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Musik
17.08.2018

Warum so viele Menschen Star-Tenor Jonas Kaufmann lieben

„Ich habe nur einen Kuchen, und jeder will ein Stück abhaben“: Jonas Kaufmann, hier bei einem Termin in der Münchner Staatsoper.
Foto: Angelika Warmuth, dpa

Musik-Fans hören den Münchner gerne auch mal mit den Augen statt mit den Ohren. Ja, er kann alles singen. Aber er ist eben auch schamlos attraktiv.

In diesem Sommer 2018 wandert ein weinroter Samt-Opernsessel durch München. Mal steht er auf dem Marienplatz, mal im Hasenbergl, von wo aus sich wohl nicht gerade das Stammpublikum der Staatsoper München rekrutiert. Diese nämlich schickt besagten Samt-Opernsessel durch die Stadt. Wer sich darauf setzt, und das darf jedermann, bekommt eine Virtual-Reality-Brille (VR-Brille) mit Kopfhörern aufgestülpt – und ab geht eine dreidimensionale Reise in eine klangmächtig tönende Musik- und Opernwunderwelt.

Erste Station: Max-Joseph-Platz vor der Staatsoper. Vor dir spielt ein Musiker, und wendest du den Kopf mit der VR-Brille nach links, spielt da auch einer, ebenso wie rechts und hinter dir. Du hockst quasi mitten in einem Quartett. Zweite Station: Königssaal der Staatsoper. Jetzt bist du drin im Haus. Und wer steht vor dir bei einer Klavierprobe? Ein nicht unansehnlicher Mensch von 49 Jahren. Jonas Kaufmann sein Name. Von Beruf: Startenor. Er sagt aber nichts, singt auch nichts, sondern lockt dich nur mit dem Zeigefinger in die Königsloge.

Und da sitzt du nun VR-mäßig in der dritten Station – erstaunlicherweise zwischen dem freundlichen Staatsopern-Intendanten Nikolaus Bachler rechts und Elina Garanca links, von Beruf: Starsopranistin. So illuster hast du noch nie Oper gelauscht. Und später schwebst du sogar im Bühnenhimmel und kannst hinunterschauen auf die Szene der Oper "Der Liebestrank", bevor du – wenigstens einmal im Leben – vorn an der Bühnenkante stehst und das Publikum zum Solo-Applaus dir die Bravos nur so um die Ohren knallt ob deiner gerade erbrachten Leistung. Ein Haus tobt, rast, flippt aus vor dir.

Warum der spektakuläre Film? Ganz einfach: Er soll Menschen locken, die eine Schwellenangst oder ein Verständnisproblem mit Oper haben. Deswegen haben alle mitgespielt: Garanca, Bachler – und Kaufmann. Insbesondere letzterer lockt ja auch noch auf andere Art. Schmachtet und flötet mit der Schlagerkönigin Helene Fischer im TV-Duett, nimmt Gute-Laune-Operettennummern auf, schmettert – wie neulich auf der Berliner Waldbühne – italienische Canzoni. Da tobte, raste, flippte das Publikum vor ihm aus – vor ihm, dem "Tenor der Tenöre", vor ihm, dem weltweit angehimmelten Don José, Fidelio, Carlos, Parsifal. Er kann alles und alles schamlos attraktiv – so wie Placido Domingo vor ihm: französisches, italienisches, deutsches Repertoire.

Und wenn dabei das eine oder andere Damenherz höher schlägt, nicht nur wegen des Schmelzes in seiner Stimme, sondern auch wegen dieser ganzen gelockten, leicht silbermelierten Dreitagesbart-Erscheinung, wenn also quasi fast mehr mit den Augen als mit den Ohren gehört wird, dann kommentiert das der Turnschuhtyp Kaufmann mit den Worten: "Wenn ich damit Leute in die Oper hole, die sonst nicht hineingehen würden, soll’s mir recht sein." Placido Domingo seinerseits übrigens attestiert Kaufmann "Filmstar-Look".

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Diana Damrau sagt: Er deckt im Gesamtpaket alles ab

Jetzt aber mal nicht große Oper. Jetzt Liederabend. Singt er auch. Großes Salzburger Festspielhaus, Anfang August. Kein intimer Rahmen. 4200 Lauscher stellen sich auf, 4200 Ohren sind gespitzt. Unverhofft hat Jonas Kaufmann neben Klavierbegleiter Helmut Deutsch, eine österreichische Koryphäe, noch jemanden anderen mitgebracht. Wer 2017 bei der Kartenbestellung geglaubt hatte, nur ihn und Deutsch zu buchen, bekommt nun ein Sahnehäubchen drauf. Diana Damrau aus Günzburg, auch kein Nobody. Gegeben wird das "Italienische Liederbuch" von Hugo Wolf, 46 Miniaturen vom Randrepertoire. Kunstvolles ohne die allseits beschworene Massenwirksamkeit. Können 4200 Ohren irren?

Damrau, Deutsch, Kaufmann: Man kennt sich. Künstlerisch, persönlich. Helmut Deutsch, 73, brachte Jonas Kaufmann überhaupt erst zu dem, was der jetzt als die "Königsklasse" bezeichnet: zum Liedgesang. Obwohl ihn Deutsch damals "nicht so schrecklich ernst genommen hatte". "Leichtlebig" sei er gewesen, so der Lehrer, und ein "Luftikus" – seinerzeit an der Münchner Musikhochschule Anfang der 90er Jahre. Zehn Jahre später noch wurde dieser Deutsch sogar beschimpft, weil er Kaufmann für den Musikalischen Sommer in Bad Kissingen empfohlen hatte. Die Intendantin, so steht es in Kaufmanns Biografie, habe auf seinen Auftritt reagiert mit den Worten: "Lieber Herr Deutsch, so jemanden bringen Sie uns bitte nie wieder!"

Damrau und Kaufmann wiederum kennen sich spätestens seit 1997, als sie – Berufsanfänger beide – in einer Würzburger "Zauberflöte" für einen Abend aufeinandertrafen. Sie als Papagena auf Rollerskates, er als Tamino. Sie ein Naturweibchen, er ein Prinz. Die zwei verbindet, dass sie das Singen als Hochleistungssport betrachten (müssen) und bei jeder Gelegenheit zur Massage rennen, um Muskelverspannungen geringster Art weichzukneten.

Jonas Kaufmann (rechts), Diana Damrau und Helmut Deutsch bei den Salzburger Festspielen.
Foto: Marco Borelli, Salzburger Festspiele

So erzählt es jedenfalls Diana Damrau – und fügt am Telefon hinzu: "Ein ganz großer Künstler, der im Gesamtpaket alles abdeckt – Stimme, Technik, Schauspiel, Intelligenz, Ernst. Und menschlich ist er für mich wie ein großer Bruder, wir haben sofort Vertrautheit, wenn wir uns sehen." Damrau und Kaufmann verbindet übrigens auch, dass sie in ganz normalen, wenn nicht einfachen bürgerlichen Verhältnissen aufwuchsen. Davon später mehr.

Tamino, Papagena, das ergab einen unüberbrückbaren Standesunterschied. Jetzt aber, hier in Salzburg, sind sie ein Liebespaar mit allen dazugehörigen Regungen und Spannungen: Bewundern, Schmollen, Necken, Spotten, Zanken. Sie singt: "Mein Holder!"; er singt: "Du Traute!" Sie zickt: "Zum Ekel ist mir dein verwünschtes Singen"; er besänftigt: "Nun lass uns Frieden schließen." Alles wie im wirklichen Leben.

Kaufmann singt mit der Hand in der Hosentasche

Eines aber fällt auf, auch an diesem Abend, wie schon auf der Berliner Waldbühne: Dass Jonas Kaufmann mit seinem männlichen Kern im dunkel timbrierten Tenor gerne mal mit der Hand in der Hosentasche singt. Ziemlich cool, ziemlich lässig. Dazu in Berlin offener Hemdkragen, später T-Shirt – aber halt immer auch mit der kostbaren, publikumsgesuchten "Träne" in der Stimme. Kein Zweifel: Jonas Kaufmann, einer der drei exzeptionellen Heldentenöre, die die deutschsprachigen Länder mittlerweile wieder aufbieten können – die beiden anderen sind Klaus Florian Vogt und Andreas Schager – , dieser Jonas Kaufmann pflegt die Nonchalance.

Das muss in Verbindung mit einiger Widerspruchslust schon als Kind so gewesen sein. Er wuchs zwar nicht im Hasenbergl auf, aber in einem Block der stark verdichteten Parkstadt Bogenhausen im Münchner Osten, gemeinnütziger sozialer Wohnungsbau – und zwar als zweites Kind von DDR-Flüchtlingen, die sich in Bayern lieben gelernt hatten. Der Vater: Angestellter einer Versicherung. Die Mutter: überzeugt, dass der Sohn Klavier lernen müsse.

Doch was den Knaben Jonas deutlich mehr begeisterte, war das Singen. Erst im Schulchor, dann im Extrachor des Gärtnerplatztheaters, parallel zum Singunterricht für das Abiturfach Musik. An seinen ersten Opernbesuch – "Madame Butterfly" in der Staatsoper München – erinnert sich Kaufmann wie folgt: "Es war gewaltig, alles war groß, schön und aufregend. Der riesige Raum, die roten Samtbezüge der Sitze, die Bühnenbilder, die Kostüme, die Musik und dann der Applaus. Und plötzlich stand die Frau, die sich gerade erstochen hatte, vor dem Vorhang und war lebendig!"

Dass er rund vier Jahrzehnte später, im Sommer 2018, auf derselben Bühne als Parsifal mit denkbar empfindsamem Tenor eine ganze Aufführungsserie singen würde, das war damals und auch viel später noch nicht ausgemachte Sache. Es hätte auch schiefgehen können. So wie es schiefgegangen ist mit manchem, der im Opernbetrieb verheizt wurde. Doch bevor wir dazu kommen, erst mal eine Frage an Jonas Kaufmann, der weiß Gott nicht leicht zu sprechen ist in diesem Sommer und dem auch nach dem Salzburger Liederabend in der Garderobe nicht arg viel zu entlocken ist: Inwieweit ihn die Kindheit im gemeinnützigen Wohnungsbau geprägt habe im Sozial-, Lebens- und Menschenverständnis? Und Jonas Kaufmann erklärt: "Wer in diesen Verhältnissen aufgewachsen ist, geht wahrscheinlich mit etwas wachsameren Augen durchs Leben, nicht nur was Flüchtlinge betrifft, sondern überhaupt mit Blick auf Zusammenleben, Toleranz und Wachsamkeit für die Sorgen des Alltags." Gleichzeitig bekennt er auch, dass er sich in diesem "social background" sehr wohlgefühlt habe.

Seine kritische Phase kam, als er 1994, nach der mit "sehr gut" bestandenen Münchner Musikhochschul-Prüfung im Hauptfach Operngesang, sein erstes Engagement in Saarbrücken antrat. Nun wurde er eingesetzt als Allzweckwaffe, als Mädchen und Tenor für alles. Kaufmann musste seine Lockerheit zwangsläufig verlieren. Er war überfordert, wurde krank, krampfte. Heute singt er an ersten Häusern den viereinhalbstündigen Parsifal in Folge, damals versagte er als dritter Knappe in Kurzauftritten derselben Oper. Kaufmann musste seine seelischen und körperlichen Blockaden überwinden, seine Stimmkrise meistern – und dabei half ihm ein erfahrener Sänger und Gesangspädagoge in Trier: Michael Rhodes. Der brachte den Jungtenor wieder zum Strömen. Und von nun an ging’s bergauf. Kaufmanns Lässigkeit kehrte in dem Moment zurück, da er Saarbrücken den Rücken kehrte und als freischaffender Sänger weiterarbeitete.

Das Sprungbrett für ihn war die Stuttgarter Oper. Rollen, die er hier ab 1997 sang und später dann in Zürich, bekam er in der Folge auch an noch bedeutenderen Häusern angeboten – bis hin zum Debüt an der Metropolitan Opera New York, als er 2006 den Alfredo aus "La Traviata" sang. Damals will sich Jonas Kaufmann gefragt haben, als das Haus beim Solo-Vorhang tobte, raste und ausflippte: "Meinen die wirklich mich?" Ein wenig kokett. Wen, außer ihn, soll das Publikum denn sonst gemeint haben beim Solo-Vorhang?

Egal. Der Mann, dessen Augen kurzzeitig zu Schlitzen werden, wenn er sich in schwierigsten musikalischen Phrasen konzentriert, war ganz oben. Und danach holte ihn auch wieder die Staatsoper München, wo er jahrelang schlechte Karten hatte, weil die Chemie mit Altintendant Peter Jonas nicht stimmte. Heute, nach seinem Lohengrin-Debüt 2010 in Bayreuth und nach soundsoviel großen Wagner-Partien, heute auch, da der dreifache Vater sich von seiner Frau getrennt hat, aber nach wie vor in und bei München lebt, heute fragt man sich, wie es wohl weitergehen dürfte.

Noch eine letzte wichtige Frage

Weitere Frage an Jonas Kaufmann im Hinblick auf 2020, da Bayreuth einen neuen "Ring des Nibelungen" herausbringt: Wäre das noch zu früh für den Siegfried, den Heldentenor aller Heldentenöre? Und Jonas Kaufmann antwortet, nachdem er gerade, also auch in diesem Sommer 2018, den Siegmund in einer Münchner "Walküre" mit sensationell hinlangenden und sensationell gehaltenen "Wälse"-Rufen für sich entschied: "Das wäre sicher zu früh. Außerdem weiß ich nicht, ob ich den Siegfried überhaupt angehen soll. Den Siegfried in der ,Götterdämmerung‘ könnte ich mir schon vorstellen, aber den Jung-Siegfried? Es kann gut sein, dass die Stimme danach nicht mehr flexibel genug ist für einen Lohengrin oder für all die italienischen und französischen Partien, die ich singe."

Gut, wir haben Geduld. Zunächst steht auch erst mal sein Sonderauftritt in Bad Wörishofen an, im Vorfeld des dortigen Festivals der Nationen. Dessen Leiter Winfried Roch hat ihn verpflichten können, nachdem er eine Asien-Tournee für Kaufmann (und eine für Diana Damrau) organisiert und betreut hatte. Ein Coup, ein echter Coup. Denn an Kaufmann ranzukommen bei seinen Verpflichtungen ist nicht leicht. Wie sagt er selbst so schön zum Thema Nachfrage seiner Person? "Ich habe nur einen Kuchen, und jeder will ein Stück abhaben."

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