Sängerin Lorde: Die Entdeckung
Ella Yelich-O’Connor alias Lorde stammt aus Neuseeland, ist gerade erst 17 geworden und hat dieses Jahr die Pop-Welt aufgemischt.
Ella wer? Yelich-O’Connor? Ein Popstar? Nie gehört – werden die meisten jetzt denken. Aber vielleicht klingelt’s bei vielen schon beim Titel ihres bislang größten Hits. Der heißt „Royals“ und hat jene Ella nicht nur in ihrer Heimat Neuseeland an die Spitze der Charts gehievt, sondern auch in Australien, dann sogar in der Heimat des Pop, den USA, wo sie nun für gleich vier Grammys nominiert ist – und in der Folge in ganz Europa. Und das Rätsel löst sich, wenn man ihren Künstlernamen erwähnt. Die Pop-Entdeckung des Jahres nämlich heißt „Lorde“.
Ihr gelingt das Kunststück, dass zugleich 13-jährige Mädchen für sie und die Experten vom Rolling Stone von ihr schwärmen. Die einen können seit gut einem Monat ihr Debütalbum „Pure Heroine“ rauf- und runterhören mit all den geschmackvoll reduzierten, elektronischen Melodien und der dazu erstaunlich reif tönenden und textenden Ella. Die anderen schreiben dazu die Geschichte dieses steil aufgestiegenen und doch am Boden geblieben Mädchens. Von einer, die Etta James und Otis Redding kennt, von Fleetwood Mac schwärmen kann und zugleich von James Blake und Kanye West; die nicht gleich schnappatmet, weil sie jetzt von Stars hofiert wird, sich nicht gleich als Ikone geriert, weil Designer sich für ihre restlos schwarzen Roben begeistern; die so schöne Sachen sagt wie: „Pop sollte sich nicht um Brüste oder Beine drehen.“
Lorde: Erstaunliche Gelassenheit ihrer Lieder
Die erstaunliche Gelassenheit nämlich, die aus ihren Liedern tönt, spricht auch aus ihrem noch so kurzen Leben. Vor vier Jahren schon, im Alter von zwölf, war Ella von Universal unter Vertrag genommen worden – nachdem ein Handyvideo beim Branchenriesen gelandet war, das sie beim Singen in ihrer Klasse zeigte. Aber das Mädchen aus Devonport, einem netten Vorort von Auckland, eines von vier Kindern in einem bildungsfreundlichen Elternhaus, drehte eben nicht durch – sondern las erst mal leidenschaftlich weiter Bücher von Raymond Carver und Kurt Vonnegut. Sie sagt: „Ich hätte sicher damals schon eine Platte rausbringen können – aber ich wollte mir Zeit lassen.“ Also nahm sie eine Gitarre und begann, selbst Songs zu schreiben, Songs, die sie jetzt in ausverkauften Hallen auch in New York singt, nachdem sie via Internet um die Welt gegangen waren.
Eine schöne Geschichte der neuen Musikwelt, wie sie zuletzt 2009 der wesensverwandten, britischen Gruppe „The xx“ widerfahren ist. Die haben bis heute mit kühlem Kopf und heißem Herzen weiter an ihrer Musik gefeilt. Möge dieses Kunststück auch Ella gelingen. Lorde nennt sie sich übrigens, weil sie ihren bürgerlichen Namen für die Bühne als zu künstlich empfand. Und weil sie Geschichten aus Königshäusern mag (siehe „Royals“) und den Klang des Wortes Lord und darum weiblich erweiternd ein e hinzufügte. Ein hübscher Spleen – aber eben weit davon entfernt, gaga zu sein wie die entsprechende Lady.
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