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Trauer
29.10.2017

Wenn das Kind stirbt: Eltern berichten, wie sie ins Leben zurückfanden

Wenn ein Kind stirbt, fällt es den Eltern schwer, das eigene Leben weiterzuführen.
Foto: Matthias Balk, dpa

Nichts ist schlimmer für Eltern, als den Sohn oder die Tochter begraben zu müssen. Nun erzählen Betroffene von ihren Erlebnissen – um anderen zu helfen.

Linda winkt kurz aus dem Auto, das rückwärts aus der Einfahrt fährt. Dies sind die letzten Bilder, die ihrer Mutter von ihr in Erinnerung geblieben sind. Linda kam nicht mehr nach Hause. Die 15-Jährige gehörte zu der Schülergruppe aus Haltern, die am 24. März 2015 beim Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen starb. Wochen nach der Katastrophe bekamen die Eltern ein Haargummi, zwei Blusen mit Brandflecken, ein Handtuch und einen Schuh zurück. „Eine der Blusen hatte sich Linda zum Geburtstag gekauft. Ich erinnere mich, wie wir im Laden standen und sie sie anprobierte“, berichtet Stefanie Assmann. „Was sollen wir nur mit diesen Kleidungsstücken machen? Ich kann sie doch nicht immer wieder anschauen. Ich weiß es wirklich nicht.“

Berichte wie dieser machen sprachlos und lösen starke, verwirrende Gefühle aus. Wie muss es sein, wenn das eigene Kind stirbt? Könnte mir das auch passieren? Kann man danach weiterleben? Ja, man kann. Besser gesagt: Man muss – schon aus Verantwortung den Geschwisterkindern gegenüber. In dem kürzlich erschienenen Band „Das Trauerbuch für Eltern“, dem Stefanie Assmanns Bericht entnommen ist, erzählen verwaiste Eltern von ihren Erfahrungen. Ihnen allen ist es gelungen, zurück ins Leben zu finden, wenn auch auf ganz unterschiedliche Weise. „Wir möchten mit diesem Buch keine Ratschläge geben, sondern verwaiste Eltern ermutigen, ihren eigenen Weg zu suchen und zu gehen“, schreiben die Autorinnen Silia Wiebe und Silke Baumgarten im Vorwort. Die Journalistinnen haben dazu intensive Gespräche mit den Betroffenen geführt und protokolliert.

„Wenn ein Kind stirbt, bricht für die Eltern ihre Welt zusammen“, sagt der Psychologe und Trauerexperte Joachim Wittkowski, Senior-Professor an der Universität Würzburg. „Kinder sind für sie die Zukunft. Ihre Pläne sind zerstört.“ Deshalb akzeptieren es Menschen in der Regel, wenn der betagte Großvater stirbt. Wird aber ein 13-Jähriger – wie Benjamin im Buch – von einem Lastwagen überfahren, ist das ein Schicksalsschlag, der für Eltern schwer zu verkraften ist. Seine Mutter sagt: „Ein Kind ist ein Stück von einem selbst. Ein Stück Fleisch vom eigenen Fleisch.“

Das Leben geht weiter - aber es ist nicht mehr dasselbe

Was das bedeutet, wissen die Autorinnen aus eigener Erfahrung: Silke Baumgartens behinderte Tochter starb mit neun Jahren. Und Silia Wiebe verlor in der späten Schwangerschaft zwei Kinder. Danach, erzählt Wiebe, fiel sie in ein schwarzes Loch. „Ich konnte nicht mehr schreiben und mein Mann konnte seinen Job nicht mehr machen.“ Als Neugeborenen-Intensivmediziner wollte er keine Mütter mehr über vergleichsweise banale Probleme hinwegtrösten, und er konnte auch keine Babys mehr versorgen, die so groß und schwer waren wie sein verstorbener Sohn. Herkömmliche Ratgeber zum Thema Trauer halfen ihr nicht. „Trauer ist zu individuell, als dass man sie in Ratgeber packen könnte. Ich hätte stattdessen gern erfahren: Wie haben andere Eltern nach dem Tod ihres Kindes wieder zu Lebensfreude gefunden?“ Zusammen mit ihrer Freundin und Kollegin Silke Baumgarten schrieb sie daher das Buch, das sie damals gern gelesen hätte.

Die Geschichten, die sie gesammelt haben, sind sehr verschieden. Das fängt bei Alter und Todesart der Kinder an. So berichtet ein Vater, wie sein Sohn als Zweijähriger in einen Bottich fiel, schwerbehindert überlebte und elf Jahre später starb. Eine Mutter erzählt von ihrer 18-jährigen Tochter, die sich ohne jegliche Ankündigung eines Nachts von einer Brücke stürzte. Wieder eine andere Mutter beschreibt den Schock, den der jähe Tod ihres einjährigen Mädchens auslöste.

Das Leben ging für die Restfamilien weiter, aber für niemanden war es noch dasselbe. „Man lebt ja weiter, obwohl man eigentlich sterben möchte. Und man fragt sich: Was habe ich, was kann mir helfen?“, sagt die Trauerexpertin Verena Kast in einem Interview, das als Nachwort dient. „Verluste sind grundsätzlich Erlebnisse, die uns deutlich verändern.“ Das zeigen einige Beispiele im Buch: Die Journalistin Baumgarten arbeitet heute hauptberuflich als Trauerrednerin. Eine andere Mutter tritt inzwischen als Krankenhausclown auf, wieder eine andere hilft Familien mit schwerbehinderten Kindern. Ein Paar hat Pflegekinder zu sich genommen.

Die Kluft zwischen Betroffenen und ihrer Umgebung ist riesig

Tatsächlich ergab eine groß angelegte Studie der Uni Würzburg, dass Trauer für viele Menschen auch mit persönlichem Wachstum verbunden ist. „Die Hinterbliebenen müssen sich ihren Lebensentwurf neu erarbeiten. Diese schwierige Aufgabe bewältigt zu haben, wird von ihnen rückblickend meist als Gewinn gesehen“, erklärt Wittkowski, der die Untersuchung durchführte. Auch die Autorinnen des Trauerbuches fanden viele Belege dafür, dass an dieser Aussage etwas dran ist. Dennoch warnen sie davor, Trauer zu glorifizieren. Eine Mutter, deren Sohn mit zwölf Jahren an Krebs starb, sagt: „Auch wenn ich gelernt habe, mit dem Schmerz zu leben, und wir jetzt ein relativ zufriedenes Leben führen – der Schmerz ist immer da, der geht nie weg.“

Deutlich wird in den Berichten auch, wie groß die Kluft zwischen den trauernden Familien und ihrer Umgebung ist. Viele Verwandte und Freunde zeigen zwar große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft. Bei einigen sind aber Angst und Unsicherheit so groß, dass sie den Trauernden aus dem Weg gehen. „Auch wir waren von manchen engen Bezugspersonen enttäuscht. Ich hätte mir mehr Nachfragen gewünscht“, erzählt Silia Wiebe. „Die Scheu, uns auf den Tod unseres Sohnes anzusprechen, war sehr groß.“ Sie hofft, dass auch Nicht-Betroffene das Buch lesen und dadurch mehr Verständnis für Trauernde entwickeln.

Dazu gehört auch das Wissen darum, dass die Trauer nicht einfach nach ein paar Monaten wie eine dunkle Wolke verfliegt. Verena Kast hat verschiedene Phasen der Trauer beschrieben, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt sind. Erst nach neun Monaten merken viele Hinterbliebene, dass sie ihren geliebten Menschen wirklich verloren haben. „Doch ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt haben Freunde und Angehörige das Gefühl: Nun soll es aber langsam mal besser werden. Das läuft richtig gegeneinander“, sagt Kast im Interview. Joachim Wittkowski hat in seiner Studie zwar festgestellt, dass sich die Trauer im Laufe von drei Jahren stark verändert und an Intensität nachlässt. Doch auch er sagt: „Das Trauern dauert länger, als viele meinen.“

Mehr als zwei Jahre nach Lindas Tod ist der Trauerprozess ihrer Eltern noch lange nicht abgeschlossen. Und er wird es wohl nie sein. „Wir wollen irgendwann dahin kommen zu sagen: Wir sind froh, sie gehabt zu haben. Aber so weit sind wir noch nicht“, berichtet ihr Vater. „Und manchmal kommt die Angst in mir hoch, mein Kind zu vergessen, und ich merke, ich will den Schmerz auch empfinden. Denn er ist ein Teil dessen, was mir von Linda geblieben ist.“

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