Ägypten: So erschafft man Terroristen
Wird das Verbot der Muslimbruderschaft nicht korrigiert, treibt Ägypten die Islamisten in den Untergrund. So schafft sich das Land am Nil seine Terroristen selbst.
Es war schon seltsam: Der politische Islam verachtet den Westen. Aber westliche Politiker, die seit dem Sturz von Präsident Mursi durch das Militär nach Ägypten kamen, setzten sich stets dafür ein, dass die Muslimbruderschaft weiter politisch arbeiten darf. Nach westlichem Verständnis gehört eben auch eine Strömung, die nicht genehm ist, zur Demokratie – solange sie ihre Ziele friedlich verfolgt.
Doch jetzt hat ein Gericht in Kairo die Muslimbruderschaft verboten. Damit stehen die Islamisten schlechter da als zu Zeiten des Diktators Mubarak. Damals war die Organisation zwar ebenfalls verboten, aber ihre Mitglieder durften wenigstens als „Unabhängige“ Politik machen. Die Revolution vom Tahrir-Platz hatte 2011 auch den Islamisten mehr Freiheit gebracht – aber für sie ist der Arabische Frühling offenbar schon wieder vorbei.
Das Verhältnis der Muslimbrüder zur Gewalt ist ambivalent. Zuletzt hatten sie mit teils gewalttätigen Demonstrationen und permanenten Protestcamps versucht, die Entmachtung Mursis rückgängig zu machen. Aber schließlich hatte das Militär zuvor gewaltsam und unter Missachtung der Verfassung den Präsidenten gestürzt.
Wird der Gerichtsentscheid nicht korrigiert, treibt Ägypten die Islamisten in den Untergrund. So schafft sich das Land am Nil seine Terroristen selbst.
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