Star-Geiger David Garrett gab Tipps beim Fest der Nationen
Zum Start des Festivals der Nationen in Bad Wörishofen beeindruckte der Russe Nikolai Tokarev die Zuhörer. David Garrett gab unterdessen wertvolle Tipps.
Es läuft wieder das „Festival der Nationen“ in Bad Wörishofen. Mit seiner Interpretation des dritten Klavierkonzertes von Sergej Rachmaninow – Herausforderung für jeden Pianisten – sorgte der Russe Nikolai Tokarev für einen furiosen Auftakt bei diesem Stelldichein von Stars und junger Weltelite.
Nikolai Tokarev sorgt für einen furiosen Auftakt
Und durch seinen furiosen Auftakt wurde Nikolai Tokarev auch allen kursierenden Vorschusslorbeeren gerecht. Er entfaltete einen pianistischen Kosmos zwischen träumerischen Sequenzen, tänzerischer Leichtigkeit, kraftvoller Dramatik. Es blühten Melodien, es sprühten Emotionen. Begleitet von den Brünner Philharmonikern und dem Dirigenten Aleksandar Markovic agierte Tokarev mithin als gefühlvoller Techniker.
Er spielte filigrane Passagen so subtil, als seien sie von Chopin – was dem Abend einen Hauch von zarter Poesie verlieh. Und doch durchsteht der nunmehr 30-Jährige auch heldenhaft die schwere Kadenz im ersten Satz mit ihren Akkord-Türmen. Tokarev formte das Rachmaninow-Konzert zu einem furiosen Rausch- und innigen Klangerlebnis.
Zwischen Lebenshunger und Todesahnung
Danach spielte die Philharmonie Brünn Tschaikowskys fünfte Sinfonie. Eindrucksvoll, wie die Musiker das im Werk zum Ausdruck kommende Ringen zwischen Lebenshunger und Todesahnung in Szene setzten. Melancholische Schönheit wechselte mit wildem Temperamentsausbruch, mühelos vom Orchester bewältigt.
Bei der Opern- und Operettengala am zweiten Festivalabend dann wich die zunächst große Enttäuschung über die Programm- und Solistenänderung – die Russin Nadezhda Karyazina war kurzfristig für die erkrankte Mezzosopranistin Angelika Kirchschlager eingesprungen – einer stetig wachsenden Begeisterung für die Sängerin, die künftig mehrere Rollen am Bolschoi-Theater Moskau übernehmen wird. Ihre Mozart-Arien wurden im Kurhaus Bad Wörishofen noch verhalten entgegengenommen. Händel-Stücke, begleitet von Orchester und Cembalo, erzielten schon einen größeren Zuspruch des Publikums. Später, bei Bizet und Gounod, steigerte sich der Applaus zu Ovationen für Nadezhda Karyazina, an deren Timbre sich die Konzertbesucher wohl erst gewöhnen mussten.
David Garrett spart nicht an Tipps
Zu einer öffentlichen Probe mit dem vbw-Orchester (Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft) lud David Garrett dann am Sonntagvormittag 800 Kinder ins Kurhaus. Der Ausnahmegeiger sparte nicht an guten Tipps für durchsichtiges Spiel. Das Musizieren mit den Jüngsten machte ihm sichtlich Spaß. (iss, sid)
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