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Philosophie
12.03.2014

Martin Heidegger: Der große Denker war ein Nazi

Martin Heidegger, einer der prägenden Philosophen des 20. Jahrhunderts, war ein Nazi. Jetzt sind seine bisher geheimen Schwarzen Hefte veröffentlicht. Sie offenbaren einen Abgrund.

Eine Szene wie diese war auch bislang kein Einzelfall. Zum Auftakt eines Seminars zu einem der einflussreichsten Werke der Philosophie des 20. Jahrhunderts lässt der Dozent ein Foto von dessen Verfasser herumgehen: Martin Heidegger. Der, der als Letzter den großen Wurf allumfassenden Denkens gewagt hat, der mit „Sein und Zeit“ zum Quell auch des französischen Existenzialismus wurde. Der aber eben auch auf besagtem Foto mit Seitenscheitel und schmalem Bärtchen in unverkennbarer Typähnlichkeit zu Hitler zu sehen ist.

Dazu zitiert der Dozent aus dessen „Rektoratsrede“, gehalten 1933, nachdem sein philosophischer Ziehvater Edmund Husserl wegen „nichtarischer“ Abstammung von der Spitze der Freiburger Universität beurlaubt worden war. Und er, Heidegger, der Nachfolger und ein NSDAP-Mitglied, lobpreist darin die völkische Erhebung und den Führer. „Und nun entscheiden Sie selbst, ob Sie sich mit den Gedanken dieses Mannes noch auseinandersetzen wollen“, schließt der Dozent.

Philosophischer Gigant mit ideologischem Schatten

Einer der großen Denker des 20. Jahrhunderts war ein Nazi. Der philosophische Gigant und sein persönlicher Schatten – die Frage, ob das nicht zu trennen sei, wirkt weit über die Seminarräume hinaus. Einerseits: War die völkische Gesinnung nicht gerade auch in Intellektuellenkreisen die Normalität? Und sind nicht auch bei vermeintlich Erhabenen des Fachs solche Abgründe zu finden, wie etwa im Werk des Aristoteles die Verteidigung von Sklaverei und Frauenunterdrückung? Andererseits: Was ist von einem zu halten, der sich bis zu seinem Tod 1976, also in Kenntnis des Holocaust, nie öffentlich distanziert hat?

Aber wiederum: Bedeutet es nicht auch etwas, dass es mit seiner wohl flammendsten Schülerin, der gerade in der Aufarbeitung der Nazizeit engagierten Jüdin Hannah Arendt, nach einem zwischenzeitlich unweigerlichen politischen Zerwürfnis später eine persönliche Versöhnung gab? Doch die letztlich entscheidende Frage lautet: Wie durchdrungen ist sein philosophisches Denken vom Gesinnungsgift?

Bisher geheimgehalten: Schwarze Hefte geben Aufschluss

Darüber gibt es nun Aufschluss. Das macht eine eigentlich abseitige Veröffentlichung zur Sensation. Wen nämlich interessierte sonst schon, wenn ein Spezialverlag bei der Herausgabe des Gesamtwerks eines Philosophen bei den letzten Bänden anlangt, immerhin Nummer 94 bis 102, jeweils 500 Seiten stark? Im Falle Martin Heideggers aber bedeutet dies, dass mit den darin veröffentlichten 34 Denktagebüchern neues Licht in einen Abgrund fällt. Denn die bis nahe an sein Lebensende reichenden „Schwarzen Hefte“ setzen zu Beginn der 30er Jahre ein. Bislang waren sie unter familiärem Verschluss, geheim bis zum Abschluss der Veröffentlichung seines Gesamtwerks, so hatte es Heidegger selbst verfügt. Sie sind tatsächlich ein Schrecken.

Heidegger: "Arbeit - Volk - Zucht - Staat"

„Der Deutsche allein kann das Sein ursprünglich neu dichten und sagen.“ – „Arbeit – Volk – Zucht – Staat.“ – „Das volklich-staatliche Geschehen in seiner Wirklichkeit entfalten, um desto härter und schärfer und weitsichtiger gegen das wurzel- und ranglose Gezappel der neuen Geistigkeit sturmzulaufen …“ – „Die große Erfahrung und Beglückung, daß der Führer eine neue Wirklichkeit erweckt hat, die unserem Denken die rechte Bahn und Stoßkraft gibt.“

Sätze wie diese stehen bereits im ersten Band. Der Technik- und Fortschrittsskeptiker Heidegger schwärmt darin von einer nun mit dem Nationalsozialismus offenbar gekommenen Gelegenheit, die Geschichte in die wesentlich notwendige, der Moderne entgegengewandte Richtung zu korrigieren. Die politische Bewegung erscheint ihm dabei als Mittel zum Zweck. Denn die eigentliche Mission ist für ihn eine geistige – und wenn er darum an vielen Stellen über den „Führerwillen“ spricht, lugt dahinter weniger Hitler hervor als er selbst. So wird ein vermeintlich abstraktes kleines Sätzchen zum umfassenden Bekenntnis: „Metaphysik als Meta-politik.“

Klage über die „Verjudung des deutschen Geisteslebens“

Darin spricht Heideggers Überzeugung, dass das Erkennen der universellen Grundzüge des menschlichen Seins die Grundzüge des gesellschaftlichen Handelns vorzugeben habe. Sein philosophisches Programm ist also explizit auch ein politisches. Die tatsächliche Gestalt der Bewegung aber lässt ihn bald zweifeln: „Wenn aber das Gegenwärtige schon das Erreichte und Gewollte wäre, dann nur ein Grauen vor dem Verfall übrig … Der Nationalsozialismus nicht als fertige Wahrheit vom Himmel gefallen – so genommen wird er eine Verirrung und Narretei.“

Programmatisch arbeitet Heidegger auch in den Folgebänden an der politischen Umsetzung seines philosophischen Denkens. Und dem Schicksal der Führung des deutschen Volkes steht dabei vor allem eines gegenüber: „das Weltjudentum“. In ihm nämlich sieht er das dem Geist und der Wahrheit Feindlichste verkörpert: „das Rechnende“, das Prinzip „bodenloser Rationalität“, ein kaltes Effizienzdenken, das das menschliche Dasein zersetze. Heidegger beklagt darum auch die „Verjudung des deutschen Geisteslebens“. Und weil in seinen Begriffen die Welt dem eigentlichen, wahren Dasein zugeordnet ist, sind ihm jene „entwurzelten“ Juden Urheber einer grassierenden „Weltlosigkeit“, Träger einer Urschuld, die zu tilgen das deutsche Volk aufgerufen sei …

Heidegger gab Schriften ohne Überarbeitung frei

Wohlgemerkt: Das sind alles nur einzelne Absätze in einem zumeist in ganz andere Richtungen weit ausgreifenden Konvolut. Aber ist es trotzdem nicht weit mehr und deutlicher und philosophisch getragener als das, was seine Verteidiger gerne als kulturelle Aversion gegen bestimmte jüdische Denkweisen zu relativieren versucht haben? Trägt eine Unterscheidung noch, bei der Heideggers Antisemitismus als rein „geistiger“ offenbar vom tätigen unterschieden werden soll?

Der Herausgeber des Gesamtwerks und Leiter des Martin-Heidegger-Instituts in Wuppertal, Peter Trawny, gibt zu bedenken, wie beachtlich es sei, dass der Philosoph selbst diese Gedanken zur Veröffentlichung freigegeben habe – wohlgemerkt nicht überarbeitet. Er sieht darin, dass jener letztlich doch auch sein persönliches In-die-Irre-Gehen nicht verbergen wollte, eine womöglich „bemerkenswerte Freiheit im Denken“, so Trawny. Er nennt es „eine Freiheit zum Schrecken“: „Und muss es eine solche nicht geben in einem Denken, das besonders die geistigen Katastrophen des 20. Jahrhunderts an sich erfahren hat?“

Jahre 1942 bis 1945 weiter unter Verschluss

Darüber kann man durchaus nachdenken. Bedenklich aber stimmt, dass Heideggers Nachfahren Einblicke in ein einziges Heft, jenes mit den Aufzeichnungen aus den Jahren 1942 bis 1945, weiterhin verweigern. Was der Philosoph also angesichts der dann doch auch für ihn unübersehbar gewordenen systematischen Judenvernichtung dachte, erfahren wir nicht. Obwohl er es selbst doch so wollte? Es lässt das Schlimmste erahnen, dass die Familie hier plötzlich meint, ihn in Schutz nehmen zu müssen. Es lässt erahnen, dass es keine Kontroverse über einen großen Denker mehr geben könnte – sondern nur noch dessen endgültigen Sturz.

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