Der Richter schaut immer noch von der Wand
Das ehemalige Gerichtsgebäude unterhalb des Rauhenlechsbergs ist heute ein Wohn- und Geschäftshaus
Das Pflegegericht Rauhenlechsberg hatte über 250 Jahre lang eine große Bedeutung für die ganze Region. Seinen Sitz hatte es etwas nördlich von Apfeldorf am Weg nach Apfeldorfhausen. Werner Kümmerle und Evelyn Schobert-Kümmerle haben den einstigen Sitz des Gerichts komplett umgebaut. Vieles ist aber noch im Originalzustand erhalten. Einst gingen hier die Richter ein und aus und fällten Urteile. Heute ist die ehemalige Gerichtsschreiberei am Fuße des Rauhenlechsbergs – über der vom 13. bis zum 18. Jahrhundert eine Burg beziehungsweise ein Schloss thronte – das Zuhause von Werner Kümmerle und Evelyn Schobert-Kümmerle. Und gleichzeitig noch ein Golf-Fachgeschäft mit Driving Range.
„Dieses Haus hat eine Seele – etwas Magisches“, schwärmt Evelyn Schobert-Kümmerle. „Wir lieben dieses Haus.“ Und dessen Geschichte: „Geschichte ist für mich ganz wichtig“, sagt die Bewohnerin. Das Haus, in dem sie und ihr Mann seit Oktober 2008 leben, und in dem Werner Kümmerle seit dem Jahr 2005 sein „Golfers-Depot“ führt, hatte bis vor gut 200 Jahren eine wichtige Bedeutung in der ganzen Region: Es war Sitz des Pflegegerichts Rauhenlechsberg, dessen Zuständigkeit sich von Seestall über Mundraching bis nach Peißenberg erstreckte. Von 1544 bis 1803 fanden unterhalb der Burg beziehungsweise dem Schloss Rauhenlechsberg Gerichtsverhandlungen statt. Das Gericht befasste sich dort vor allem mit kleineren Delikten: Diebstahl, Raub, Streitereien, Beleidigungen oder „polizeiwidrigen Spielen“. Die Richter reisten damals von Landsberg mit der Fähre über den Lech zu den Verhandlungen an. Einer der ersten Richter, Caspar von Neuchingen, der hier bis 1575 tätig war, lebt quasi heute noch mit der Familie Kümmerle: Von ihm hängt ein 1576 vollendetes großes Gemälde im Hausflur, vor dem Eingang zum Wohnzimmer. Direkt neben der Tür, die früher vermutlich in den Gerichtssaal führte – und heute noch im Original vorhanden ist. Nachdem das Gericht 1803 aufgelöst worden war, wurde das Anwesen verkauft und wechselte in der Folgezeit mehrere Male die Eigentümer. Seit 1913 ist es im Besitz der Familie Kümmerle.
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