Mit Resten von Humor
Der Kunsthistoriker Thomas Raff zeigt, wie sich das Satireblatt „Simplicissimus“ in den Dienst der nationalen Sache stellte
Vor rund 70 Zuhörern im „Maurerhansl“ berichtete der Vorsitzende des Dießener Heimatvereins von der „berühmten Redaktionskonferenz“ am Verlagsort in München. Thomas Theodor Heine, laut Raff eine „Hauptkraft“ des Blattes und bald auch Mitherausgeber, soll dann die Richtung vorgegeben haben: „Wir müssen uns jetzt auf die nationale Sache einstellen.“ Raff ließ gelten, dass die Zeichner und Redakteure wohl auch ihr finanzielles Überleben im Blick gehabt haben konnten, denn der Simplicissimus war ein Nischen-Arbeitgeber, für den es keinen Ersatz gegeben hätte. Gleichwohl merkte der Kunsthistoriker an: „Das ist kein Ruhmesblatt für den Karrieristen T. T. Heine, und ich werde auch sicher keinen Heiligen aus ihm machen.“
Statt spitziger Zeichnungen gegen das deutsche Militär wendete sich die spitze Feder nun also gegen die „Feindstaaten“, wie Raff anhand zahlreicher Bildquellen belegte. Da gab es die Zeichnung, in der Deutschland – personifiziert als „Ritter Georg“ – dem russischen Bären eine blutende Wunde schlug, während die Briten – symbolisiert als verschlagenes Krokodil – um Gnade bettelten. Noch deutlicher wurde die überhebliche deutsche Selbstwahrnehmung in der Metapher des deutschen Heeres als einer Dampfwalze vor Paris. Das war schon keine Siegeszuversicht mehr, das war Siegesgewissheit. Dazu erwähnte Raff auch die kuriose Anekdote rund um die erste Augustnummer 1914, die noch regierungskritisch war – und von der die Redaktion versprach, dass sie „nur kurz zurückgehalten“ und gleich nach dem Sieg ausgeliefert werde. „Hier erwartete man wirklich, Weihnachten 1914 wieder zu Hause zu sein.“
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