Lüpertz will dankbar sein
Er bietet Karlsruhe U-Bahn-Kunst an
Von der lärmenden Großbaustelle zum Gesamtkunstwerk: Geht es nach einer privaten Initiative, haben die Karlsruher in vier Jahren nicht nur eine schöne neue U-Bahn, sondern auch eine Kunstmeile im Untergrund, die 365 Tage im Jahr geöffnet ist und bundesweit Publikum anziehen könnte. Markus Lüpertz, prominenter Gegenwartskünstler, will sieben unterirdische Haltestellen in der City mit 14 großformatigen Keramiktafeln bestücken – eine Art Geschenk des exzentrischen Malerfürsten für die Stadt, in der seine Kinder groß geworden sind. Gleichzeitig gilt: Es besteht noch Redebedarf. Am Dienstag will der Gemeinderat über das Projekt entscheiden.
„Es geht um ein Jahrhundertwerk“, sagt Initiator Anton Goll, der langjährige Chef der traditionsreichen Keramik-Manufaktur Majolika. „Die Stadt erhält die Kunstwerke quasi geschenkt.“ Das Projekt soll durch Spenden und Sponsoren finanziert werden. Lüpertz würde „weitgehend unter Verzicht seines Künstlerhonorars“ die Wandreliefs in der Staatlichen Majolika fertigen – was der seit Jahren kriselnden Manufaktur einen lukrativen Großauftrag sichern würde. So könnte das Projekt aussehen: In den unterirdischen Stationen sollen auf jeder Seite Tafeln mit einer Größe von zwei mal viereinhalb Meter installiert werden. Thema: „Genesis – 7 Tage des Herrn“; die Schöpfungsgeschichte verdichtet auf sieben Haltestellen. Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde – und Lüpertz für die neue Karlsruher U-Bahn die Kunst. Der frühere Düsseldorfer Akademierektor und zuvor von 1974 bis 1986 prägend an der Karlsruher Kunstakademie hat vor Ort seit vielen Jahren ein Domizil. Er sei ein „Ur-Karlsruher“, meinte der 76-Jährige kürzlich in einem TV-Interview. Da sei es nur natürlich, dass er sich seiner Stadt gegenüber dankbar zeigen wolle.
U-Bahn-Stationen als Kunstparcours? Die Idee ist nicht neu. So haben Künstler in Düsseldorf ganze U-Bahn-Haltestellen gestaltet. Wenn sich nun einer der bedeutendsten Gegenwartskünstler für ein ähnliches Projekt in Karlsruhe findet, ist das für Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD) „hochinteressant“. Entscheidend müsse aber sein, dass es zum bereits beschlossenen Lichtkunstkonzept passt, die Gremien es befürworten und dass es privat finanziert wird.
Die Grünen im Gemeinderat lehnen das Projekt ab. Über Kunst im öffentlichen Raum sollte aus ihrer Sicht in einem „transparenten und demokratischen Verfahren“ entschieden werden. Es seien noch immer keine konkreten Entwürfe vorgelegt worden. Diese vermisst man auch in anderen Parteien. (dpa)
Die Diskussion ist geschlossen.
Der Gemeinderat hat eine gute Entscheidung getroffen. Die GRÜNEN sollte man, nicht nur in diesem Fall, nicht so ernst nehmen.
Lüpertz-Entscheidung spaltet und ist gesetzwidrig.
Ich bedauere sehr, dass die Mehrheit der Karlsruher Stadträte meiner Meinung nach nicht die Möglichkeit nutzten, pflichtgemäß das Lüpertz-Objekt abzulehnen.
Denn Stadträte haben grundsätzlich zum einen die Pflicht, die Stadtgesellschaft zusammenzuführen statt zu spalten. Und obwohl bekannt war, dass Herr Lüpertz mit seiner Kunst überall für starken Unfrieden sorgt – sowohl unter Kunstexperten wie Bevölkerung –, haben die meisten Stadträte sich dennoch für Spaltung entschieden.
Zum anderen haben die 28 Stadträte, welche für jenes Projekt gestimmt haben, nach meiner festen Überzeugung auch – noch mehr und ohne jegliche Not – gegen die Pflicht zur Weltanschauungsneutralität verstoßen. Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe(!) hat alle staatlichen Gremien – also auch Gemeinderäte – die Pflicht auferlegt, bei seinen Entscheidungen sehr darauf zu achten, dass keine religiöse oder nichtreligiöse Weltanschauung bevorzugt oder benachteiligt wird (deshalb gibt es seitdem auch keine Kreuze mehr in öffentlichen Schulen, wie z.B. den städtischen Schulen von Karlsruhe). Das Lüpertz-Projekt „Genesis – Die sieben Tage des Herrn“ ist jedoch sehr klar ein spezifisch religiöses Projekt, welches die biblische Schöpfungsgeschichte thematisiert, welche sogar die katholische Kirche mittlerweile als falsch abgelehnt und die wissenschaftliche Weltentstehung einschließlich Evolutionslehre ausdrücklich akzeptiert.
Darum halte ich die Gemeinderatsentscheidung nicht nur für massiv spaltend, sondern ebenso eindeutig verfassungswidrig.
Es gilt nun, alle rechtlichen Möglichkeiten auszuschöpfen, jene Entscheidung zu revidieren, um so die Spaltung der Karlsruher Gesellschaft wieder aufzuheben und den nun massiv gestörten Weltanschauungsfrieden wiederherzustellen.
Eine Gesellschaft, die keine größeren Probleme hat, ist wahrlich zu beneiden.