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Premiere
05.08.2018

Regisseur Frank Castorf verlegt „Hunger“ zu McDonald‘s

Hunger und Mysterien bei McDonald's: Frank Castorf dehnt daraus einen langen Theaterabend mit exzellenter Besetzung. Von links: Sophie Rois, Kathrin Angerer, Josef Osterndorf. 
2 Bilder
Hunger und Mysterien bei McDonald's: Frank Castorf dehnt daraus einen langen Theaterabend mit exzellenter Besetzung. Von links: Sophie Rois, Kathrin Angerer, Josef Osterndorf. 
Foto: Matthias Horn/Salzburger Festspiele

Sechs Stunden sattes Theaterbuffet: Der Theater-Berserker inszeniert für Salzburgs Festspiele Knut Hamsuns berühmten Roman. Ein Triumph der Schauspielkunst.

„Dann hielt ich an, mein Kopf war leer, ich konnte nicht mehr (...) und zuletzt begriff ich das Ganze nicht mehr, ich dachte an nichts.“ Irgendwann nach Mitternacht ist man in der Sauna von Hallein eins mit dem halluzinierenden, hungernden Erzähler in Knut Hamsuns Roman. Willenlos, beglückt, überfordert, überfüllt, überreizt und erledigt nach bald sechs Stunden Castorf-Theater. Die sechsstündige Abendzumutung bei den Salzburger Festspielen endet, wie große Castorf-Inszenierungen enden müssen: in einem kollektiven Zustand der Erschöpfung nach dramaturgischer Überdehnung und Überfrachtung. Die auf der Bühne heiser und abgekämpft, das Publikum (wer noch da ist …) plattgespielt und becastorft im Hirn.

Mit Vertrauten seiner großen Berliner Volksbühnen-Zeit (Kathrin Angerer, Sophie Rois, Marc Hosemann, Lars Rudolph, Daniel Zillmann, Lilith Stangenberg) hat der unermüdliche Berserker Frank Castorf, dessen manische Produktionsmaßlosigkeit unfassbar bleibt, für Salzburg die Romane „Hunger“ (1890) und „Mysterien“ (1892) des Norwegers Knut Hamsun (1859- 1952) auf die Bühne der Pernerinsel draußen in Hallein gebracht. Das Setting stammt wie immer von Aleksandar Denic – Bretterbudencharme und Landstraßenkaff, ein Labyrinth im Hinterhof-Look der Schäbigkeit, diesmal mit einem Holzhaus und einem kompletten McDonald’s auf der Drehbühne, in dem auch gebrutzelt wird.

Hunger bei Mc Donald's: Ohne Video geht es nicht bei Castorf

Und selbstredend gibt es wieder Leinwände, auf die das Spiel aus den Innenräumen des Bühnenlabyrinths per Video übertragen wird – Interieurs und Szenen wie aus Kaurismäki-Filmen. Dazu Exkurse und allerlei Filmzitate – Buster Keaton Spaghetti essend etwa. Kein Castorf-Abend ohne Soundtrack fürs Stück. William Minke hat diesmal u. a. Tom Waits, Rammstein, Nick Cave, John Carpenter, Thin Lizzy und Haftbefehl ausgewählt …

Hunger und McDonald’s, Elend und Kapitalismus: Ein schlicht-genialer Schachzug der Theatermarke Castorf. Sophie Rois hat hier ihren ersten von vielen grandiosen Auftritten. Sie rattert die Speisekarte herunter, eine Endloslitanei – um dann auszurufen: „Oh Gott, wenn man nur was zu essen hätte!“ Später tauchen als lebensgroße Darsteller noch eine Ganzkörper-Pommestüte und ein Hotdog auf, die sich heftiger Hunger-Attacken zu erwehren haben. Und Daniel Zillmann singt inbrünstig: „I’m going to McDonald’s every night and every day.“

Assoziativ verknüpft und interpretiert Frank Castorf die beiden frühen Romane Hamsuns, in denen innere Monologe wichtiger sind als Handlung. In „Hunger“ streift ein einsamer erfolgloser Schriftsteller wie ein waidwundes Tier durch Oslo, der Hunger wirkt wie ein Delirium, das seine Wahrnehmung aufwühlt. „Ich bin betrunken vom Hunger. Mein Hunger hat mich berauscht.“ Im Nachfolgebuch „Mysterien“ kommt ein undurchsichtiger Mann im gelben Anzug mit dem Schiff aus Amerika zurück nach Norwegen – er hungert nicht mehr, aber er giert nach Liebe, er ist ein Sonderling, der zwischen Sinnsuche und Todessehnsucht sich und anderen ein Rätsel bleibt.

In fragmentarischer Dramaturgie erzählt die bildstarke Inszenierung weniger eine Geschichte, als dass sie innere Zustände bloßlegt – Visionen und Träume. Castorf erzeugt Stimmungen, er lotet Irrationalität, Wahnsinn und Abgründe aus und frönt seiner Vorliebe für absurde Volten und Abschweifungen. Ihn interessiert an diesem Abend intensiv, wie Armut in Demütigung führt. Wohltaten sind Geschäfte, sind Deals. Wer Geld hat, beherrscht andere – und sei es nur, dass er sie tanzen lässt für eine Münze oder ihnen etwas aufzwingt. Verdrecktes Bier trinken, mit den Zähnen knirschen. Wie Sophie Rois in dieser Lage um ihre Würde kämpft, ist ein großer Bühnenmoment, von denen in diesen sechs Stunden einige verteilt sind wie Rosinen im dicken Teig. Demütigung und Herrschaft – dazu textet Castorf dies: „Du bist weiß und kannst mit mir machen, was du willst. Wenn du es so willst, kann ich noch eine Million Jahre schwarz bleiben“.

Es wird viel geschrien, gekeift, gebrüllt bei Castorf, er treibt seine Schauspielerinnen und Schauspieler ins Delirium, in Ekstase, Getrippel und Verrenkungen – und entschleunigt dann wieder, um in langen stillen Monologen die Qualitäten von Hamsuns Text zu entfalten. Marc Hosemann ist der mittellose, hungernde Autor im Unterhemd. Er ist ein Kraftzentrum des Abends: Die Einsamkeit des Hungernden, die Verzweiflung des Schreibenden, die bedingungslose Eindringlichkeit seines Spiels – die physische Wucht und Präsenz, die ins anmutig Zarte fallen kann, vergisst man nicht. Das ist dieser Mammut-Abend in jedem Fall: Schauspieler-Triumph.

Wagneropern-Singsang ertönt aus der Hitlermaske

Knut Hamsun erscheint auf der Bühne in Hallein auch persönlich: Eine Filmsequenz zeigt ihn mit deutschen Soldaten und Nazifunktionären. Der Norweger, 1920 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, warb aktiv für den Nationalsozialismus, traf Hitler und schrieb in einem Nachruf auf ihn 1945: „Er war ein Krieger, ein Krieger für die Menschheit und ein Verkünder des Evangeliums vom Recht für alle Völker.“ Im Bühnenbild von Aleksandar Denic fehlt es nicht an Hakenkreuzen. Auch eine Hitler-Maske tritt auf, dahinter Josef Ostendorf mit Wagneropern-Singsang. Sophie Rois kommentiert:„Es war eine böse Zeit, aber auch eine schöne Zeit, eine Begeisterung war das, wie ein großer Heuriger“ – Castorf-Sarkasmus. Und wie könnte er sein Publikum entlassen ohne Anspielungen auf die Überlänge? „Wie spät ist es eigentlich?“, fragen sie sich auf der Bühne. Und „Was machen Sie denn jetzt, wenn Sie nach Hause kommen? Ja können Sie denn da gleich schlafen?“

Für den Schlaf gibt es genug Nachbilder. Lars Rudolph und sein quälend-trauriges Trompetenspiel. Marc Hosemann, wie er mit Kreide „1848“ auf Bretterzäune schreibt. Der Regen, der fällt – aber nur auf der Bühne, nicht draußen in der Nacht.

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