anders. Sie beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Mediengewalt und Desensibilisierung im Kontext von Videospielen. „Dass wir vor Anschlägen Angst haben, hat mit einem Bedrohungsgefühl zu tun“, sagt sie. Das hänge auch mit archaischen Reizen zusammen. „Umso näher die Angriffe sind, umso eher werden sie wahrgenommen“, sagt Kümpel. Sie glaubt nicht daran, dass die Generation, der heute 16- bis 30-Jährigen abgebrühter ist als vorherige. Sie beschreibt eine aktuelle Studie aus Deutschland.

In dieser wurden Spieler untersucht, die seit vielen Jahren gewalthaltige Videospiele spielen, um herauszufinden, ob es bei diesen Anzeichen von emotionaler Desensibilisierung gibt. Dazu wurde untersucht, wie diese Langzeit-Gamer sowie Nicht-Spieler auf mit negativen oder positiven Emotionen verknüpfte Bilder reagieren. Mittels MRT sahen sich die Forscher die Hirnregionen beider Gruppen an, speziell den Bereich, der für Empathie zuständig ist. Beide Gruppen reagierten jedoch nahezu identisch auf die Bilder, Anzeichen für Desensibilisierung gab es folglich nicht.

Im Internet oder Fernsehen - überall gibt es ständig Gewalt

Die Forscherin merkt jedoch an, dass die Wirkung von Videospielen grundsätzlich schwer messbar sei. „Jede Person reagiert anders auf mediale Gewalt“, sagt sie. Manche Personengruppen seien für Gewaltdarstellungen empfänglicher als andere. „Männer etwas mehr als Frauen und Jüngere eher als Ältere“, so die Kommunikationswissenschaftlerin. Das haben mehrere Studien ergeben. Zudem spielten für die Wahrnehmung und Wirkung von Mediengewalt auch das soziale Umfeld oder das Fehlen von Sicherheit in der eigenen Familie eine Rolle.

Im Internet oder im Fernsehen ist Gewalt allgegenwärtig – ob in Nachrichten oder in Filmen und Serien. Über Gewalt im Fernsehen und ihre Wirkung auf junge Zuseher wird seit Jahrzehnten diskutiert. Die Flimmerkiste steht unter dem Verdacht, die Mutter aller Abstumpfungsinstitute zu sein. Bei den Münchner Medientagen hat Marcel Amruschkewitz vom Privatsender Vox in Köln neue TV-Formate vorgestellt. Dabei präsentierte er auch zwei Sendungen aus den USA. In beiden ging es um reale Polizeieinsätze. Einmal speziell in einer Stadt mit einer sehr hohen Kriminalitätsrate (Flint Town) und einmal als großes Live-Event (Live PD), worin verschiedene Polizeistreifen bei der täglichen Arbeit von Kamerateams begleitet worden sind. Solche Formate nennt man „True Crime“, zu deutsch „wahres Verbrechen“. „Das Format ist weiterhin weltweit angesagt“, sagt Amruschkewitz.

Vox selbst zeigt nachts oft die Sendung „Medical Detectives“, andere Sender zeigen ähnliche Formate wie „Autopsie – Mysteriöse Todesfälle“ oder der Dauerbrenner „Aktenzeichen XY … ungelöst“. Reale Kriminalfälle werden nachgestellt und die Hintergründe der Taten näher beleuchtet. Oft geht es um Mord und Totschlag. „Das Programm ist in den unterschiedlichsten Zielgruppen sehr beliebt“, sagt Amruschkewitz. Woran es liegt, dass so viele diese True-Crime-Formate schauen?

„Gewalt und Verbrechen sorgen für Aufmerksamkeit“

Amruschkewitz ist sich sicher: „Echte Fälle, echte menschliche Abgründe und Schicksale fesseln die Zuschauer.“ Der Kern von True-Crime-Formaten seien wahre Begebenheiten, die authentisch, aber dramaturgisch aufbereitet und arrangiert erzählt würden. Die besten, spannendsten und emotionalsten Geschichten schreibe eben das Leben selbst. Aber warum fasziniert einen das Leid anderer?

Kümpel sagt: „Gewalt und Verbrechen sorgen für Aufmerksamkeit.“ Das habe sich auch in der Nachrichtenwert-Forschung gezeigt. „Menschen springen auf bestimmte Hinweisreize an“, erklärt sie, und diese würden, wie schon früher erklärt, häufig zu einem Bedrohungsgefühl führen. Gleichzeitig sei die Gesellschaft in vielen Dingen offener geworden. Wo früher weniger Gewalt im Fernsehen gezeigt wurde, dürfe jetzt ein wenig mehr gezeigt werden.

Wie schon erwähnt, ist das alles schwer messbar. Was dagegen ganz leicht zu zählen ist, sind die Toten bei Unglücken und Verbrechen. „Zwei Menschen sterben bei einem Unfall“, „20 Menschen verunglücken bei einer Katastrophe“, „30 Menschen bei einem Anschlag getötet“. Solche Eilmeldungen in den Medien sind nichts Neues mehr.

Und genau darin sieht Psychologin Pfundmair den Teufelskreis. „Mehr gewalttätige Nachrichten, mehr gewalttätige Serien oder Filme führen dazu, dass man sich an mehr Gewalt gewöhnt“, sagt sie. Serien wie „Game of Thrones“ oder „The Walking Dead“, wo Zombies Menschen zerfleischen, seien wohl eine unvermeidliche Entwicklung. „Die Menschen wollen mehr Gewalt sehen, um wieder etwas zu spüren“, erklärt sie. Die Folge: Desensibilisierung. Und dann?

Besteht die Möglichkeit, dass die gezeigte Gewalt nicht mehr ausreicht und der Konsument selbst Gewalt ausübt? „Da liegen verschiedene Prozesse noch dazwischen“, sagt Pfundmair. Solange Gewalt nicht gesellschaftlich akzeptiert sei, müsse man sich keine Sorgen machen. Aber steigt die Gefahr nicht trotzdem? „Der Effekt der Desensibilisierung könnte auch theoretisch umgekehrt werden, wenn man bewusst weniger Gewalt konsumiert“, erklärt Pfundmair. Jedoch sehe sie in unserer heutigen Zeit dafür keine Tendenz.

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