Die Krise ist noch nicht vorbei
Wird Geld zu günstig, steigt der Anreiz, sich riskant zu verschulden. Auch das ist Psychologie und könnte schon der Anfang der nächsten Krise sein.
Vielleicht hat Ludwig Erhard die Sache einst zu konservativ eingeschätzt. Für den Wirtschaftswunder-Kanzler bestand Ökonomie zu 50 Prozent aus Psychologie. Mit Blick auf die aktuelle Euphorie entsteht der Eindruck, Wirtschaft sei zu 75 Prozent Psychologie. Wie sonst würde der Ifo-Index, das Stimmungsbarometer der deutschen Wirtschaft, derart steigen?
Das alles geschieht, obwohl Deutschland zuletzt nur moderat gewachsen ist. Ein Plus von 0,3 Prozent reicht aber aus, um als Lichtgestalt Europas anderen Staaten nachhaltig Hoffnung zu geben.
Im Gegenzug wird aus der Tatsache, dass Schuldenländer wie Griechenland, Spanien und Portugal kleine Fortschritte erzielen, geschlossen, Deutschland könnte bald mehr Waren in diese Länder exportieren und noch stärker wachsen. Doch noch hat Europa die Krise nicht überwunden. Rückschläge sind möglich. Und die Mini-Wachstumsraten sind vor allem der Europäischen Zentralbank zu verdanken, welche die Zinsen auf nahezu null nach unten geprügelt hat. Dennoch scheinen die Notenbanker bereit, Geld noch billiger zu machen. Das ist gefährlich. Wird Geld zu günstig, steigt der Anreiz, sich riskant zu verschulden. Auch das ist Psychologie und könnte schon der Anfang der nächsten Krise sein.
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