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Leipziger Buchmesse 2017
18.03.2017

Wie Bücher in die Welt kommen - unterwegs mit einer Verlagsvertreterin

Wie kommen Bücher in die Buchhandlung? Eine Vertreterin erzählt von ihrer Arbeit.
Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolfoto)

Kommende Woche beginnt die Leipziger Buchmesse. Grund genug, um einmal nachzuforschen: Wie kommen Bücher in die Läden und damit in die Welt? Unterwegs mit einer Verlagsvertreterin.

Neun Uhr. Die Bar „Al Centro“ in Schwabmünchen hat eben erst geöffnet. Vorne sitzt aber schon wie aus dem Nichts herbeigezaubertes Stammpublikum, um die Ecke hinten rechts Barbara-Sophia Voglmaier, Verlagsvertreterin, und schräg gegenüber am Tisch Hans Grünthaler, Buchhändler. Frau Voglmaier hat ein Laptop vor sich stehen, das sie gleich aufklappen wird. Herr Grünthaler einen Stapel Kataloge: die Verlagsvorschauen. Im Laufe der nächsten eineinhalb Stunden wird es so sein: dass Frau Voglmaier viel spricht und Herr Grünthaler viel zuhört, dass Herr Grünthaler, bevor er umblättert, eine Zahl nennt und Frau Voglmaier sie dann eintippt. Dass zum Beispiel Frau Voglmaier über einen Roman sagt: „Da geht es auch um ein Leben, das überhaupt nicht gelingt.“ Und Herr Grünthaler antwortet: „Da nehmen wir noch einmal eins.“ Dann tippt Frau Voglmaier und Herr Grünthaler blättert um. Und dann erzählt Frau Voglmaier vom nächsten Roman und Herr Grünthaler nennt die nächste Zahl. Ein Verkaufsgespräch eben, aber eines, bei dem man am Ende weiß, dass man eigentlich sofort für ein paar Wochen frei nehmen sollte und nichts anderes tun sollte als lesen …

Verlagsvertreter brauchen Begeisterung fürs Lesen

Herr Grünthaler wird nach dem Gespräch wieder ein paar Meter weiter über den Platz in seine Buchhandlung gehen. Buchhandlung Schmid, preisgekrönt übrigens. Frau Voglmaier aber wird sich in ihren Kombi setzen und erst nach Marktoberdorf fahren, dann nach Memmingen, zuletzt nach Füssen. Ohne Navi. „Weil my brain ist mein Navi.“ Sagt Voglmaier, energiegeladene 58, im schönsten bayerischen Sound und auch das ist ein Grund, weswegen man ihr gerne zuhört. Seit 16 Jahren reist sie zweimal im Jahr quer durchs Land, im Winter mit den Frühjahrsbüchern, diese Fahrt im Februar ist eine der letzten der Saison, im Sommer mit den Herbstnovitäten, von Buchhandlung zu Buchhandlung, macht etwa 30.000 Kilometer. Im Gepäck ein Stapel Bücher, der ist zum Verteilen da, ihr Koffer, wegen der Übernachtungen und natürlich der Laptop. Zum Tippen. Voglmaier vertritt in Bayern den Hanser-Verlag und die Verlage, die dazugehören, Zsolnay/Deuticke, Nagel und Kimche zum Beispiel, aber auch noch Kunstmann, Schirmer-Mosel und Brandstätter. Edelsortiment also. Man könnte auch sagen: 1a-Qualitätsware. Aber so ein Wort hört Barbara Voglmaier nicht gerne. Ein Buch ist ja kein Staubsauger.

Buchvertreterin Barbara Voglmaier.
Foto: privat

Zwei Mal im Jahr gibt es in den Verlagen die Vertreterkonferenz, bei der Verleger, Lektoren, die Mitarbeiter vom Marketing und natürlich die Vertreter, über das Programm diskutieren – bis hin zu den Buchumschlägen. Weil sich ja auch das allerbeste Buch nicht von allein verkauft. Es braucht, lange bevor es in den Buchhandlungen liegt, Menschen, die sich kümmern, die es hätscheln, davon schwärmen und denen man beim Schwärmen auch vertraut … „Je intelligenter, je gebildeter Verlagsvertreter sind, umso mehr können sie für die Bücher tun“, so hat es der frühere Hanser-Verleger, Michael Krüger, einmal formuliert. Schwärmen bei Frau Voglmaier klingt zum Beispiel so: „Eine beeindruckende Leseerfahrung. Das geht so weit, dass ich am Ende das Gefühl hatte, die Schnitte selbst zu spüren. Und die Frage, um die es geht, ist sehr interessant: Welche Bedeutung kann Freundschaft anstelle der Familie einnehmen?“

Das Buch, um das es da geht, trägt den Titel „Ein wenig Leben“, geschrieben von Hanya Yanagihara, ein sogenannter Spitzentitel. Es handelt von der Freundschaft zwischen vier jungen Männern, einer von ihnen dem inneren Zwang ausgesetzt, sich selbst verletzen zu müssen … Die Buchhändlerin, die Frau Voglmaier jetzt in einem kleinen Zimmerchen hinter dem Laden gegenüber sitzt, heißt Marlies Pötzl und die sagt erst einmal schelmisch: „Und? Was würde Marcel Reich-Ranicki sagen?“ Da lacht Frau Voglmaier: „Zerreißen …“ Da lacht auch Frau Pötzl und hebt die Hand, fünf Finger ausgestreckt. „So viele?“ – „Ja wirklich.“ –“Also gut!“

Jeder Buchhändler tickt anders

Wer sich in Frau Pötzls Buchhandlung in Marktoberdorf wenig umschaut, weiß danach ziemlich genau, was sie gerne mag. Es ist ein bisschen so, als würde man im Kopf von Frau Pötzl herumwandern: hier die Reisen, eher Iran als Ibiza, da die Musik, da die große Ecke für die Literatur samt Klassikern. Die verkauft sie besonders gerne. „Man kann die Leute schon zum Lesen bringen“, sagt Frau Pötzl, und dass es bei ihr dafür keine Danella und keinen Konsalik gäbe. Mit Anna Gavalda muss ihr Frau Voglmaier auch nicht kommen. „Da möchte ich sie gerne zu motivieren. Das sind sehr gute Erzählungen“, meint Frau Voglmaier, aber Frau Pötzl winkt ab. „Ich und Gavalda – und Erzählungen gehen hier doch nicht. Keins!“ Und ähnlich bei Jean-Philippe Blondel und seinem Roman „Die Liebeserklärung“: „Je älter ich werde, umso mehr ödet mich solches Zeug an“, sagt Frau Pötzl, schiebt nach: „Ach, ich nehme aber zwei.“ Bei Franzobels „Das Floß der Medusa“ versucht die Verlagsvertreterin wiederum fast ein wenig zu bremsen. „Das ist was für mich“, erklärt jetzt Frau Pötzl freudig und Frau Voglmaier freut sich auch, aber sagt: „Dennoch wollen wir die Kirche im Dorf lassen.“ Drei also.

Später im Auto wird Barbara Voglmaier sagen, dass sie ihren Beruf auch wegen ihrer Kunden so gerne mag. „Ich freue mich, sie zu sehen. Alles Individualisten.“ Da ist sie auf dem Weg nach Memmingen. Zur Buchhandlung Javurek. Dritte Station, davor noch ein schneller Biss ins Brötchen. Etwa 250 Buchhandlungen betreut die Münchnerin, die ganz großen wie die kleinen, einige wenige nur schriftlich. Die meisten Kunden freuen sich halt ebenso, Barbara Voglmaier zu sehen. „Verlagsvertreter sind für mich das A und O“, hat zum Beispiel Herr Grünthaler gesagt und dass er keinen von den etwa 40, die ihn im Halbjahr besuchen, missen möchte: „Im besten Fall wissen sie genau, was man braucht.“ Oder was man möchte. Nicht jeder Buchhändler nämlich das Gleiche. Frau Pötzl mehr Franzobel, Herr Grünthaler auch Gavalda.

Buchhandel hat sich an die Krise gewöhnt

Jetzt aber zu den Zahlen. Also mal ganz doof gefragt: Ob sich das eigentlich noch so richtig gut rechnet in Zeiten, in denen man ständig von der Krise im Buchhandel liest? Und in denen es jedes Jahr weniger Buchhändler werden, immer mehr Geschäfte schließen, 150 allein im Jahr 2015, und der Online-Handel brummt? „Es bröselt wirklich von Halbjahr zu Halbjahr“, sagt Barbara Voglmaier. Aber dennoch werde weniger gejammert als zu Beginn der Krise vor zehn oder zwölf Jahren. Vielleicht, weil man sich ja auch an die Krise gewöhnt. Weil man sich darauf eingestellt hat. Flexibler geworden ist, schlanker, schneller.

„Einfach wird nix“, sagt Barbara Voglmaier und rechnet mal ein bisschen vor. Was bei ihr rausgeht, was reinkommt. „Jeder Parkzettel, jede Übernachtung geht auf meine Rechnung.“ Für jedes georderte Buch gibt es Provision. Auch für jede Nachbestellung. Passt aber so für Barbara Voglmaier. Und so etwas wie ein teures Auto brauche sie gar nicht. Ihr Hirn ist her castle. Zum Lesen setzt sich Barbara Voglmaier im Übrigen an den Schreibtisch. Schreibt dabei auf. Etwa 70 Prozent der Bücher ihrer Verlage habe sie gelesen, über die restlichen 30 Prozent sei sie so informiert, dass sie das Buch präsentieren kann.

Gejammert wird also nicht. Oder nur so wie eben auch übers Wetter. „So ein greißlicher Ostwind.“ – „Kalt ist es. Aber wie geht es Ihnen?“ – „Mei, schlechten Leuten geht es immer gut.“ Jetzt sitzt Peter Javurek Frau Voglmaier gegenüber. Wieder Hinterzimmer, größer aber und das Setting ein wenig anders. Herr Javurek nämlich schaut auch auf den Computerbildschirm, um gleich prüfen zu können, wie gut sich der eine oder andere Titel des Autors verkauft hat, was noch da ist. Er sagt, bei der Belletristik sei er eigentlich dicht. Aber ein bisserl was geht doch. Fünfmal T.C.Boyle zum Beispiel, einmal Alissa Walser … Bei den Gedichten von Michael Köhlmeier winkt er jedoch ab – „Gedichte, bitte nicht“ – und was Blondel betrifft: „Ich kann ja nicht alles nehmen.“ Würde er schon gerne, aber wohin damit? Man habe ja keine Lagerhalle. Und jeder Verlagsvertreter, der ihn besuche, wolle das Gleiche: seine Bücher in die Regale bringen. Frau Voglmaier hört zu, lächelt. Herr Javurek jetzt auch: „Aber der Hanser-Verlag gehört schon zu denen, deren Bücher wir mögen!“ Man plaudert noch über Kalender – Voglmaier: „Wann wollen sie die geliefert haben?“ –, über Literatursendungen – Javurek: „Das literarische Quartett kannst du in der Pfeife rauchen.“ Und irgendwann im Gespräch sagt Frau Voglmaier den schönen Satz: „Eigentlich muss man doch nur alphabetisiert sein, um zu lesen.“ Warum die Menschen nur manchmal fast Angst hätten vor Büchern, für die man auch mal den Kopf hernehmen müsse. Dann geht es wieder raus in den Ostwind, ab nach Füssen. Barbara Voglmaier sagt: „Ich muss doch ein Programm in die Welt bringen.“

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