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Interview
12.12.2017

Weshalb Paul Maar sich als „der ferne Freund der Kinder“ versteht

Paul Maar schreibt lieber gute Geschichten für Kinder als einen drittklassigen Roman für Erwachsene. 
Foto: Gregor Fischer, dpa

Der Schöpfer des Sams, der heute 80 Jahre alt wird, zählt zu den großen Kinderbuchautoren. Seine eigene Kindheit erlebte er als Wechselbad der Gefühle

Herr Maar, erinnern Sie sich eigentlich noch an das Kind, das Sie einmal waren?

Paul Maar: Ja, durchaus. Ich erinnere mich an schreckliche Zeiten und an gute Zeiten, das wechselte sich immer ab.

Was erlebten Sie in der schrecklichen Zeit?

Maar: Als ich drei Monate alt war, ist meine Mutter gestorben. Mit zwei Jahren bekam ich dann eine neue Mutter, und kaum hatte ich die, ist mein Vater eingezogen worden in den Krieg. Ich musste mich gleichzeitig an die neue Mutter gewöhnen und die Bombennächte in Schweinfurt durchstehen. Als Kind lag ich angezogen im Bett, denn wenn die Sirenen geheult haben, hatte man nicht mehr die Zeit in die Kleider zu schlüpfen. Dann hat mich meine Stiefmutter an die Hand genommen und mir ein rotes Köfferchen in die Hand gedrückt, in dem die wichtigsten Dokumente waren. Sie selbst musste die Hände frei haben für meine Oma, die Mutter meines Vaters, die schon ein wenig dement war und auch bei uns im Haus wohnte. Die musste sie überreden, eigentlich mehr schubsten und zerren, um sie in den Luftschutzkeller zu bekommen. Dort vibrierte der ganze Raum und dann ging das Licht aus, weil wieder irgendeine Stromleitung getroffen war. Meine Stiefmutter hat dann mit zitternden Fingern versucht, eine Kerze anzuzünden. So merkte ich, dass es wohl gefährlich ist, wenn sie als erwachsene Frau Angst bekommt und dann habe ich auch Angst bekommen.

Wie lässt man diese Erinnerungen hinter sich?

Maar: Das schafft man, wenn dann anschließend die guten Zeiten kommen. Denn irgendwann hatte meine Stiefmutter genug und hat die Oma und mich mit aufs Land zu ihren Eltern genommen. Sie wohnte in einem fränkischen Dorf, und dort erlebte ich meine schönste Zeit.

Warum?

Maar: Ich war gleich der Star unter der Dorfjugend, denn ich konnte schon lesen, bevor ich in die Schule kam, und habe ständig Geschichten erzählt. Außerdem konnte ich toll zeichnen. Die Mädchen kamen dann immer zu mir: „Paul zeichne mir bitte eine Prinzessin“, dann habe ich natürlich lässig eine Prinzessin gezeichnet. Wir haben auf den Wiesen vor dem Dorf gespielt, von Bomben war nichts mehr zu sehen und zu hören. Innerhalb eines Jahres verschwand die Kriegstraumatisierung und ich fühlte mich sehr wohl.

Wie ging es dann weiter?

Maar: Dann kam die nächste schlimme Zeit, denn mein Vater kam aus der Kriegsgefangenschaft zurück und war sehr frustriert. Sein Geschäft war dahin und er hatte die besten Jahre seines Lebens verloren. Wir gingen wieder nach Schweinfurt zurück. Im Gymnasium waren die Söhne der Honoratioren in meiner Klasse und sprachen ein gepflegtes Hochdeutsch. Ich aber kam vom Land und hatte mir dort einen breiten fränkischen Dialekt angewöhnt.

Da waren sie dann nicht mehr der Star?

Maar: Im Gegenteil, da war ich der Hanswurst mit meinem weichen p und t. Die haben sich schief gelacht über mich, wenn ich gesagt habe „Gemma mol nüba und hol’ ma Erdbeerdorde.“ Ich habe mich immer mehr zurückgezogen in mich selbst und musste mich immer mehr überwinden, überhaupt in die Schule zu gehen.Ich bin dann auch durchgefallen.

Und sie hatten auch Probleme mit ihrem Vater.

Maar: Er war sehr streng und hat nichts vom Lesen gehalten. Wenn er mich mit einem Buch erwischt hat, hat er immer schnell nach einer anderen Aufgabe für mich gesucht, weil er Lesen für Zeitverschwendung hielt.

Die literarische Schule von Hemingway und Faulkner

Was Sie damals gelesen haben, waren aber keine Jugendbücher

Maar: Ja, da spielen sie darauf an, dass ich mir immer Bücher in der Bibliothek des Amerikahauses in Schweinfurt ausgeliehen habe, und da gab es nun mal nur Faulkner und Hemingway. Das hat mich sehr gefordert, denn bei Hemingway gibt es zum Beispiel Passagen, die bestehen seitenweise aus Dialogen. Anführungszeichen oben, Anführungszeichen unten, ohne zu kennzeichnen, wer da spricht. Da habe ich meinen Schulbleistift genommen und davor geschrieben: „John:“, „Mary:“ , damit ich nachverfolgen konnte, wer was sagt.

Haben Sie als Zehn- bis Zwölfjähriger die Bücher denn verstanden?

Maar: Natürlich gab es immer etwas, das für mich mysterös war, gerade erotische Anspielungen. Wenn da stand, dass sich die Frau morgens mit wirren Haaren aus dem Schlafsack wühlte, den sie sich nachts mit dem Mann teilte, dann habe ich mir schon überlegt: „Warum erzählt der mir das? Wenn ich aufstehe, habe ich auch wirre Haare.“

Ihre Frau Nele, die Schwester des im letzten Jahr verstorbenen Kameramanns Michael Ballhaus, stammt aus einer Theaterfamilie. Für sie muss das eine ganz neue Welt gewesen sein, als sie Sie kennenlernten.

Maar: Ja, ich lernte sie in der Abiturklasse am Schweinfurter Gymnasium kennen. Ich kam aus einer Handwerkerfamilie, bürgerliches Milieu–, und sie war die Exotin, kam aus einem Theaterkommune, wo Bühnenbildner, Regisseure, Dramaturgen und Schauspieler in einem Schloss unter einem Dach wohnten. Ich hatte gleich das Gefühl, eigentlich ist das meine Welt. Nachdem Michael Ballhaus, der dort im Theater seiner Eltern als Fotograf gearbeitet hatte, zum Film ging, wurde ich der Theaterfotograf, dann Bühnenbildner, und dann habe ich mein erstes Kindertheaterstück geschrieben.

Wollten sie eigentlich immer nur für Kinder schreiben?

Maar: Ich musste meinem Verleger versprechen, dass ich bei der Kinderliteratur bleibe. Es ist schöner, für Kinder zu schreiben und ich fühle mich da zu Hause, auch wenn man selbst mit einem drittklassigen Roman in den Feuilletons mehr wahrgenommen wird als mit Kinderbüchern. Bei jeder Lesung kann ich erleben, wie sehr ich sie mit meinen Büchern erreiche und was ich ihnen bedeute. Ich bin der ferne Freund für die Kinder, das sehe ich an den Briefen, in denen sie mir Dinge mitteilen, die sonst niemand erfährt.

Können Sie sich eigentlich in die heutigen Kinder noch hineinversetzen oder sind ihnen die fremd geworden?

Maar: Das ist das Erfreuliche: Vor allem der Humor ist derselbe geblieben. Die Kinder lachen noch an den selben Stellen und bei den gleichen Wortspielen wie vor 40 Jahren. Mehr noch: Humor ist auch international. Ich kann das bei Lesungen im Ausland beobachten: Wenn meine Übersetzerin vorliest und ich ihr über die Schulter gucke und an den Illustrationen erkenne, bei welcher Passage die Kinder jetzt so lauthals gelacht haben. Es gibt Themen, die sind vor 30 Jahren aktuell gewesen, sind es jetzt noch und werden es auch in 30 Jahren noch sein. Etwa wenn ein Kind seine Eltern durch die Wand streiten hört und Angst hat, dass sie sich trennen.

Inwiefern hat ihre Kindheit ihr Schreiben beeinflusst?

Maar: In meinen fantastischen Büchern wie dem „Sams“ oder „Herr Bello“ versuche ich, mir diese Kindheit herbei zu fantasieren, wie sie hätte sein können. In meinen realistischen Geschichten wie „Fremder Bruder, große Schwester“, „Andere Kinder wohnen auch bei ihren Eltern“ oder „Kartoffelkäferzeiten“ erzähle ich auch von den weniger schönen Dingen. Aber oft mischt sich das auch. Selbst im „Sams“ gibt es ja ernstere Themen.

Jetzt haben Sie selbst das „Sams“ ins Gespräch gebracht. Dabei wollten wir doch ein „Sams“-freies Gespräch führen.

Maar: Ja, das ist ein bisschen lästig für mich, dass ich immer nur der „Sams“-Autor bin. Ich habe schließlich 60 andere Bücher geschrieben, die mir genauso wichtig sind.

Paul Maar - Autor und Illustrator

Paul Maar ist nicht nur Autor, sondern auch Illustrator seiner Bücher. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste in Stuttgart und arbeitete zunächst als Kunsterzieher. Sein erstes Kinderbuch war 1968 „Der tätowierte Hund“. Seitdem hat er über 60 Bücher und Theaterstücke geschrieben, darunter „Kikerikiste“, „Lippels Traum“, „Anne will ein Zwillling werden“ und für die Augsburger Puppenkiste „Die Opodeldoks“. Die „Sams“-Reihe umfasst neun Bände; vor kurzem erschien „Das Sams feiert Weihnachten“ (Oetinger-Verlag)

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