Tütenhuhn und Eier für Verliebte
Bernd Kobl ist Praktikant beim Landsberger Tagblatt und war in Sachen Ostern für die Redaktion in der Stadt unterwegs. Redakteure testen Schokoeier
Gleich vorweg. Ich bin ein bekennender Feiertagsmuffel. Ich unterscheide die nahenden Festtage immer nur an den sich ändernden Schokoladenformen von bärtigem Mann zu Hase oder Lamm an den Discounterkassen. Und Schokoladenfreund bin ich im Übrigen auch nicht. Daher war es für mich eine große Herausforderung, als die Redaktionsleitung ausgerechnet mir den Auftrag erteilte, einen Artikel über Ostern zu schreiben. Aber man(n) ist ja aufgeschlossen, und so ist Fotograf Thorsten Jordan mit mir losgezogen und wir haben uns im vorösterlichen Landsberg umgeschaut. Die Fußgängerzone ist ruhig in den Tagen vor Ostern. Kein hektisches Treiben, wie in der Woche vor Weihnachten. Die Leute sitzen vor den Restaurants und Cafès und genießen die ersten warmen Frühlingstage. Fast nichts ist zu bemerken von den bevorstehenden Feiertagen. Sieht man jedoch genauer hin, findet man in den Schaufenstern jede Menge Artikel, die auf Ostern hinweisen. Bei „Kunst und Wohnen“ in der Alten Bergstraße sind es die handbemalten Eier von Angelika Schönhuber aus Hofstetten, die sofort ins Auge fallen. „Seit mindestens zehn Jahren verkaufen wir diese Eier und mittlerweile sind es schon begehrte Sammlerstücke“, sagt Brigitte Martin, die Inhaberin. Im Genussshop „Vom Fass“ gibt es Liköre in Häschenflaschen. Theresia Heiss, die Inhaberin, meint: „Ostern ist ja eigentlich eher ein Fest für die Kinder. Aber bei unseren erwachsenen Kunden ist auch dieses Jahr wieder unser Orangen-Eierlikör der Renner. Nach Ostern ist er grundsätzlich ausverkauft.“ Passend dazu gibt es auch ein Rezept für ein Orangen-Eierlikör-Tiramisu. Ein Stück die Straße runter kann man eine kleine Kuriosität erwerben. Bei „Leckers Werkhaus-Gallery“ gibt es die kleinste Sektflasche der Welt. „Die Sektkellerei Szigeti aus Österreich stellt den Sekt in original Flaschengärung her“, erklärt Ladeninhaber und selbst gebürtiger Österreicher Gerald Lecker. In „Obermayer’s Geschenk-Laden“ finden sich jede Menge Dekoartikel. In den Regalen stehen Blechhasen, Baumwollschafe, oder es hängen Perlhuhnfedern im Glas-Ei und schwarze Osterlämmer an Bändern von den Regalbrettern. Schwarz und Weiss liege dieses Jahr besonders im Trend, da ja auch viele Wohnungen so eingerichtet seien, meint Angelika Obermayer, die Inhaberin. Bei „Tamarillo“ gibt es ebenfalls Deko. Aber auch Nützliches, wie das „Tütenhuhn“. Sieht nicht nur schick aus, sondern dient gleichzeitig als Sammelbehälter für Einkaufstüten. Oder das „Bayern Piep–Ei“, dessen Verpackung verspricht: Je nach gewünschtem Härtegrad des Frühstückseis spielt es für Weicheier „Skandal im Sperrbezirk“, für mittelweiche Eier „Die lustigen Holzhackerbuam“ und für hart gekochte Eier die Bayernhymne. Gleich Gegenüber im „Tee-Kessel“ steht das, laut Inhaberin Tanja Andres, dünnste, aber gleichzeitig härteste Geschirrservice aus „Bone China“-Porzellan. Aber dann gibt es endlich etwas, was für viele der Inbegriff für Ostern ist und die Feiertage versüßt: die Schokoladeneier. In der Altstadtfiliale von „Hallingers Schokoladenmanufaktur“ gibt es sie in unzähligen Geschmacksrichtungen. Ein zusätzlicher Clou dabei ist, dass die Eier in der Mitte halbiert sind. „Eigentlich ideal für Verliebte. Es kommt gar nicht erst Streit auf, wer nun mehr abbekommen hat“, bemerkt unser Fotograf Thorsten Jordan. Die Schaufenster vom Modehaus Hecht sind weniger österlich geschmückt. Karl Hecht erklärt dazu ganz lapidar: „Männer kaufen dann ein, wenn sie was brauchen und nicht, weil gerade Ostern ist.“ Dagegen macht sich Ostern im Reisebüro Vivell durchaus bemerkbar. Die Mitarbeiterin Christine Wölke erzählt: „Beliebt sind auch dieses Jahr wieder die klassischen Reiseziele wie die Türkei, Kdie anaren oder Ägypten. Aber auch Städtereisen und Reisen zu Musicals laufen dieses Jahr gut.“ Reisegutscheine habe man aber als Ostergeschenk kaum verkauft, so Wölke weiter. Nach all diesen Eindrücken machen wir uns auf den Rückweg in die Redaktion. Zur Freude aller haben wir von „Hallinger“ eine Auswahl an Schokoladeneiern mitgebracht – zum Testen. Verkostung unter streng journalistischen Gesichtspunkten steht auf dem Programm. Und welche Sorte schmeckte den Kollegen? Dieter Schöndorfer zu Kaffee-Nougat: „Sehr ausgewogen. Kein Geschmack ist zu dominant.“ Margit Messelhäuser bekommt Marc de Champagne und meint dazu: „Super zum Essen mit den zwei Hälften. Da bröselt auch nichts. Wusste zwar nicht, was es war, hat aber sehr gut geschmeckt.“ „Fruchtig, zartschmelzend, sehr fein“, meint Alexandra Lutzenberger zu Himbeer-Passionsfrucht. Praktikant Nico Brix bekommt das zweifarbige Orange-Limette-Ei. „Frisch und fruchtig“, ist seine fachmännische Analyse. Latte macchiato geht an Dominic Wimmer: “ein sehr weiches Kaffearoma, aber leider bisschen zu klein. Hätte durchaus größer sein dürfen.“ Und Thomas Wunder zu Macadamia–Nougat: „Schön nussig und trotz Nougat sehr leicht.“ Auch ich, der eigentlich eher Herzhaftes bevorzugt, versuche mich an einem Schokoladenei. Zartbitter mit 85 Prozent Kakaoanteil. Zuerst ist es mir natürlich zu süß, aber die bittere Note im Nachgeschmack gefällt mir. Lediglich Sarah Schierak verweigert die Teilnahme am Test, aufgrund einer sich selbst auferlegten Fastenzeit. Fazit unseres Streifzugs durch Landsberg ist für mich: So kommerziell wie Weihnachten ist Ostern in jedem Fall noch nicht. Es sind eher Kleinigkeiten, die an Ostern eine Freude bereiten sollen. Ich werde wohl trotzdem weiter ein Feiertagsmuffel bleiben. Allerdings habe ich festgestellt, dass es sich durchaus lohnt, sich auch mal in den kleinen Läden der Altstadt von Landsberg umzusehen. Dort gibt es herrlich viel Sinniges und Unsinniges, Schönes und Kitschiges. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei.
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