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Reportage
23.09.2018

Im Mülltrennen sind wir Deutschen spitze, oder?

Einen Tag lang sammeln, ein Mal abkippen: Im Augsburger Norden entlädt das Müllauto der Firma Remondis 5,9 Tonnen Verpackungsmüll.
Foto: Siegfried Kerpf

Papier, Plastik, Restmüll: Wir Deutschen sind stolz auf unsere Genauigkeit an der Tonne. Nur: Ist das wirklich so? Unterwegs mit Männern, die es besser wissen.

Deutsch zu sein ist ja bekanntlich nicht immer so einfach. Früher war es mal ganz schlimm, da waren wir die allerschlechtesten auf der Erde. Inzwischen stehen wir wieder besser da. Wir sind zwar nicht mehr Fußballweltmeister. Aber in einer Sache sind sich viele Deutsche doch einig: In puncto Mülltrennung macht uns keiner was vor. Da sind wir Weltspitze. Ganz sicher. Und wehe, wenn der Nachbar einmal doch die leere Shampoo-Flasche im Restmüll versenkt – statt im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne. Dann muss er mit dem Kollektivzorn der Hausgemeinschaft rechnen. Doch sind wir wirklich so gute Mülltrenner? Und: Reicht es überhaupt, den Unrat regelkonform zu entsorgen? Sind wir dann fein raus? Faktisch wie moralisch?

In Bergheim, dem ländlichsten Stadtteil Augsburgs, reiht sich an diesem Morgen eine Gelbe Tonne an die andere. Bereit für den Müllwagen der Firma Remondis, die alle paar Wochen den Verpackungsmüll der Bergheimer einsammelt. In anderen Kommunen gibt es andere Regelungen. Mancherorts werden die Kunststoffe in Gelben Säcken gesammelt und abgeholt. Oder die Bürger müssen sie selbst zum Wertstoffhof bringen.

Baier wühlt mit den Händen durch die Kunststoff-Verpackungen

Das Remondis-Auto stoppt. Thomas Baier hüpft vom Trittbrett und marschiert Richtung Tonne. Es ist warm an diesem Septembertag, der 47-Jährige trägt T-Shirt, kurze Hosen und wie immer Handschuhe. Die braucht er auch, wenn er einen Behälter nach dem anderen öffnet, dann mit den Händen durch das Plastik wühlt. Berührungsängste hat Baier nicht, ebenso wenig eine empfindliche Nase. Obwohl – die Verpackungen riechen ja kaum. Baier wirft einen neugierigen Blick in die nächste Tonne, inspiziert auch den Inhalt darin. „Natürlich geht das nur oberflächlich“, erklärt der Augsburger. „Wir können ja nicht alles durchschauen.“ Aber wie jeder erfahrene Müllwerker hat er ein gutes Gespür für das Gewicht der Tonne. „Wenn sich das Ganze zu schwer anfühlt, ist etwas falsch.“

Dass etwas Falsches in der Gelben Tonne oder im Gelben Sack landet, kann zwei Ursachen haben. Einmal gibt es die „intelligenten Fehlwürfe“. Will heißen: Der Verbraucher ist zwar willens, korrekt zu trennen. Aber die Sache ist ja gar nicht so einfach. Weil in die Tonne nur Verpackungsmaterial darf. Weshalb etwa ein Plastikbügel, der nicht samt Sakko gekauft wurde, sondern etwa als Zehnerpack für den Kleiderschrank, nicht als Verpackung gilt. Und darum, auch wenn es blödsinnig ist, in den Restmüll gehört.

Sie haben schon Autoreifen, Rasenmäher und Kühlschränke in den Tonnen gefunden

Andererseits gibt es auch die, die es mit dem Thema nicht so genau nehmen. „Wir haben Touren, da finden wir manchmal seltsame Dinge in den Gelben Tonnen“, berichtet Baiers Kollege Robert Pajonk. „Das sind vor allem Stadtteile mit großen Mehrfamilienhäusern und Mietblöcken. Da weiß ja keiner, wer was in die Tonnen wirft.“ Oder in die großen Müllcontainer, die häufig vor solchen Gebäuden stehen. „Da passt einiges hinein, was nicht hinein gehört“, sagt Robert Pajonk. Er und seine Kollegen haben schon so einiges herausgefischt: Autoreifen samt Felgen, komplette, aber immerhin zerlegte Küchenzeilen, Kotflügel, Rasenmäher, Waschmaschinen und Kühlschränke. „Ich glaube, das landet in der Gelben Tonne, weil die Leute zu bequem dafür sind, die schweren Teile zum Wertstoffhof zu fahren“, sagt Pajonk.

Kommt das häufiger vor, versehen die Männer die Tonne mit einem Aufkleber und dem Hinweis, dass sie falsch befüllt wurde. „Und wir nehmen den Inhalt der Tonne einfach nicht mit“, sagte der Dritte im Bunde, Fahrer Ömer Pürlü. Das hilft offenbar immer wieder. Damit wird Druck in der Hausgemeinschaft aufgebaut. Und wenn das Problem trotzdem auftaucht? „Dann ziehen wir die Gelbe Tonne ab.“ Das kann schon mal vorkommen.

Thomas Baier leert seit 6.30 Uhr morgens im Augsburger Stadtteil Bergheim Gelbe Tonnen.
Foto: Siegfried Kerpf

Andere Sachen, die nicht in die Gelbe Tonne gehören, wiegen zwar nicht unbedingt viel, gehören aber dennoch nicht hinein: „Bei manchen Imbissbuden beispielsweise landen Essensreste in der Tonne. Und wir kriegen gesagt: ,Bitte nehmt sie mit.‘ Und als Dank wird uns dann etwas zu essen angeboten.“ Doch die Müllwerker dürfen das natürlich nicht annehmen. Die Essensreste haben noch einen Nebeneffekt: „Sie ziehen Ratten und Mäuse an.“

In Bergheim sieht die Welt aber ganz anders aus. Keine einzige Gelbe Tonne wirkt an diesem Morgen verdächtig. „Das ist hier immer so“, sagt Robert Pajonk. Auf dem Land werde sauberer getrennt. Wo es viele Einfamilienhäuser gibt, kann jede Tonne einem Besitzer zugeordnet werden.

Seit 6.30 Uhr in der Frühe sind die Männer unterwegs, bis etwa 15 Uhr werden sie Tonnen leeren. Wie viel sie an einem solchen Tag zusammenbringen? „In Bergheim sind es so im Schnitt 6500 Kilo, weil es sich wirklich nur um Verpackungen handelt. In anderen schlechteren Gegenden sind es schnell mal 8000 Kilo, weil schwerer Rest- oder Biomüll ebenfalls in der Gelben Tonne landet“, sagt Thomas Baier. In einem sind sich die Müllwerker aber einig: Trotz mancher schwarzer Schafe wird der Abfall insgesamt gut vorsortiert. „Die Deutschen trennen schon gut“, meint Thomas Baier. Er ist seit acht Jahren Praktiker „an der Front“. Er muss es wissen.

Die Deutschen produzieren so viel Verpackungsmüll wie niemand sonst in Europa

Tatsächlich sind die Deutschen Europameister im Mülltrennen. Im Durchschnitt recycelt jeder pro Jahr 415 Kilo Wertstoffe. Das zeigt eine Auswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. Damit nimmt Deutschland den ersten Platz in Europa ein, gefolgt von der Schweiz (382 Kilo), Dänemark (372) und Österreich (326). Der Auswertung zufolge produzieren die Deutschen pro Jahr und Kopf 213 Kilo Restmüll. Weniger Restmüll entsteht nur in Polen und in Belgien.

Ist somit alles gut? Mitnichten. Denn die Deutschen produzieren zugleich so viel Verpackungsmüll wie kein anderes Land in Europa. 220 Kilo sind es pro Kopf und Jahr, wie das Umweltbundesamt jüngst bekannt gegeben hat. Dazu zählen neben Plastik auch Glas- oder Aluminiumverpackungen. Der europäische Durchschnitt ist deutlich niedriger: 167 Kilo. Woran das liegt? Jeder Verbraucher hat es in den vergangenen Jahren sicher selbst bemerkt: Es gibt immer mehr Verpackungen. Gurken etwa wurden früher lose verkauft und sind nun oft mit einer Folie überzogen. Oder die Großpackung Schokoriegel, die gleich mehrfach verpackt ist. Nicht zu vergessen die sieben Millionen Kaffeebecher, die in Deutschland jeden Tag weggeworfen werden. Eigentlich ein Wahnsinn.

Ömer Pürlü (rechts) und Robert Pajonk sichten, ob sich im Gelben Container das Richtige befindet.
Foto: Siegfried Kerpf

Nachdem alle Appelle, weniger Plastikverpackungen herzustellen und zu verbrauchen, nicht fruchten, hat die Politik endlich gehandelt – wenn auch aus Sicht vieler Umweltschützer längst nicht weitreichend genug. Ab dem kommenden Jahr greift ein neues Verpackungsgesetz, zudem will die EU etwa Plastikgabeln oder Wattestäbchen verbieten. Das ist auch bitter nötig. Denn immer mehr Plastikmüll endet etwa in den Weltmeeren. Experten prognostizieren, dass es bis 2050 mehr Plastik als Fische in den Ozeanen gibt. Und sie sagen: Müllvermeidung wäre noch wesentlich eher geboten als Mülltrennung.

Zurück zu den Gelben Tonnen und Gelben Säcken. Stimmt es eigentlich, wie es so oft heißt, dass der Inhalt letztlich doch nur verbrannt wird? „Nein“, sagt Anna Ephan, Sprecherin der Firma Remondis, entschieden. „Es wäre für die Recyclingwirtschaft in Deutschland kaum sinnvoll, dreistellige Millionenbeträge in moderne Sortier- und Recyclinganlagen zu investieren, um dann die gesammelten Rohstoffe einfach zu verbrennen.“ Aber es gibt Ausnahmen: Etwa, wenn Kunststoff verschmutzt ist, zum Beispiel mit Öl. Oder wenn er aus mehreren Stoffen besteht, die nicht auftrennbar sind. Dann geht es zum Teil ab in den Ofen – wie beim Restmüll. Und das kommt gar nicht so selten vor: Bei Kunststoffen liegt die Recyclingquote des Dualen Systems bei 42 Prozent. Der Umkehrschluss: 58 Prozent dessen, was in der Gelben Tonne oder im Gelben Sack landet, wird eben nicht recycelt.

Er kippt ab, bestialischer Gestank macht sich in der Halle breit

Die Gelben Tonnen in Bergheim sind geleert, der Müllwagen auf dem Weg nach Lechhausen, einem alles andere als ländlichen Stadtteil im Norden Augsburgs. Das Ziel: die Recyclingfirma Kühl, die nahe der Müllverbrennungsanlage einen Standort hat. Ein Müllfahrzeug nach dem anderen fährt auf den Hof, passiert die Schranke. Ömer Pürlü rangiert den Mülltransporter rückwärts in eine riesige Halle, in der sich schon meterhohe Stapel gepressten Wertstoffs befinden. Dann kippt er ab. Auch wenn es sich nur um Verpackungsmüll, um beste Bergheimer Qualität handelt: Bestialischer Gestank macht sich in der Halle breit. Doch Robert Pajonk und Thomas Baier sind das ganz offenkundig gewohnt.

Andernfalls gibt es einen Aufkleber, der Müll wird nicht mitgenommen.
Foto: Siegfried Kerpf

Nur wenige Minuten dauert das Abladen. Dann geht es wieder hinaus. Der leere Wagen wird erneut gewogen. Das Ergebnis: 5,9 Tonnen sind in Bergheim zusammengekommen. Bei Verpackungsmüll ist das ein Zeichen für gutes Material. Die Firma Kühl lagert es nur zwischen. Die Ware wird abgeholt und weiter verarbeitet. Irgendwo in Deutschland. Wo genau? Das wissen auch die drei Müllwerker nicht.

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23.09.2018

als ich vor paar Jahren nur nach Augsburg zog war es eine große Umstellung für mich. Überall ist Mülltrennung anders. Zum Haus gehörte "nur" die Restmülltonne. Für Glas Papier und Dosen aus Metall gab es die kleinen Werstoffhöfe welche immer geöffnet hatten. Und getrennt sortiert wurden. Plastik wurde an 2 Tagen in der Woche angenommen an nur bestimmten Wertstoffhöfen. So genannte Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, wie man dies auch nannte. Die verschiedenen Kunststoffsorten wurden noch sortiert. Diese Trennung stimmte oft nicht. Sie sehen für mich schon eine Umstellung gewesen.