Er fühlte sich als Sündenbock
Im Missbrauchsprozess gegen einen 48-Jährigen sagen Sohn und Ehefrau aus
Nachdem zunächst die beiden jüngeren Geschwister als Zeugen vernommen worden waren (wir berichteten), war jetzt im Missbrauchsprozess gegen einen 48-jährigen Mann, der mit seiner Familie zur Tatzeit im Landkreis Landsberg lebte, die Reihe am 16-jährigen Sohn sowie der Ehefrau und Mutter der drei Kinder. Beide wurden jeweils rund eineinhalb Stunden von der Jugendkammer des Augsburger Landgerichts angehört.
„Ich war sein Sündenbock“. Mit bemerkenswerter Ruhe sitzt der 16-jährige Schüler im Zeugenstuhl, hellbraune Jeans, dunkler Wintermantel, modische Brille, neben ihm Opferanwältin Marion Zech und spricht. Sein Vater hatte auf Bitten des Gerichts wenige Meter hinter dem Sohn auf einem Zuschauerstuhl Platz genommen, um möglichst jede Einflussnahme auf die Aussagen des Jugendlichen auszuschließen. „Er hat mich ausgegrenzt“, sagt er über den Mann, den er nie Vater, sondern immer beim Vornamen nennt.
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Ich hoffe, dass die Opfer dieses Mannes rechtzeitig ausreichend Gelegenheit bekommen, sich von ihrem leiblichen Vater und dem, was er ihnen angetan hat abzugrenzen. Wie so viele Kinder aus Missbrauchsfamilien, haben diese Minderjährigen keine wirklichen Eltern. Von solchen Personen beschädigt, darf man das, womit sie einem schaden wollten, nie auf sich selbst beziehen. Mutter und Vater hätten sich rechtzeitig psychotherapeutische Hilfe holen können. Das haben sie nicht getan, obwohl gerade diese beiden Erwachsenen, Ärzte von Beruf, jede Möglichkeit dazu gehabt hätten. Statt dessen bürden sie ihrem Nachwuchs ihren eigenen Psychomüll auf. An dem Punkt beginnt schwere Schuld. In einer Gesellschaft, die "Familienleben" idealisiert und romantisiert, ist es nicht leicht, die Eltern hinter sich zu lassen. Für Kinder aus Missbrauchsgefügen lohnt sich das aber allemalt. Je eher, um so besser.
Angelika Oetken, Berlin-Köpenick, eine von 9 Millionen Erwachsenen in Deutschland, die in ihrer Kindheit und/oder Jugend Opfer von schwerem sexuellen Missbrauch wurden