Kunstaktion: Ein Theaterstück vor dem Zugfenster
Ein Künstlerduo verwandelte eine 30 Kilometer lange ICE-Strecke in eine Bühne. Hunderte Schauspieler boten den Fahrgästen rennende Bäume, weiße Haie und einen Wettlauf mit dem Zug.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen im Zug. Womöglich tun sie das, was Tausende andere Zugreisende ebenfalls jeden Tag tun: arbeiten, ein Buch lesen oder einfach nur aus dem Fenster auf vorbeiziehende Landschaften starren. Doch was, wenn dort plötzlich Bäume auseinander rennen, ein Hai aus dem Fluss springt und ein wahnwitziger Sprinter sich einen Wettlauf mit dem Zug liefert, in dem Sie gerade sitzen?
In den Genuss solch ungewöhnlicher Ereignisse konnten Zugreisende zwischen Jena (Thüringen) und Naumburg (Sachsen-Anhalt) vor Kurzem kommen. Unter dem Motto "Bewegtes Land - Inszenierungen für vorbeifahrende Züge" verwandelte Ende August eine Aktion des Weimarer Kunstfests die rund 30 Kilometer lange Zugstrecke in eine große Bühne - und mehrere hundert freiwillige Schauspieler halfen mit.
50 Mini-Theaterstücke warteten auf die ICE-Passagiere
In insgesamt 50 Mini-Inszenierungen boten sie den vorbeifahrenden ICE-Passagieren eine Theatererfahrung der besonderen Art: Beim Blick aus dem Zugfenster sahen sie Chemiker, die den neongelben Inhalt eines Fasses in einen Fluss kippten. Steinzeitmenschen, die um ein gebratenes Tier tanzten. Oder Kinder, die mitten im Sommer den schneebedeckten Hang vor einem Haus hinunterrodelten. Und neben dem Zug immer wieder dieser Läufer in blauem Shirt und gelber Hose, dem es irgendwie gelang, das Tempo des ICEs zu halten. (Der Trick: Nicht ein besonders schneller, sondern insgesamt 25 Schauspieler stellten Läufer "Rocco" dar.)
Inszeniert hat das Spiel mit Zeit und Tempo das Künstlerduo Datenstrudel alias Jörn Hintzer und Jakob Hüfner, die Professoren für experimentelle Television an der Bauhaus-Universität Weimar sind. "Dass eine Zugreise, die heute nur noch daraus besteht Excel-Tabellen durchzugehen oder Filme anzuschauen, auf einmal zu einem Erlebnis wird, das ist für uns ein ganz fundamentaler Gedanke", erklärt Hintzer in einem YouTube-Video zu der Aktion.
So sah das Theaterstück auf 30 Kilometer Länge aus
Einen Einblick in die Kunstaktion gibt dieser Trailer. Ein ausführliches Video über die Inszenierung wollen die Initiatoren in Kürze auf YouTube stellen.
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