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80. Geburtstag
24.10.2016

Wolf Biermann: „Man geht kaputt, wenn man sich nicht wehrt“

Liedermacher Wolf Biermann hat seine Memoiren publiziert.
Foto: Paul Zinken, dpa (Archivfoto)

Kurz vor seinem 80. Geburtstag hat der Liedermacher Wolf Biermann seine Memoiren publiziert. Im Interview spricht er von einer schmerzlichen Einsicht.

Gibt es etwas in Ihrem Leben, das Sie im Nachhinein anders machen würden?

Wolf Biermann: Nein. Ich weiß ja die Gründe viel zu genau, warum ich mich so oder anders verhalten habe. Und man kann nicht klüger sein, als man ist – oder wie es in dem grobianischen Sprichwort der Deutschen heißt: Kein Mensch kann höher springen, als der Arsch kommt!

Sie haben trotz Schikanen, trotz Berufsverbot noch lange auf eine Wende in der DDR gehofft. Warum?

Biermann: Ich kam aus der Nazizeit als ein Kommunistenkind – das heißt, ich habe die kommunistische Religion mit der Muttermilch gesoffen. Anders als die Kinder der Nazis war ich deshalb enger gefesselt an die Hoffnung auf ein kommunistisches Narrenparadies, in dem der Löwe Gras frisst. Ich habe lange gehofft, dass es eine Demokratisierung in der DDR geben könnte. Ich hielt mich für den richtigen und die Herrschenden für die falschen Kommunisten.

"Ein Toter kann sehr lebendig sein"

Wie hat der Tod Ihres Vaters im KZ Auschwitz Sie beeinflusst?

Biermann: Ich bin intensiver mit meinem Vater aufgewachsen als die meisten Kinder, in deren Leben der Vater jeden Tag rumläuft. Ein Toter kann sehr lebendig sein! Die Tatsache, dass mein Vater Widerstandskämpfer war und ermordet wurde, hat mich geprägt und verpflichtet. Es hat mir aber auch die Kraft und den Mut gegeben, mich mit den mächtigen Schweinehunden in der DDR auf Streit einzulassen.

Hätte es anfangs nicht doch die Chance gegeben, dass aus Ihrem „kommunistischen Paradies“ etwas wird?

Biermann: Nein, nein, nein! Das ist ja die schmerzliche Einsicht, zu der ich mich hinarbeiten musste, weshalb ich brechen musste mit dem Kommunismus und ein treuer Verräter, ein guter Renegat wurde: Der Weg in dieses Paradies ist mit Notwendigkeit immer ein Weg in die Hölle von Massenmord, Krieg, Ausbeutung, Lüge. Das ist leider der Fehler an dieser schönen Idee.

Was hat diese Wende in Ihrem Kopf ausgelöst?

Biermann: Da gibt es keinen schönen, klaren Knackpunkt. Ich war ja von Anfang an konfrontiert mit der Ungerechtigkeit und Barbarei im Namen des Sozialismus. Erst denkt man, das sind einzelne Idioten, schlechte Menschen, unglückliche Umstände. Dann kommt die Phase der Selbstzweifel: Sehe ich alles verkehrt? Muss ich mir neue Augen einsetzen? Aber wenn man Gedichte schreiben will, ist man drauf angewiesen, dass die Musen einen küssen. Und das kann ich sagen: Die Musen sind nicht Mitglied der Kommunistischen Partei, sie haben eine unglaublich feine Nase für den Gestank der Heuchelei und der Karrieregeilheit.

"Ich wusste nicht, was links und rechts, oben und unten, richtig und falsch ist"

Die Ausbürgerung hat Sie trotzdem nicht erleichtert ...

Biermann: Im Gegenteil. Die ersten vier, fünf Jahre im Westen waren die schwierigste Zeit meines Lebens. Ich war in die westliche Gesellschaft, in ein mir neues Koordinatensystem geworfen und wusste nicht, was links und rechts, oben und unten, richtig und falsch ist. Ich war plötzlich der Anfänger, der keine Ahnung hatte. Meine treuen Feinde haben sich trotzdem weiter um mich gekümmert – nicht Stasi-Chef Erich Mielke, sondern sein Stellvertreter Markus Wolf, der Chef für Westspionage.

War dann die Wiedervereinigung nicht noch mal ein Bruch? Sie haben Ihre Feinde verloren ...

Biermann: Als juristische Person ist die Partei Die Linke heute immer noch die SED-Partei. Nur der Name hat sich geändert. Mit Hilfe von Gregor Gysi und Konsorten haben sie es geschafft, sich in die Demokratie rüber zu mogeln, indem sie ihr geistiges und materielles Erbe gerettet haben.

Wie beurteilen Sie Deutsch-Deutschland heute?

Biermann: Deutschland ist heute das wohlhabendste und wohl freieste Land dieser verrückten Welt. Aber eine Folge von zwei hintereinander blühenden Diktaturen in Deutschland ist jetzt zu beobachten: die Angstbeißer. Das gibt es bei Hunden, das gibt es aber auch bei Schweinehunden.

"Ich bin ein Sprinter, kein Marathonläufer"

Was sehen Sie als Grund?

Biermann: Noch nie in der Menschheitsgeschichte ist so viel Geld von A nach B geliefert worden wie nach der Wiedervereinigung, um Kohls Wahlpropaganda von den blühenden Landschaften wahr zu machen. Wenn man so eine Hilfe nicht zurückgeben kann, egal in welcher Währung, dann passiert es fast automatisch, dass man die genossene Hilfe klein- oder schlechtredet. Und dann geht man eben zu den Linken von Gregor Gysi oder zur AfD. Zusammen haben diese beiden Parteien in Ostberlin 55 Prozent aller Stimmen errungen.

Was hat Sie bewogen, Ihr Leben aufzuschreiben?

Biermann: Ich habe das Projekt seit 1983 vor mir hergeschoben. Bei einem Besuch in Paris hat Manès Sperber damals zu mir gesagt: „Sie müssen unbedingt Ihre Memoiren schreiben!“ Ich war 46 Jahre alt und sagte: „Ich bin doch noch viel zu jung dazu!“ Da blaffte mich der alte Sperber an: „Seine Memoiren muss man schreiben, wenn man selbst noch was davon lernen kann.“

Woran hing es so lange?

Biermann: Ich war faul und wollte lieber Gedichte und Lieder schreiben. Denn ich bin von Natur aus ein Sprinter, kein Marathonläufer. Aber meine Frau Pamela hat mich so lange gequält, bis ich endlich angefangen habe – allerdings mit einem Trick. Da ich nur 100 oder 200 Meter schaffe, bin ich eben immer nur 100 oder 200 Meter gelaufen, und meine Frau hat diese Strecken zusammengeflickt und behauptet jetzt, es sei ein Marathonlauf.

Wolf Biermann: Neues Gedichtbuch

Haben Sie selbst unter Ihren vielen Liedern ein Lieblingslied?

Biermann: Es gibt drei, vier, die mir wirklich gefallen. Auf jeden Fall das kleine Liebeslied, mit dem Refrain: „Ich möchte am liebsten weg sein – und bliebe am liebsten hier.“

Was machen Ihre Musen derzeit?

Biermann: Sie haben ihre Abscheu gegenüber einem Greis noch einmal überwunden. Und deshalb erscheint in meinem neuen Gedichtbuch eine Ballade, die mich wirklich freut: „Biermanns Bilanzballade im 80. Jahr“. Darin heißt es: „So viele gingen an Schlägen zugrund/ Die sie leider nicht ausgeteilt haben“. Und das ist meine Lebenserfahrung. Natürlich geht man kaputt, wenn man totgeschlagen wird. Aber man geht auch kaputt, wenn man sich nicht wehrt.

Das ist Wolf Biermann: Kurz vor seinem 80. Geburtstag und 40 Jahre nach seiner Ausbürgerung aus der DDR hat Wolf Biermann jetzt seine Autobiografie veröffentlicht. Der Liedermacher wurde am 15. November 1936 in Hamburg geboren; er übersiedelte 1953 in die DDR. Wegen seiner systemkritischen Lieder wurden ihm dort 1965 Auftritte und Publizierung verboten; 1976 ist er während einer Tournee in Westdeutschland aus der DDR ausgewiesen worden. Nada Weigelt, dpa

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