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Interview zu GNTM 2014
11.04.2014

Warum "Germany's Next Topmodel" viele junge Mädchen belastet

Ein gefährliches Vorbild: Junge Mädchen eifern Models nach.
Foto: Jörg Carstensen, dpa

Fernsehformate wie Germany’s Next Topmodel beeinflussen vor allem junge Zuschauer. Die Medienwissenschaftlerin Maya Götz warnt vor Fehlentwicklungen.

Jedes zweite Mädchen in Deutschland findet sich zu dick. Damit liegt Deutschland in einer internationalen Studie mit 39 Ländern weltweit an der Spitze. Woher kommt das? Die Medienwissenschaftlerin Maya Götz hat Antworten auf die Frage, wie medial vermittelte Geschlechterbilder auf junge Menschen wirken.

Frau Götz, Sie untersuchen Frauenbilder in Medien – von Prinzessin Lillifee bis Germany’s Next Topmodel. Warum diese beiden Figuren?

Götz: Meine große Tochter mochte Feen und Prinzessinnen, und da habe ich mir die Frage gestellt, warum. Also haben wir dazu eine Studie gemacht. Lillifee funktioniert zum einen über das Symbol Prinzessin: Du bist wertvoll, nur weil du geboren bist. Und zum anderen über die Farbe Rosa – weil es die einzige Farbe ist, die nicht Junge ist. Mädchen sind heute stolz darauf, Mädchen zu sein. Sie haben das Gefühl, sie seien die Besseren, und das spiegelt sich in der rosa Prinzessin wieder. Wenn man früher sein Mädchen mädchenhaft erzogen hat, hat man ihm etwas angetan. Wenn man ein Mädchen heute mädchenhaft erzieht, fördert man es. Dadurch haben wir ganz leistungsstarke Mädchen – die aber in der Pubertät abklappen. Sie haben das Gefühl, sie seien zu fett, in extrem steigendem Maße.

Woran liegt das?

Götz: Das hat eben auch etwas mit Medien zu tun. Das Frauenbild, das wir heute anbieten, ist das Add-on-Frauenbild. Das heißt, die moderne Frau ist alles: gut im Beruf, eine gute Partnerin, erotisch, attraktiv, sexuell aktiv. Sie ist eine fürsorgliche Mutter und hat den Haushalt voll im Griff. Zudem ist sie superschlank und hat ein perfektes Make-up. Wir müssen in allen Bereichen perfekt sein. In besonderem Maße betrifft das aber das Körperbild. Das hat sich in den Medien extrem verschlankt.

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GNTM: Mädchen bewundern die Kandidatinnen

Und welche Rolle spielt dabei nun Germany’s Next Topmodel?

Götz: Die Mädchen nutzen die Sendung für ihre Identitätsarbeit. Sie bewundern die Kandidatinnen und fangen gleichzeitig an, über sie abzulästern. Im selben Moment kucken sie an sich herunter und müssen sich als defizitär erkennen. Denn das sind ja keine normalen Mädchen, sondern zusammengecastete Ausnahmeerscheinungen, die wir aber als normal diskutieren.

Welches Bild vermitteln uns die Medien, abgesehen davon, dass Frauen ganz schlank sein müssen?

Götz: Frauen sind vor allen Dingen perfekt. Und wenn sie ein Problem haben, liegt das immer an ihnen selber. Es fängt schon im Kinderfernsehen an. Die Lieblingsfiguren der Mädchen sind Hexen und Feen. Also Wesen, deren Kraft aus dem eigenen Körper kommt. Und dann haben wir noch Topmodel, Bachelor und Dschungelcamp. Diese Frauen können alles, aber dass sie Technik benutzen, kommt nicht vor.

Jungs werden weniger unter Druck gesetzt

Haben Jungs dieses Problem nicht oder werden sie nicht so stark beeinflusst?

Götz: Zunächst einmal gibt es sehr viel mehr männliche Hauptfiguren: Auf jede weibliche kommen mindestens zwei männliche. Und die Bandbreite von dem, was sie darstellen, ist größer. Wir haben einen Spongebob oder einen Bart Simpson, der anstatt zu tun, was er soll, einfach unter der Hürde durchgeht. Mädchen versuchen immer, alles optimal zu lösen. Das ist ihr Ziel: sich selbst zu optimieren.

Heißt das, Jungs werden nicht so stark unter Druck gesetzt?

Götz: Sie haben andere Themen. Der Männerkörper muss immer funktionieren, muss stark und muskulär sein. Außerdem müssen Jungs witzig sein. Sie haben auch Probleme, aber bei Mädchen haben wir noch diese Übersexualisierung, die zugenommen hat.

Was ist bei den Frauenbildern so besonders gefährlich?

Götz: Dass es nicht mehr um die Frau als Ganzes, als Individuum, geht. Wir nehmen es als selbstverständlich, dass alle erfolgreichen Frauen schön sein müssen. Aber die Frauen, die ihren eigenen Betrieb haben, die Frauen, die wirklich etwas geleistet haben, sehen nun mal so aus, wie Frauen eben aussehen.

Wie wirkt sich dieses falsche Bild aus?

Götz: Wir entwickeln ein überkritisches Verhältnis zum eigenen Körper. Germany’s Next Topmodel zielt auf etwas ab, was von Anfang an da ist: Mädchen werden von Geburt an auf ihr Äußeres verwiesen. Wenn im Kindergarten ein Mädchen ein Kleid trägt, sagen sofort ganz viele: „Ach, so ein schönes Kleid“, niemand würde zu einem Jungen sagen: „Ach, was für eine schöne Hose.“ In der Pubertät geht es dann nur noch darum, wie erotisch und attraktiv bin ich für die Jungs. Und das hat sich durch diese sehr perfide Logik von Germany’s Next Topmodel noch gesteigert.

Gibt es dafür konkrete Hinweise?

Götz: Es gibt eine Studie aus der Zeit direkt vor dem Start der Reihe, in der Mädchen und Jungs befragt wurden, ob sie mit ihrem Körpergewicht zufrieden sind. Und dann wurden sie in der vierten Staffel noch einmal gefragt. Dabei zeigt sich ein wesentlicher Unterschied. Wir haben jeweils 78 Prozent normal gewichtige Mädchen im jugendlichen Alter. Aber zuerst waren noch 68 Prozent mit ihrem Körpergewicht zufrieden und dann nach drei Jahren nur noch 50 Prozent. Die Hälfte aller Mädchen fühlt sich auf einmal zu dick. International liegen wir damit an der Spitze.

Die Medienexpertin fordert eine öffentliche Diskussion

Beeinflussen Medien Geschlechterbilder auch positiv?

Götz: Die Mädchen können Gemeinschaft herstellen, indem sie darüber reden. Sie überlegen sich, wie weit sie selbst gehen würden. Schon seit es Fotografie gibt, haben Mädchen mit dem Gedanken gespielt, sich nackt ablichten zu lassen. In Zeiten von Facebook ist es aber noch einmal wichtiger, darüber nachzudenken, ob ich es tun würde.

Wie haben sich Geschlechterbilder und Einflussnahme der Medien im Laufe der Zeit verändert?

Götz: Heutzutage haben wir eine Marktorientierung, die es vor 15 Jahren noch nicht so stark gab. Mittlerweile werden viel mehr Serien ganz gezielt nur für Mädchen produziert. Dahinter steckt eine einfache Logik: Oh, es verkaufen sich rosa Prinzessinnen! – Dann mache ich sie noch ein bisschen mehr rosa und stecke sie in ein noch größeres Schloss, dann verkaufen sie sich noch besser.

Können wir die Einflussnahme durch die Medien irgendwie bremsen?

Götz: Es muss ein öffentlicher Diskurs stattfinden. In den vergangenen Jahren war ich relativ viel in der Presse, letztes Jahr noch einmal sehr deutlich zu Germany’s Next Topmodel. Sie können das an der jetzigen Staffel spüren. Jetzt wird über Ernährung gesprochen. Sie sagt nicht mehr so häufig: Gib alles für den Kunden. Sie betont die Individualität. Die Mädchen dürfen vor der Kamera essen. Das zeigt, in dem Augenblick, in dem ein kritischer Diskurs da ist, kann ich sofort etwas verändern.

Sind gesetzliche Regelungen nötig? Oder ist es eine Frage der Erziehung?

Götz: Ich würde sagen, wir müssen es auf allen Ebenen versuchen. Ich bin mir relativ sicher, dass wir eine Quote für Mädchenfiguren brauchen, zumindest bei den öffentlich-rechtlichen Sendern. Wenn nicht 50:50, dann eben 70:30. Der Disney-Konzern macht inzwischen eine bestimmte Hypersexualisierung nicht mehr mit. Das kommt aber nur durch öffentlichen Druck und die Androhung rechtlicher Verfolgung. Gleichzeitig ist das die Chance, Medienkompetenz zu stärken. Das heißt, wenn Mütter mit ihren Töchtern vor dem Fernseher sitzen, auch mal zu sagen: „Also, ich finde die jetzt schön!“ Das würde Mädchen von dem Druck befreien, perfekt sein zu müssen.

Angenommen, Sie könnten einen Film drehen, wie würde darin die Rolle der Frau aussehen?

Götz: Das wäre eine starke Mädchenfigur, die auf der Suche nach ihrer eigenen Identität ist und dabei viel Technik benutzt. Die anerkannt wird in ihrem Willen, etwas zu verändern und die am Ende ihren ganz eigenen Weg schafft, aber gleichzeitig auch das System mitverändert. Und sie würde ihr Wissen mit den anderen teilen, dass irgendetwas an diesem System nicht richtig ist.

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