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Ukraine-Konflikt
13.08.2014

Wie der Ukraine-Konflikt von Mythen angetrieben wird

Der Ukraine-Konflikt basiert auf Mythen. Medien nutzen ihre Inhalte, wie im Zweiten Weltkrieg, für Propaganda.
Foto: Yuri Kochetkov (dpa)

Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine wird von Mythen angetrieben. Medien verbreiten Inhalte, die der Propaganda ähneln - objektive Informationen sind nicht mehr möglich.

Bei meinem ersten Augsburg-Besuch wurde ich gefragt, wie es sich in der Ukraine als Intellektueller, Philologe und Universitätsdozent in Zeiten der erbitterten Kämpfe lebe? Ich muss gestehen, dass ich kaum prinzipiell Neues sagen kann. In Europa gehen wieder alte Mythen um, die von den aktuellen Problemen ablenken sollen.

Der Krieg im Osten der Ukraine wird von Mythen angetrieben

Die Gründe für den Krieg im Osten der Ukraine liegen nicht auf der realen Ebene, sondern speisen sich aus Mythen, die von den russischen Massenmedien schamlos ausgenutzt werden. Zum Beispiel Aussagen über Nazis, die keiner je gesehen hat, vor denen sich die Mehrheit aber fürchten soll. Im März wurden die russischen Truppen auf der Krim zum Schutz gegen diese mythischen Nazis stationiert. Diese „Banderiwzi“ verweisen auf westukrainische antisowjetische Partisanen aus den 40er Jahren, deren tragische Geschichte unklar und mythenumwoben ist. Angeblich haben sie nicht nur gegen die Wehrmacht, sondern auch gegen die Rote Armee gekämpft. Sehr viele Menschen in den Ostgebieten der Ukraine und in Russland identifizieren sich seit einigen Jahren stark als Nachkommen der Rotarmisten und als Kämpfer gegen die Banderiwzi.

Die Tatsachen, dass in der Ukraine auch heute die meisten Publikationen auf Russisch erscheinen, dass das Internet hauptsächlich russischsprachig ist und dass auch im Alltag in östlichen und südlichen Regionen Russisch gesprochen wird, spielen keine Rolle für die russischen Massenmedien. Stattdessen berichten sie unermüdlich über die Unterdrückung der russischen Sprache in der Ukraine. Der Mythos über die angebliche Konfrontation zwischen den West- und Ostukrainern wegen der Sprache wird mit allen Mitteln beschworen.

Auf eine potenzielle Eroberung der Ukraine durch die USA und die NATO wird im Zug der alten sowjetischen antiwestlichen Propaganda hingewiesen – als einer riesigen Gefahr, ohne dass gesagt wird, dass sie jeder Tatsache entbehrt. Der reale Krieg im Osten der Ukraine mit den vielen Menschenopfern wird hingegen toleriert oder unterstützt.

Dem Mythos bedarf kein Beweis - baut auf Glauben auf

Der Philosoph Hans-Georg Gadamer gab in seinem Essay über Mythos und Logos eine treffende Definition des Begriffs Mythos. Beide Begriffe bedeuteten ursprünglich das, was wir heute mit „Wort“ übersetzen würden – allerdings mit einem grundsätzlichen Unterschied. Das Wort im Sinn von „Logos“ ist auf Tatsachen und das Argumentieren mit Beweisen angewiesen. So wird seit jeher in der Wissenschaft und Justiz gesprochen. Das Wort im Sinn von „Mythos“ bedarf dagegen keiner Beweise, es baut auf den Glauben auf und wird in der Kunst und Religion gebraucht. Komplikationen entstehen, wenn die Sphären gewechselt werden, etwa in der Geschichtsschreibung. Dann sind zum Beispiel die Vorfahren nicht einfach Menschen mit Stärken und Schwächen, sondern Heroen.

In der gegenwärtigen prorussischen und postsowjetischen Propaganda sind die Kämpfer gegen Hitlers Wehrmacht keine einfachen Soldaten, die auch Fehler machten, und Gewalttaten begangen haben. Zu mythischen Helden stilisiert, leisteten sie Heldentaten und starben Heldentode. Aber diese verführerische Darstellung des Helden, der wie im uralten Mythos den Drachen bekämpft, weckt immer auch die Gestalt des Drachens auf.

Der mythische Zeitkreislauf besagt, dass das, was war, wieder- kommt. Dann muss der Drache wieder bekämpft werden. Noch vor ein paar Jahren hätte niemand gedacht, dass die Rhetorik, die vor 70 Jahren zum Zweiten Weltkrieg führte, erneut in Europa auftaucht. Heute gilt es wieder, die eigene Nation vor äußeren Gegnern zu schützen.

Im Konflikt werden Medien als Propaganda eingesetzt

Der Prozess der Versöhnung ehemaliger Kriegsgegner dauerte Jahrzehnte in den postsowjetischen Ländern. Die verzerrten Fratzen von Nazi-Soldaten aus alten sowjetischen Filmen bekamen langsam menschliche Gesichter, in denen Spuren der Kriegsleiden zu erkennen waren. Dem Gegner in menschlicher Gestalt kann verziehen werden. Deshalb arbeiten die nach einem Krieg trachtenden Staatsmedien in Russland wie vor dem Zweiten Weltkrieg einst in Deutschland an der Entmenschlichung der Gegner. Diese Herangehensweise wurde in den nazistischen Zeitungen und Zeitschriften in Bezug auf Juden ausgeübt. Sie wurden mit Tieren und Insekten verglichen. Für die „Nicht-Menschen“ galten die Moralnormen nicht mehr.

Überraschenderweise finden sich heute in prorussischen Massenmedien die Strategien der nazistischen, antisemitischen Propaganda wieder. Das Ziel dieser Propaganda sind die Ukrainer oder ein gewisser Teil von ihnen. Die übliche Bezeichnung des Volkes „Ukrainer“ wird dabei geschickt vermieden. Denn die Ukrainer und die Russen gelten seit jeher und zu Recht als Brüdervölker, die viel Gutes und Schlechtes gemeinsam erlebt haben, was ein ähnliches kollektives Gedächtnis formierte.

Lügen häufen sich: keine objektiven Informationen

Statt „Ukrainer“ benutzt man jetzt in prorussischen Massenmedien zahlreiche Neuprägungen, welche innerhalb des brüderlichen Volks einen „bösen“ Teil ausgrenzen und zu einem feindlichen Konvolut von Unmenschen machen sollen, die vom Westen infiziert und verdorben worden sind. Zur Propaganda gehört die Verurteilung des Moralverfalls im Westen, die einhergeht mit empörenden Berichten über zu freizügiges sexuelles Verhalten der Westeuropäer. Einer der Hauptgründe, den die Gegner der EU-Integration in der Ukraine vorbrachten, war und ist die Angst vor homosexuellen Partnerschaften und Ehen in Europa. Prorussische Massenmedien behaupten, dass diese Partnerschaften offiziell propagiert und Kindern aufgezwungen werden.

Als Gegensatz zum verdorbenen Westen wird die russische Kultur heraufbeschworen, die ein höheres Ziel verfolgt. Nur der Kreml will bestimmen, was russisch ist. Max Frisch zufolge sei es aber eine unentbehrliche Aufgabe der Dichter, die Macht über die Sprache den Herrschenden zu entziehen. Die berühmte russische Schriftstellerin Ljudmila Ulizkaja sagte in einem Interview im Juni: „Es ist schwierig zu verstehen, was zur Zeit zwischen Russland und der Ukraine geschieht. Eines kann man sicher behaupten: Die russischen Massenmedien verstellen das, was in der Ukraine passiert. Man kann keine objektive Information erhalten. Wir haben den Weltrekord in Lüge gebrochen.“

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