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Wissenschaft
18.05.2017

Was ist dran am Massensterben? Die Sache mit den Bienen

"Wer anfängt, Bienen zu halten und nach drei Jahren, wenn alle Anfängerdramen durchlebt sind, noch Bienenvölker hat, der hat keine Bienen mehr: den haben die Bienen", sagt Tautz.
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"Wer anfängt, Bienen zu halten und nach drei Jahren, wenn alle Anfängerdramen durchlebt sind, noch Bienenvölker hat, der hat keine Bienen mehr: den haben die Bienen", sagt Tautz.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

Imkerboom und Massensterben – wie geht’s unseren liebsten Insekten wirklich? Unsere Redakteurin hat sich mit einem Bienenforscher unterhalten.

Er kennt die Sorgen mindestens genauso gut wie das Summen. Jürgen Tautz ist privat schließlich auch Imker. Und jeder Imker hat Angst, dass es eines Tages im Stock still ist. Das war schon immer so. Und doch hat sich etwas verändert. Heutzutage gibt es noch DIE Angst. Größer. Dramatischer. Medien greifen DAS Bienensterben regelmäßig auf, das großflächige, nicht das kleine Drama eines einzelnen Imkers, sie berichten über tote Völker, zitieren gerne Albert Einstein mit dem düsteren Satz „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben“.

Nur hat der Nobelpreisträger das höchstwahrscheinlich so nie gesagt. Auch das große Honigbienensterben sei ein Mythos, meint Professor Jürgen Tautz. Das sagt er nicht nur als Imker, sondern als einer der international führenden Bienenforscher, der sich intensiv mit den meist menschgemachten Problemen der Bienen weltweit auseinandergesetzt hat. Sein Fazit: „Dass alle Bienen aussterben werden, an allen Orten und zur gleichen Zeit, das wäre schlimm, aber das wird es nicht geben.“

Wie der 67-Jährige auf diese These kommt, erklärt Tautz ausführlich in seinem neuen Buch „Die Honigfabrik“, das er zusammen mit seinem Imkerkollegen Diedrich Steen geschrieben hat. Und er erklärt es nun auch am großen Tisch im Besprechungszimmer des Bienenforschungszentrums der Universität Würzburg, das er leitet. Tautz hat etwas Ähnlichkeit mit Albert Einstein, graue, krause Haare, freundliche Augen gucken durch eine schwarze Brille, sympathisches Lächeln. Hinter ihm ein Bücherregal mit internationaler Bienenliteratur. In den untersten Fächern stapeln sich Dissertationen seiner Studenten aus über 20 Jahren.

Auf dem Weg vom Bahnhof zum Bienenzentrum auf einem Ex-Kasernengelände im Würzburger Osten hat er zuvor noch von seinen fünf Bienenkästen erzählt, die in seinem Garten stehen, auch der, mit dem er überrumpelt wurde, damals 1995. Der Verhaltensforscher Jürgen Tautz war schon Mitte 40 und forschte gerade an Krebsen, als eines Tages der große Bienenforscher und Uni-Kollege Martin Lindauer ihm einen Bienenstock hinstellte und meinte, an Bienen komme ein Verhaltensforscher nicht vorbei. Tautz hatte zwar als Student einmal mit Bienenforscher und Nobelpreisträger Karl von Frisch korrespondiert – die Antwort in Sütterlinschrift hat er bis heute aufgehoben –, das war aber auch sein einziger Kontakt zur Wunderwelt der Bienen gewesen. „Damals wusste ich so viel über Bienen wie die meisten: Sie machen Honig und können stechen.“

Seit über 20 Jahren versucht er den Geheimnissen auf die Spur zu kommen

Tautz war schnell fasziniert. Auf der einen Seite war er angezogen von der Komplexität, die das Thema so spannend macht. So viele Fragen, so viele Rätsel, so viel Grund zum Wundern und Staunen, selbst für einen aufgeklärten Wissenschaftler. Gleichzeitig hielten ihn 50.000 Stacheln auf Distanz und flößten ihm Respekt ein. Bald hieß es für ihn „cogito ergo summ“. Er ließ die Krebse Krebse sein, wechselte das Fachgebiet, wurde Bienenforscher und Imker.

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Das Phänomen erklärt er in seinem Buch so: „Wer anfängt, Bienen zu halten und auch nach drei Jahren, wenn alle Anfängerdramen durchlebt sind, noch Bienenvölker hat, der hat keine Bienen mehr: den haben die Bienen!“ Der Forscher Tautz versucht seit nun über 20 Jahren den Geheimnissen der summenden Insekten auf die Spur zu kommen. Aus Gesprächen mit dem 2008 verstorbenen Lindauer hat er noch einen Stapel mit Notizen und Fragen, die er beantworten möchte. Er will beispielsweise den sechsten Sinn der Bienen verstehen. Noch ist es ein Rätsel, wie manche Bienenvölker vorausschauend agieren.

Bienenforscher Jürgen Tautz.
Foto: Lea Thies

Im Gegensatz zu Lindauer und von Frisch steht ihm bei der Forschung nun moderne Technik zur Verfügung. Er muss sich nicht mehr nur auf sein scharfes Auge verlassen. Er stattet Bienen mit Mikrochips, Markierungen und Kameras aus. Er verkabelt Bienenstöcke und lässt sie rund um die Uhr filmen und messen. Tautz und sein Team fanden so beispielsweise heraus, dass Bienen bis vier zählen können. Sie dokumentierten auch eindrucksvoll, wie Bienen eine in den Stock eingedrungene Wespe unter Hitze setzen und töten. Oder dass Bienen eigentlich faul sind und im Schnitt nur vier Ausflüge am Tag machen. Und dann ist da noch Hobos, Tautz erfolgreichstes „Bienenbaby“: Für das Projekt „Honey Bee Online Studies“ stellt er Daten aus verkabelten Bienenstöcken kostenlos ins Internet und animiert damit Menschen weltweit, sich mit Honigbienen zu beschäftigen. Und das tun sie.

Jedes tote Bienenvolk ein Aufreger

Honigbienen sind trotz der Stacheln die beliebtesten Insekten der Welt. Dafür hat Tautz eine These: „Die Honigbiene ist im ostafrikanischen Hochland entstanden, der Mensch ebenfalls. Wenn unsere Vor-Vor-Vorfahren vor sechs Millionen Jahren auf eine Honigfabrik getroffen sind, muss ihnen das wie Nahrung von einem anderen Stern vorgekommen sein, trotz der Stiche. Es gab nichts Süßeres auf der Erde als Honig. Diese positive Erfahrung hat sich in unseren Genen verankert wie auch die Angst vor Spinnen oder Schlangen.“ Wissenschaftlich kann er seine Idee nicht belegen. Beim Mythos Bienensterben ist das anders. Da hat er Zahlen und Fakten.

„Bienenvölker sterben schon immer, in der Natur sind das 20 bis 30 Prozent. Das muss so sein, wegen der Wohnungsknappheit“, erklärt Tautz. Da der Mensch diese Tatsache nicht berücksichtige, wenn er Bienen in seine Obhut nehme, sei jedes tote Bienenvolk ein Aufreger. Und die seit 1971 verschwundenen 300.000 Bienenvölker, von denen der Deutsche Imkerbund (DIB) spricht?

Tautz nimmt einen Stift und zeichnet auf ein Blatt Papier, wie er es bei Erklärungen immer wieder gerne tut. Er ist bekannt dafür, dass er wissenschaftliche Zusammenhänge einfach erklären kann. Nun entstehen kleine Bienenskizzen oder in diesem Fall eine Kurve, die erst recht gerade verläuft und dann an einer Stelle abfällt. „Das ist die Zahl der Bienenvölker und dieser Knick ist die deutsche Wende. In der DDR wurde das Imkern stark unterstützt, danach hat es sich auch dort nicht mehr gelohnt.“ Viele deutsche Imker gaben also seit den 1970er Jahren ihr Hobby auf, weil es keine Erträge mehr abwarf und durch die Varroamilbe noch zusätzliche Arbeit verursachte. Das Imkersterben ließ auch Bienen sterben. Umso mehr freut sich Tautz, dass inzwischen ein Umdenken stattgefunden hat. Bienenhaltung lohnt sich wieder. 115.000 Imker zählte der DIB 2016 – so viele wie noch nie. Auch die Zahl der Bienenvölker steigt wieder.

Und weltweit? „Es gibt keinen globalen Einbruch“, sagt Tautz und beruft sich auf die Vereinten Nationen, wonach sich die Zahl der von Menschen bewirtschafteten Bienenvölker in den letzten 15 Jahren weltweit deutlich erhöht habe. Sogar in China, wo mancherorts durch Pestizide so viele Bienen gestorben sind, dass Bäume nun von Menschenhand bestäubt werden, gebe es wieder mehr Honigfabriken. Wo ein Imker, da auch meistens ein Aufpasser.

Tautz rät, sich auf alte, natürliche Wege zu besinnen

Dennoch sei in der Welt der Bienen bei Weitem nicht alles in Ordnung, betont Tautz. Regional massenhaftes Bienensterben komme immer wieder vor. Etwa in den USA, wo die exzessiv betriebene Bestäubungsimkerei den Bienen zusetze. Über die Hälfte aller Völker des Landes wird über tausende Kilometer und durch verschiedene Klimazonen transportiert, um riesige Monokulturen zu bestäuben. Am Ende der Saison seien sie fertig mit der Welt und viele zu schwach für den Winter. US-Bestäubungsimker verlieren jährlich bis zu 30 Prozent ihrer Bienenvölker.

Das Phänomen des „unerklärlichen massenhaften Bienensterbens“ wird auch „Colony Collapse Disorder (CCD)“ genannt – so geheimnisvoll findet Tautz dieses aber nicht. „Alles deutet darauf hin, dass dies die Konsequenz eines Systemfehlers ist.“ Da werde gegen die Bienen gearbeitet, die Völker würden ausgebeutet.

In Deutschland gibt es CCD nicht, dennoch haben die Bienen hierzulande auch Probleme: die Varroamilbe („ein für Imker beherrschbares Problem“), die immer strukturärmeren und eintöniger werdenden Landschaften und pflegeleichteren Gärten („Wildbienen verlieren dadurch ihren Lebensraum“) und auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft („unkalkulierbare Risiken“). „Ich glaube aber nicht, dass wir ohne die Agrochemie die wachsende Menschheit satt bekommen“, sagt Tautz und wünscht sich mehr Dialog zwischen den Beteiligten: den Forschern der Konzerne, den Bauern, den Bienenschützern. Tautz greift wieder zum Stift und zeichnet eine Vision: Dass Biologie-Physik-Chemie-Studenten aus demselben Hörsaal im Berufsleben weiter miteinander reden und nicht gegeneinander arbeiten. Das Ziel: die vorhandenen Methoden wie Fruchtfolge und biologische Schädlingsbekämpfungsmöglichkeiten intelligent mit chemischen zu kombinieren.

Die Lösung für viele Bienenprobleme gibt es für Tautz schon: Der Mensch müsse sich wieder auf alte, natürliche Wege besinnen. Ein Ansatz sei etwa die Zeidlerei, in der Bienen in Baumstämmen leben. In solchen Biotopen wohnen auch Bücherskorpione, winzige Spinnentiere, die Varroamilben fressen. Da werde gerade geforscht. Und es gibt auch wild lebende Honigbienen, die ohne Imker klarkommen. Sie streifen sich die Varroamilben aus dem Pelz, wenn man sie denn lässt.

Die Honigfabrik. Die Wunderwelt der Bienen – eine Betriebsbesichtigung Jürgen Tautz, Diedrich Steen, Gütersloher Verlagshaus, 272 Seiten, 19,99 Euro

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