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Beziehungskiste
19.10.2017

Koalitionsverhandlungen sind keine Liebesgeschichten - oder doch?

Jetzt also Sondierungen, Gespräche, Jamaika, und das ist wahrlich kein kleines Ding.
Foto: Frank Rumpenhorst/Illustration (dpa)

Nein, Koalitionsverhandlungen sind keine Liebesgeschichten. Dennoch kann man den Eindruck bekommen, als gehe es bei Jamaika um eine Beziehungskiste und nicht die nächste Regierung.

Man stelle sich nur vor: Horst Seehofer, wie er bei Tinder auf Katrin Göring-Eckardt trifft – links oder rechts wischen? Ist die womöglich was? Wohl kaum. Wobei: Auch bei Angela Merkel wusste er das ja nicht so recht, mit dem bekannten Wahlkampfgeeier und dem für die CSU grottig-schlechten Wahlergebnis als Folge. Jedenfalls sei an dieser Stelle für alle, die mehr an Politik und dem Gemeinwesen als an irgendeiner Bahnsteigsbekanntschaft interessiert sind, eingefügt: Tinder, das ist, so ein Internetdings, mit dem auf dem Smartphone egal, wo man gerade ist, potenzielle Partner (für was auch immer) angezeigt bekommt.

In einer Demokratie ist es nun aber so, dass kein Algorithmus, keine App vermeintlich paarungswillige Gegenüber anzeigt, sondern der Wähler. Und nun stehen sie also da, Göring-Eckardt. Seehofer, Merkel, der schöne Lindner, und müssen irgendwie zusammenfinden, nachdem sich die SPD, bei der Bundestagswahl nicht als besonders sexy empfunden und dementsprechend weggewischt und durchgerauscht, etwas von enttäuschter Liebe brabbelnd auf die Oppositionsbänke zurückgezogen hat.

Jetzt also Sondierungen, Gespräche, Jamaika, und das ist wahrlich kein kleines Ding: Seit Adenauer gab es kein Dreierbündnis (und wenn man die waidwunde CSU als eigenständige Kraft miteinbezieht, sogar Viererbündnis) als notwendige Regierungsmehrheit in der Geschichte der Nachkriegsrepublik. Das aber klingt gerade deswegen verdächtig nach neuer Zeit, nach Merkel, also irgendwie Patchwork. Und natürlich auch: nach viel Arbeit. Beziehungsarbeit, wenn man so will und wie es heutzutage heißt. Den ersten Anbandelungsversuchen diese Woche gab denn auch die NRW-Grüne Sylvia Löhrmann mit auf den Weg: „Man soll sich nicht heiraten, aber man muss eine Art menschliche Tragfähigkeit finden.“ Aha. Es soll also menscheln in Merkels Villa Kunterbunt, und wahrlich, „den neuen Lover von Beginn an teilen zu müssen: Das ist eine Situation, die viel Fingerspitzengefühl erfordert“, wie die Cosmopolitan weiß.

Jamaika-Gespräche: Wer ist hier jetzt eigentlich der Lover?

Was das Fachblatt allerdings nicht weiß: Wer jetzt hier eigentlich der Lover ist. Seehofer? Wohl eher nicht, ähnelt der doch mehr dem alten Familienvorstand, der sich am Ende nicht mal mehr auf seine Verdienste berufen kann, sondern gerade deswegen, weil er in alle Richtungen flirtet (und das in seinem Alter!), scheint’s nicht mehr für voll genommen wird. Kein Wunder jedenfalls, dass er am Donnerstag fast schon weinerlich monierte, dass was dem zurückgetretenen blassen sächsischen Regierungschef Stanislaw Tillich widerfahren sei, „menschlich“ überhaupt nicht in Ordnung war – ohne zu sagen, was denn genau und ganz so, als gäbe es in Sachsen auch so etwas wie einen Söder (klingt ja irgendwie auch so). Nein, Seehofer jedenfalls scheint raus und darf jetzt nur noch um den Ehevertrag feilschen, und je nachdem, wie viel Hektar, Milchkühe, Kamele er raushandelt, noch ein bisschen bleiben (zur Not im Austragshäuserl des Parteivorsitz). Oder eben nicht.

Aber das ist nicht der Punkt, so wie es in der Politik nie (nur) um Personen geht, sondern um Strukturen der Macht. Die Frage, die bleibt, ist eher: Wie kann man mit Personen, die nur Stellvertreter sind, um ebendiese Macht verhandeln?

So wie Wolfgang Kubicki, FDP-Präside, der noch nie um Selbstbewusstsein verlegen, sich diese Woche in einer Talk-Show (und wo denn sonst?) gegenüber einer künftigen Koalitionspartnerin damit brüstete, dass viele Frauen froh sein würden über die Tatsache, seinen Blutdruck zu erhöhen? Wahrscheinlich kaum, aber immerhin erinnerte er mit dieser bemerkenswerten Aussage ebenso wie seiner Neigung zu Handküssen an die glorreichen Zeiten seiner Partei unter dem Spitzenkandidaten Brüderle.

Die Grüne Göring-Eckardt ist da einschlägig und paartherapeutisch natürlich schon wesentlich besser geschult: „Das eine ist, dass man immer mal davon ausgehen muss, der andere könnte auch Recht haben. Das andere ist, dass man andere Sichtweisen akzeptieren muss.“ Hm, beides hat vermutlich miteinander zu tun, zumindest schadet es nicht, wobei es halt immer auch auf die jeweilige Sichtweise ankommt – und die liegen bekanntlich teilweise noch sehr weit auseinander bei den eventuellen künftigen Partnern. Doch dornige Chancen auch das, oder um – nein, nicht Lindner, der kommt später – mit CDU-Generalsekretär Peter Tauber zu sprechen: „Die Idee dahinter ist doch: Wenn jemand zusammenkommt, der so unterschiedlich ist – Grüne, Liberale und wir – und sich dann auf etwas Gemeinsames verständigen kann, dass es auch ein Signal in unsere Gesellschaft ist, die sich ja Zusammenhalt wünscht.“ Schöner Satz, vielleicht aber auch ein Zirkelschluss, vor allem heißt das im Endeffekt nicht auch so etwas wie: Schaut her, Papi und Mami können sich zwar voll nicht ausstehen, aber wir bleiben und raufen uns doch zusammen, den Kindern ein Vorbild?

Besonders erleichtert wird das Ganze auf jeden Fall nicht, wenn die personifizierte FDP beziehungsweise deren Posterboy Christian Lindner gleich von vorneherein und bevor überhaupt die Sondierungen begonnen haben klar macht, dass beispielsweise ein CDU-Finanzminister für die Liberalen nicht mehr in Frage käme (und damit wiederum Wolfgang Schäuble, also der personifizierten schwarzen Null, noch eins mitgibt).

Klare Kante zeigen - bevor es zu Missverständnissen kommt

Oder ist es vielleicht im Gegenteil sogar besonders klug, noch vor Beginn einer Beziehung gleich einmal klar zu machen, dass man sich sonntags immer rheinischen Sauerbraten auf dem Tisch wünscht? Also klare Kante zeigt, bevor es irgendwelche Missverständnisse gibt und man plötzlich vor womöglich zu viel vegetarischer Pizza hockt? Wobei, dafür sind ja wiederum die Grünen zuständig, und die empfehlen, bevor es zu heiß wird in der Küche, erst einmal: Alle „runter von den Bäumen“, damit man sich „auf Augenhöhe“ begegnen kann – womit Cem Özdemir mal wieder sein Talent für einprägsame Sprachbilder unter Beweis stellt (die Frage, ob, wenn alle auf irgendwelchen Bäumen hocken, man sich nicht ebenfalls auf gleicher Höhe befindet, gleichwohl offenlässt).

Aber vermutlich ist ja ohnehin alles nicht so ganz in Stein gemeißelt, schiere Verhandlungsmasse so nach dem Motto: „Wenn du das Rauchen lässt, bügel ich deine Hemden“, und einer, der es wirklich wissen muss, bemerkte diese Woche denn auch: „Ich habe in der Politik schon viele rote Linien erlebt, die dann eingerollt werden, wenn es konkret wird“, so Horst Seehofer nach seinem ersten „Kennenlern“-Besuch in der Grünen-Parteizentrale.

Und was ja in der Tat gerne vergessen wird – gerade hierzulande, wo politischer Streit vom Wähler oft nicht besonders goutiert wird und Regierungen ähnlich einer Kfz-Zulassungsstelle lautlos zu funktionieren haben: Es geht bei Koalitionen nicht um Liebesheiraten, und so gerne es das eine oder andere Klientel, der eine oder andere Stammtisch hätte: Jeweilige Maximalforderungen werden kaum durchzusetzen, statt Honeymoon Enttäuschungen programmiert sein. Deswegen hat Hessens CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier auch recht, wenn er diese Woche daran erinnerte, worum es eigentlich geht: „Der Kompromiss, nicht der Konsens“.

Angela Merkel, die Königin des Kompromisses

Gleichwohl würde man sich natürlich irgendein Projekt, irgendeine Überschrift für das so ungewöhnliche Bündnis wünschen, und wer weiß, vielleicht wird dies nach der allzumenschlich-phrasenhaften Anfangsphase, der noch kein wirklicher Zauber innewohnt alleine, weil aus der Not beziehungsweise dem Wahlergebnis geboren, nachgeliefert. Wahrscheinlicher aber ist, dass das eher nicht der Fall ist, dass so etwas Beliebiges herauskommt wie „Aus Verantwortung für die Menschen und das Land“, wie von Unions-Fraktionschef Volker Kauder vorgeschlagen.

Angela Merkel, die Königin des Kompromisses schlechthin, könnte damit jedenfalls bestimmt genauso gut leben wie mit dem einen oder auch ganz anderen Partner, da braucht die Kanzlerin gar kein Tinder für. Nur eines scheint klar und das kennen alle, die bereits einmal in ihrer Polit-WG eingezogen sind: Den Abwasch machen die anderen.

Lesen Sie dazu auch diesen Kommentar: "Jamaika" ist machbar

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