Vom Pagen des Kronprinzen zum Soldaten
Der 87-jährige Erasmus Huber aus Unterfinning erlebte zuerst die feine Welt in einem Kurort und gehörte zu den Letzten, die 1945 noch an der Front kämpften – und er ging später ein zweites Mal zum Militär
Wie im Spätsommer 1939 der Zweite Weltkrieg begann, daran kann sich Erasmus Huber aus Unterfinning noch gut erinnern. Er war zur Sommerfrische bei einer Tante in Tutzing, als er am Bahnhof die Wehrmachtszüge beobachtete, die aus Innsbruck in Richtung München fuhren. Fünf Jahre später sollte er dann mit 17 Jahren selbst noch Soldat werden. Davor erlebte der Heranwachsende den Krieg freilich aus einer ganz anderen Perspektive.
Der Taglöhnersbub hätte nach dem Ende seiner Schulzeit im Frühjahr 1941 eigentlich Käser werden sollen. Eine Lehrstelle in Buchloe hatte er schon sicher, doch dann erlag er dem Reiz der großen Welt. Er ging als Page in die Kurstadt Bad Kissingen, wo sich Geld- und Hochadel trafen. Der noch nicht 14-Jährige, der zuvor noch nie weiter als nach Tutzing und Buchloe gekommen war, machte sich nach der Schule auf eine große Reise: „Um 3 Uhr sind wir bereits aufgestanden, mit dem Vater bin ich nach Schondorf, wo der Zug um 5 Uhr ging und er begleitete mich bis Augsburg. Dort übergab er mich einem Schaffner, der gab mich an einen Kollegen in Würzburg weiter, um nach Schweinfurt zu fahren und von dort aus nach Bad Kissingen“, erinnert sich Huber nach 73 Jahren noch exakt an den Verlauf. Im Hotel-Restaurant Frühlingsgarten wurde er ein Jahr lang zum Page ausgebildet. Hier lernte er – üppige Trinkgelder taten dazu ein Übriges – den feinen Herrschaften zu Diensten zu sein, Karten für Theater und Kino zu besorgen, Blumen zu kaufen und vor allem auch zwei andere Dinge, wie der damalige Unterfinninger Pfarrer bei einem Heimataufenthalt über seinen früheren Ministranten bemerkte: „Was kann er denn? Steigen und Hochdeutsch reden.“
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