Was ist Buß- und Bettag? Und warum haben Schüler heute frei?
Buß- und Bettag: Für evangelische Christen ist heute ein besonderer Tag. In einem Bundesland ist sogar Feiertag, in allen anderen nicht. Warum haben Schüler trotzdem frei?
Heute ist Buß- und Bettag in Deutschland. Dieser Tag wurde erstmals im Jahr 1532 begangen und ist für evangelische Christen ein Tag der Besinnung und Neuorientierung. Dabei geht es nicht um Buße für begangene Sünden, sondern um eine Umkehr zu Gott durch ein Überdenken der eigenen Haltung.
"Der Gedenktag dient dem Nachdenken über individuelle und gesellschaftliche Irrümer wie beispielsweise Ausländerhass, Umweltzerstörung und die Ausgrenzung von Armen und Obdachlosen", heißt es bei der Evangelischen Kirche selbst. "Die vielen tausend Menschen, die derzeit auf der Flucht vor Hunger, Terror und Verfolgung sind und die unter anderem Zuflucht in Deutschland suchen, führen uns vor Augen, wie viel Gewalt und Ungerechtigkeit es in der Welt gibt", sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm, zum diesjährigen Buß- und Bettag am 18. November. Das könne ein Datum sein, "an dem wir uns verpflichten, dass wir dieses Unrecht nicht länger gewillt sind hinzunehmen".
Zurück geht der Buß- und Bettag auf den Brauch, in Notzeiten einen Bußgottesdienst abzuhalten, in dem Gott um Vergebung und Hilfe gebeten wird. Einheitlich gefeiert wurde er aber lange Zeit nicht. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts gab es im Deutschen Reich 47 unterschiedliche Bußtage - an sage und schreibe 24 Terminen.
Erst 1883 beschloss Preußen, die verschiedenen Bettage auf einen gemeinsamen Tag zusammenzulegen. 1934 wurde der Buß- und Bettag gesetzlich geschützter Feiertag in ganz Deutschland - immer am Mittwoch vor dem letzten Sonntag im Kirchenjahr.
Warum ist schulfrei am Buß- und Bettag?
1995 war allerdings Schluss damit. Um die Pflegeversicherung zu finanzieren, wurde der Tag als Feiertag in allen Bundesländern außer Sachsen ersatzlos gestrichen. Mit einem Kompromiss, der viele berufstätige Eltern im Freistaat Bayern vor Probleme stellt: Schulkinder haben nämlich frei, Erwachsene aber müssen arbeiten.
Viele Firmen und Behörden bieten aber ihren Arbeitnehmern an, die Kinder an diesem Tag einfach mitzubringen. Wo das nicht möglich ist, müssen eltern improvisieren - frei nehmen etwa oder die Kinder bei Freunden und Verwandten unterbringen.
In vielen Kirchengemeinden sind die Gottesdienste aber auf den Abend verlegt worden, damit auch Arbeitnehmer in die Kirchen kommen und den Buß- und Bettag 2015 feiern können.
Übrigens: Buß- und Bettag ist in Bayern ein stiller Tag, an dem ein Tanzverbot gilt. Von zwei Uhr früh bis Mitternacht sind also fröhliche Feiern und laute Musik strikt untersagt. AZ
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