Wir sind unschuldig
Krieg und Komödie, wie passt das zusammen. Neuer Film von Rauschenbach
Viele kennen und lieben ihn: den Kultfilm „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann. Eine Komödie, die 1943 in Deutschland gedreht wurde, zur gleichen Zeit, in der die Nazis Menschen in KZ folterten und ermordeten. Diese Gleichzeitigkeit von grausamem Krieg und leichter Unterhaltung, hat der Schauspieler Olaf Rauschenbach mit seiner Frau Ninon Hensel zum Thema eines Filmprojekts gemacht. Herausgekommen ist der medienkritische Experimentalfilm „Wir sind unschuldig!“, der im Kino in der Alten Brauerei in Stegen zu sehen war. Der Film wurde trotz geringen Budgets mit einem professionellen Kamera-Team gedreht, die Darsteller sind 17 Laienschauspieler aus der Region im Alter von 13 bis 75 Jahren. Sie sind Teilnehmer des Schauspielkurses „Übermut tut gut“, den Rauschenbach seit drei Jahren mit Gestalttherapeutin Hensel leitet.
„Wir sind unschuldig“ erzählt keine zusammenhängende Geschichte, sondern setzt sich aus Fragmenten zusammen, aus Augenzeugenberichten, die von den Darstellern gesprochen werden. Im Film stehen sich Dialoge aus „Die Feuerzangenbowle“ (1944) mit den Texten aus dem Buch „Soldaten-Protokolle vom Kämpfen, Töten, Sterben“ gegenüber, die 2011 von Sönke Neitzel und Harald Welzer herausgegeben wurden. Auch Auszüge aus dem Buch „Die Stalingradprotokolle“ bilden einen scharfen Kontrast zu den komischen Schülerstreichen in der „Feuerzangenbowle“. Triste Schwarz-Weiß-Aufnahmen wechseln sich mit Wiesen-Idylle in Farbe ab. Die Schönheit der Landschaft, in der die Laienschauspieler Szenen aus der Feuerzangenbowle vortragen, steht im Kontrast zu den menschenverachtenden Kriegsberichten. Dazwischen tauchen Kriegslieder auf, wie zum Beispiel „Davon geht die Welt nicht unter“ von Zarah Leander. Die Darsteller setzen sich den Texten emotional aus, zeigen ihre Gefühle. Durch ihre eindringliche Darstellung bringen sie den Zuschauer dazu, seine eigenen Verdrängungsmechanismen zu hinterfragen. Wie viel Zeit nimmt man sich als Zuschauer und Leser des Weltgeschehens, um den Schrecken des Krieges an sich ranzulassen, bevor der eigene Alltag die Empathie wieder verdrängt?
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