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Männermode
08.09.2017

Schluss mit Schlips: Geht es der Krawatte jetzt an den Kragen?

Die schmale Krawatte und das Einstecktuch sind für Männer im Anzug in der aktuellen Saison ein modisches Muss.
Foto: Adler (dpa)

Die New Economy machte es vor, alle machen es nach: Die Krawatte bleibt im Schrank. Eine Bilanz von Verlust und Befreiung - oder kommt am Ende sowieso jede Mode irgendwann wieder?

Da gibt es dieses Bild, ein Jahr alt. Der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG präsentiert die Geschäftszahlen, bestens gelaunt. Das ist ein Pflichttermin mit drei Ausrufezeichen in seinem Kalender. Viele Kameras sind auf ihn gerichtet, noch mehr Journalisten sind da, die Berichterstattung fällt gewaltig aus. Dieter Zetsche lacht, noch kann er das, der Dieselskandal und die Kartellvorwürfe sind noch nicht bei seinem Konzern angekommen, er legt Rekordzahlen vor. Und er lässt Azubi-Herzen im Konzern höherschlagen. Der oberste Boss hat die Krawatte im Kleiderschrank gelassen, sein Hemdkragen steht offen. Da sitzt der Chef der deutschen Auto-Nobelmarke, der Herr über die S-Klasse, und er lässt das Herrenmode-Accessoire, das bislang wie kein anderes für Seriosität im Geschäftsleben stand, einfach weg; er kommt oben ohne.

Ein Zufall? Eher nein. Da ist gerade ein tief greifender Klimawandel in deutschen Büros im Gang. Die Krawatte ist dort Mode von gestern, bis auf die wenigen Termine, von denen man dann doch glaubt, sie nur förmlich gekleidet absolvieren zu können. „Casual“ heißt das neue Büro-Zauberwort – zu Deutsch „locker“, „informell“, „zwanglos“. Wie dramatisch diese Wende hin zur neuen deutschen Lockerheit, Zwanglosigkeit, Lässigkeit ist, zeigt eine andere Wasserstandsmeldung aus dem vergangenen Jahr.

Die Hamburger Sparkasse, kurz Haspa, hat 2016 den Krawattenzwang für ihre männlichen Mitarbeiter aufgegeben. Wie es dazu kam? Es klingt kurios. Es gab dort ein Meeting, eines, an dem der Banken-Vorstand und die Auszubildenden der Firma teilnahmen. Einer der Azubis nutzte die Gunst der Stunde und hielt eine flammende Rede darüber, wie weltfremd Krawatten heute seien, wie viel Distanz diese knapp 150 Zentimeter Stoff, die täglich um den Männerhals gebunden werden, zum Kunden herstellen. So trieb der Azubi den Haspa-Banken-Vorstand ins Schlips-Matt. Und dieser machte aus der Not eine Tugend und schwang sich zum Vorreiter unter den deutschen Banken in Sachen Kleiderordnung auf. Die Haspa führte für alle Mitarbeiter den Business-Casual-Stil als neues Ideal ein.

Eigentlich völlig überflüssig - aber trotzdem in allen Farben und vielen Formen zu bekommen: die Krawatte.
Foto: ArTo - stock.adobe.com

Das Motto dazu lautete: „Kompetenz braucht keine Krawatte“, wie Pressesprecherin Simone Naujoks sagt. Mit neuer Lockerheit geht es jetzt in die Firma. Wobei „casual“ in der Firma nicht gleichzusetzen ist mit „casual“ zu Hause. Die Mitarbeiter seien immer noch dazu angehalten, in ausgewählter Kleidung zur Arbeit zu erscheinen. Was gehe und was nicht gehe, habe eine Stilberaterin zusammengestellt, sagt Naujoks. Ob es oben ohne in der Haspa für die männlichen Mitarbeiter wirklich leichter geworden ist, nun kleidertechnisch den richtigen Ton zwischen Anzug mit Schlips und Trainingshose mit T-Shirt zu treffen? – Man(n) weiß es nicht.

Sie gehört auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Kleidungsstücke

Man weiß nur, der Krawatte geht es in diesen Tagen gehörig an den Kragen. Wenn sie selbst in Bankfilialen nicht mehr zum Standard-Outfit des Kundenberaters gehört, dann gehört sie auf die Liste der vom Aussterben bedrohten Kleidungsstücke. Modetechnisch wegrevolutioniert – ein an sich funktionsloses Accessoire, das plötzlich nicht mehr gebraucht wird, um den Unterschied auszumachen.

Ja, den Unterschied ausmachen. Da war doch was? Richtig. Genau deshalb war unser aller Pep in München engagiert worden. Der Welttrainer, der den Klub endgültig neben Madrid, Barcelona und Manchester zu der Weltmarke machen sollte. Und wie er da manchmal am Spielfeldrand stand, hätte das wirklich etwas werden können: schwarze Hose, weißes Hemd, schwarze, schmale, lässige Krawatte. Es geht doch auch mit Schlips, wenn man nur weiß, was man dazu tragen muss. Aber in Pep Guardiolas drei Münchner Jahren ist es ihm weder gelungen, die Champions League zu gewinnen, noch den deutschen Männern die Krawatte wieder schmackhaft zu machen, obwohl er darin „buenisima figura“ gemacht hat.

Typisch Spanier kann man auch einfach sagen. Männermode-technisch spielen sie einfach immer gemeinsam mit Italienern zwei Ligen über Deutschland. Da gilt das Locker, Zwanglos und Informell – also „casual“ – nicht als die Krönung des guten Geschmacks, sondern als Zeichen des Niedergangs. Oder um es mit dem Modeschöpfer Karl Lagerfeld allen Casual-Freunden zu sagen: „Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.“

Warum Pep, der Spanier, als modetechnisches Vorbild so interessant ist? Weil in Spanien Männer, die chic sein wollen, sich auch die Krawatte binden, wenn sie zum Flanieren auf die Straße gehen. Und das hilft einem, zu verstehen, warum der Niedergang hierzulande in diesen Zweckmäßigkeits-Breiten so rasant vonstattengeht. Krawatte, das war und ist hauptsächlich Geschäft, Krawatte gehörte zum Büro- oder Vertreter-Job, Krawatte, die wurde dort getragen, wo sich alles ausschließlich ums Geld und Geldverdienen drehte. Krawatte war die einfache Methode, sich seriös und vertrauenswürdig zu geben. Wer den doppelten Windsor so akkurat knoten kann, der schafft es auch, das Geld seiner Kunden gewinnbringend mit den Aktienmärkten zu verbinden. Sobald die Geschäfte erledigt waren, spätestens aber vor dem Feierabendbier, war die Krawatte ab, lag sie auf dem Beifahrersitz, im Wohnzimmer über der Stuhllehne oder im Bad am großen Handtuchhalter. Nur weg damit in der Freizeit, da hatte die Krawatte noch nie viel zu suchen, sieht man von Hochzeiten, runden Geburtstagen oder großen Bällen ab.

Das trägt man jetzt: Winfried Kretschmann (Grüne) mit schwarz-grau-grüner Krawatte.
Foto: Marijan Murat/Archiv (dpa)

Was leicht mit einer kleinen Testfahrt unterstrichen werden kann. Augsburg – Straßenbahn Linie 6, vielleicht 30 Mitfahrende, niemand trägt Krawatte. Umsteigen am Roten Tor, Linie 2. Nur eine Station und eine volle Bahn, also keine Zeit, durchzuzählen. Aber nirgendwo auch nur eine Krawatte zu sehen. Umsteigen in den Regionalzug nach München. Vielleicht ist es in der Landeshauptstadt besser. Die Luft steht im Zug, kein Schlips an einem Männerhals zu sehen, auch nicht in der S-Bahn von Pasing zum Stachus. Verschwunden, ausgestorben; nein, halt, jetzt kommt die erste in Sicht. Fährt die Rolltreppe herunter. Schwarzer Anzug, weißes Hemd, schwarze Krawatte. Endlich! Aber der Mann schaut aus wie ein Reverend aus den Vereinigten Staaten, der gerade weißblaue Urlaubstage verbringt. Zählt das dann? Hinein ins Getümmel der Fußgängerzone zwischen die vielen, vielen Flaneure dort. Aber Achtung, der Mann, der dieses kurze Hemd in Rosa trägt, und sich dazu auch eine Krawatte im gleichen Ton um den Hals gebunden hat, der ist modetechnisch vielleicht doch nicht die Galionsfigur für den Umschwung. Der dritte Mann mit Krawatte kommt aus dem Modehaus Hirmer, dem – nach eigenen Angaben – größten Herrenausstatter der Welt. Hunderte Männer in Augsburg und München – aber nur drei von ihnen trugen Krawatte.

Die römische Toga – trägt heute niemand mehr

Oben im dritten Stock von Hirmer arbeitet Kai Schneider, stellvertretender Leiter der Abteilung Hemden und Krawatten. Er verkauft die Langbinder in Strick, Kaschmir und Seide, in Leinen und Wolle, die Preisspanne reicht von 39,95 Euro bis 149,95 Euro. Schneider verkauft Krawatten in allen Farben, einfarbig oder mit den ausgefallensten Muster. Wer bei ihm nicht das passende Stück findet, wird es auch anderswo schwer haben. Aber Schneider sagt, dass das Kaufhaus die Krawattenabteilung verkleinern werde, weil die Umsätze dort rückläufig seien. Und er sagt das stilvoll wie ein Mann von Welt: „Mode kommt, Mode geht.“ Schneider trägt Krawatte.

Aber ist das wirklich nur eine modische Entwicklung, die im Land zu beobachten ist? Oder wird man später sagen, dass mit der New Economy in den USA um die Jahrtausendwende der Anfang vom Ende der beiden Krawatten-Jahrhunderte eingeläutet wurde? Kleidungsstücke kommen und gehen. Die römische Toga – trägt heute niemand mehr. Die Halskrausen der Renaissance sind verschwunden, ebenfalls die Perücken für Männer. Die Krawatte, irgendwann im 17. Jahrhundert erfunden, wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts in ihrer heutigen Länge getragen, mal etwas tiefer, mal etwas höher über dem Bauch, mal etwas breiter, mal etwas schmaler. Dann kam der Internetboom, kamen die amerikanischen Start-ups, die die Weltwirtschaft aufmischten, kamen Unternehmer wie Steve Jobs (Apple), Sergei Brinn und Larry Page (beide Google), kamen Jeff Bezos (Amazon) und später dann Mark Zuckerberg (Facebook), die den Schlips wegließen. Die Stars der New-Economy-Szene überzeugten ihre Geldgeber durch Ideen, Visionen und Tempo, aber nie dadurch, dass sie sich kleidertechnisch der Old Economy anpassten. Wie tief der Bruch ist, zeigt der Technik-Konzern Bosch, eines der korrektesten und konservativsten deutschen Technik-Unternehmen. Dort wurde vor zwei Jahren der Krawattenzwang in der Konzernzentrale abgeschafft. Man wolle eine Start-up-Unternehmenskultur etablieren. So begründete das der Konzernchef Volkmar Denner.

Krawattendämmerung also allüberall? – Nein! In Burgheim (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) verwirklichen drei junge Männer gerade ihren Plan, die Krawatte zu retten, indem sie ihr einen Nutzen geben wollen. Mit ihrem jungen Start-up „The Loop“ wollen sie Krawatten herstellen, deren Rückseite auch als Brillenputztuch dienen kann. Ob das für die Wende langt? Oder reicht es, einfach abzuwarten, weil die Mode immer wieder zurückkommt auf dieses wunderbar nutzlose Stück Stoff, die Krawatte? So sicher ist das nicht.

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