Multikulti auf Französisch in „Monsieur Claude und seine Töchter“
Der spießige Notar hat die Nase voll. Nach einem Chinesen, einem Muslim und einem Juden soll wenigstens sein vierter Schwiegersohn katholisch sein.
„Ich bin doch kein Rassist. Ich habe drei meiner Töchter den Immigranten geschenkt“, ruft Claude Verneuil (Christian Clavier) empört aus und darin spiegelt sich das Unbehagen, das der konservative Notar gegenüber der Partnerwahl seiner Kinder empfindet. Zur großen Sorge der spießigen Eltern haben sich die Verneuils zu einer multikulturellen Vorzeigefamilie entwickelt. Ségolène (Émilie Caen) hat den chinesischen Bankier Chao (Frédéric Chau), Isabelle (Frédérique Bel) den muslimischen Rechtsanwalt Rachid (Medi Sadounund) und Odile (Julia Piaton) den wenig erfolgreichen, jüdischen Geschäftsmann David (Ary Abittan) geehelicht.
Weihnachtsessen mit drei Puten bei "Monsieur Claude"
Ein gemeinsames Essen kann hier schon einmal zum diplomatischen Gipfeltreffen geraten, das durch die gegenseitigen Vorurteile regelmäßig aus dem Ruder läuft. Nicht nur der patriotisch gesinnte Vater („Ich bin Gaullist“) eckt hier an. Auch die Schwiegersöhne geraten immer wieder mit ihren Klischeevorstellungen von Juden, Arabern und Chinesen aneinander. Aber was bleibt den Eltern übrig. Zähneknirschend lassen sie sich auf den multikulturellen Austausch ein, kneifen bei der Beschneidung des Enkelsohnes die Augen zusammen und verbuddeln die Vorhaut widerwillig unter dem Apfelbaum im Garten, so wie es die fremde Tradition verlangt.
Gerade als Eltern, Töchter und Schwiegersöhne sich beim Weihnachtsessen mit drei Puten, die von Mutter Marie (Chantal Lauby) koscher, halal und nach chinesischem Rezept zubereitet wurden, miteinander versöhnt haben, kündigt die Jüngste Laure (Élodie Fontan) ihre baldige Hochzeit an. Die Eltern sind hoch erfreut, denn der Bräutigam heißt Charles (Noom Diawara) und ist sogar Katholik. Dass der neue Schwiegersohn afrikanischer Herkunft und schwarzer Hautfarbe ist, ahnen sie noch nicht.
„Monsieur Claude und seine Töchter“ hat ein flottes Tempo
Mitten hinein ins verminte Terrain gegenseitiger Vorurteile begibt sich Philippe de Chauveron mit seiner turbulenten Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“. Die Titelfigur des konservativen Notars ist geradezu prototypisch für das großbürgerliche Frankreich, das sich mit der multikulturellen Realität im Lande besonders schwertut und gleichzeitig alle Rassismusverdächtigungen weit von sich weist.
De Chauveron unterzieht die heimische Bourgeoisie einem multikulturellen Crash-Test, der im Gewand einer Boulevard-Komödie die gegenseitigen Vorurteilsstrukturen gnadenlos aufeinanderprallen lässt und ad Absurdum führt. Wenn der Schwiegervater aus Afrika anreist, hat er genauso viele Vorurteile gegen die Franzosen im Gepäck wie Claude gegen Afrikaner in seiner Schublade hat. Dadurch, dass beide die Hochzeit verhindern wollen, kommt es bei einer Flasche Calvados zu ungeahnten Allianzen.
„Monsieur Claude und seine Töchter“ lebt von seinem flotten komödiantischen Tempo, auch wenn sicherlich nicht alle Pointen besonders geistreich geraten sind, der Plot übersichtlich bleibt und die Schlusswendung ein wenig ölig ausfällt. In Frankreich, das bei der Europawahl mehr als 25 Prozent seiner Wählerstimmen der rechtsextremen Le-Pen-Partei geschenkt hat, wurde die Multikulti-Komödie mit über 10 Millionen Zuschauern zum erfolgreichste Film des Jahres. ****
in vielen Kinos der Region
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