Kirk Douglas: Ein einsamer Held wird 100
Filmstar und Hollywood-Legende Kirk Douglas wird heute 100 Jahre alt wird. Es bleibt die Frage: Wo bleiben in Hollywood die Charaktere? Ein Porträt.
Kann man diese Bilder vergessen? Da liegt ein Cowboy nach einem Verkehrsunfall schwer verletzt auf der Straße. Mit einem Blick, bei dem sich die Haare aufstellen. Plötzlich fällt ein Schuss, der den Western „Einsam sind die Tapferen“ zu einem traurigen Höhepunkt führt. Denn Jack Burns (Kirk Douglas) weiß, dass sein Gefährte, das Pferd Whisky, soeben erschossen wurde. Weil Pferd und Reiter irrwitzig auf eine Autostraße geraten waren. Ein PS gegen zu viele Pferdestärken.
Kirk Douglas: Western-Held wird 100 Jahre alt
Eigentlich hätte der US-Western mit diesem Film 1961 ein würdiges Finale gefunden, hätten Regisseur David Miller, Drehbuchautor Dalton Trumbo und sein Hauptdarsteller das Ende einer klassischen amerikanischen Gattung einläuten müssen. Ein PS kontra einen Laster, der mit Kloschüsseln überladen war. Ein symbolkräftiges Ende für den amerikanischen Western. Wenn da nicht die italienische Konkurrenz gewesen wäre.
„Einsam sind die Tapferen“ ist der Lieblingsfilm von Kirk Douglas, der bereits in den 40er Jahren im melodramatischen Fach und im Gangsterfach überzeugt hatte. Etwa als der seine Freundin suchende Gangsterboss in „Goldenes Gift“, einem Meisterwerk des „Film noir“ – ein Genre, in dem düstere Bilder, undurchsichtige Charaktere und außer Kraft gesetzte ethische Prinzipien vorherrschten.
Und da gab es später den Monumentalfilm „Spartacus“ von Stanley Kubrick mit Douglas als aufrührerischem Gladiator, worin er allerdings mit seinem verlängerten Stiftenkopf nicht so recht mit den italienischen Schönlingen konkurrieren konnte, die im Sog von „Spartacus“ und „Ben Hur“ als Maciste oder Ursus in die Sandalen schlüpften.
Heute wird Kirk Douglas unglaubliche 100 Jahre alt. Schwiegertochter Catherine Zeta-Jones und Sohn Michael Douglas haben in Los Angeles ein Fest arrangiert für den Jubilar, der seit einem Schlaganfall vor 20 Jahren sprachbehindert ist.
Aber da Kino Generationen überlebt, gehört Kirk Douglas immer noch zu den Ikonen der Traumfabrik. Insgesamt spielte er in über 80 Filmen mit, oft unter großen Regisseuren wie Billy Wilder, Howard Hawks und Stanley Kubrick. „Wege zum Ruhm“, von besagtem Kubrick gedreht, gilt noch heute als einer der besten Anti-Kriegsfilme.
Hollywood-Legende Kirk Douglas feiert 100. Geburtstag
Woran denkt der Filmfan sonst noch? An das Grübchen im Kinn, das in unserer Clique damals als Douglas-Dulle bezeichnet wurde, weil wir eher – Entschuldigung – Charlton Heston für den König der Monumentalschnulzen hielten. Und in den Western sollten die Helden – bitte schön – groß gewachsen sein wie John Wayne, James Stewart und Randolph Scott. Kirk Douglas fehlten da einige Zentimeter.
Mit dem strahlenden Douglas-Blick, seiner unterdrückten Aggressivität und den gefletschten Zähnen konnte allenfalls Burt Lancaster konkurrieren. Was die beiden Freunde zusammen filmisch anstellten, gehört in die Kategorie „Buddy-Movie“. Sieben Mal standen die zwei gemeinsam vor der Kamera, zuletzt bei der selbstironischen Gangsterkomödie „Archie & Harry – Sie können’s nicht lassen“.
Komödien mit Frauen waren nicht Kirks Ding. Man denke nur an „Der Mann ihrer Träume“. Was nicht an Doris Day lag, sondern an der Fehlbesetzung von Douglas.
Bei diesem Kirk Douglas musste man seine Herkunft schmecken, seine Eigensinnigkeit und sein hartnäckiges Bestehen auf kernige Rollen.
Douglas wurde in Amsterdam/US-Bundesstaat New York geboren, als Sohn jüdischer weißrussischer Einwanderer. Das nennt man Integration: Maloche, Highschool, Universität, dann eine Schauspielausbildung. Heute hat man den Eindruck, dass Castingshows den Hauptdarsteller bestimmen. Welcher Kopf kommt bei den Teenies am besten rüber? Sind in den USA Schauspieler nur Staffage für 3-D-Klamauk?
Kirk Douglas gewann Ehren-Oscar
Rührend dagegen der spendenfreudige Douglas, der sich um bedürftige Hollywood-Mitarbeiter kümmert. Seine Frau Anne, die aus Hannover stammt, ist seit 1954 an seiner Seite und achtet auf ihn.
Was vom Schauspieler Kirk Douglas bleibt, sind gebrochene Typen, einsame Helden wider Willen und eine Härte, die der Gerechtigkeit zum Durchbruch verhelfen soll. Oder Typen, die fies sein können wie der Journalist in dem Film „Reporter des Satans“, in dem Billy Wilder bereits 1951 die Sensationslust von Medien kritisierte.
Die großen Ehren blieben Kirk Douglas verwehrt. Es reichte „nur“ zum Ehren-Oscar, der in der Branche als künstlerisches Gnadenbrot gilt. Da schnitt Sohn Michael Douglas besser ab: Der inzwischen auch schon 72-jährige Filius, im Gegensatz zum Papa auch der mittleren Generation vertraut, gewann die Auszeichnung als Produzent von „Einer flog über das Kuckucksnest“ und als Schauspieler für „Wall Street“. Hätte das auch geklappt mit einem unbekannten Daddy?
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