Der Millibauer und sein Leben
In Landsberg gab es ein Event der besonderen Art über Ludwig III. Hörspiel mit Musik
Wo ließe sich Weltgeschichte trefflicher darstellen, als im Umfeld der Anonymität? Sie macht möglich, woran der Geschichtsunterricht seit Jahrzehnten krankt. Weg von nackten Zahlen und nüchternen Stichworten. Hin zur Fiktion, zur Emotion, zur individuellen Erfahrung. Alexander Kluge hat dies eindringlich wie faszinierend in seiner „Chronik der Gefühle“ getan, nämlich Zeitgeschichte über Randnotizen und persönliches Erleben erfahrbar gemacht. Nun also „The King Is Gone“, ein Hörspiel über das Ende der Wittelsbacher Dynastie, in Person Ludwig III., der während der Novemberrevolution von 1918 von seinem Volk zuerst entkront und dann verjagt wurde. Andreas Ammer schrieb dieses Stück – das gestern, nein, nicht im Radio lief, sondern auf der Bühne des Landsberger Stadttheaters aufgeführt wurde. Ein Schelmenstück mit tragischem Hintergrund, revolutionäre Weltgeschichte als eine Art Reiseabenteuer.
Kaum jemand kennt Ludwig III., den letzten König von Bayern und Cousin des verschrobenen Märchen“kini“ Ludwig II. Zwar ist sein Abdanken von Josef Benno Sailer in „Des Bayernkönigs Revolutionstage“ schon 1919 in einem legendären „braunen Heft“ veröffentlicht und 1988 neu herausgegeben worden. Doch auch hiervon wissen die wenigsten, womit Autor Ammer freie Hand hat. Mit Empathie und Humor macht sich Ammer auf die gedankliche Reise ins München des Jahres 1918 und begleitet, nach einem kurzen Geschichtsexkurs, Ludwig bei einem Spaziergang durch den Englischen Garten. Es ist der 7. November, die Revolution ist in vollem Gange und erst ein Passant, der den König anspricht, verdeutlicht diesem, wie ernst die Lage ist. Der Herrscher träumt, das Spiel ist aus. Vor jedem Machtverlust kommt immer ein Realitätsverlust.
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