Dimensionen einer Misere
Mit Georg Fahrenschon verliert Bayern seinen Finanzminister, denn dieser will Sparkassenpräsident werden. Eine wahre Misere für Horst Seehofer.
Es war ein Akt äußerster Selbstbeherrschung, dass Ministerpräsident Seehofer seinen Finanzminister Fahrenschon nach dessen Abgang noch als profilierten Mann gewürdigt hat. Das waren schöne Worte, sonst nichts. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Fahrenschon hat seinen Abgang heimlich, hinter dem Rücken seines Chefs, eingefädelt und er lässt ihn nun in einer denkbar schwierigen Lage zurück. Es gibt aus Seehofers Perspektive somit nur einen einzigen Grund für freundliche Worte: Er will das Ausmaß der Misere nicht sichtbar werden lassen und weitere Flurschäden vermeiden.
Die Liste der Ärgerlichkeiten für Seehofer ist lang. Er verliert einen exzellenten Finanzexperten, den er kaum adäquat ersetzen kann. Er sieht sich dem Verdacht ausgesetzt, dass er nun sogar die jungen Hoffnungsträger in der CSU vergrault, nachdem er zuvor die alten, treuen Kameraden vor die Tür gesetzt hat. Und er wird den giftigen Spott der politischen Gegner ertragen müssen, die bei seiner Regierung Zerfallserscheinungen erkennen.
Das größte Problem aber könnte aus der Heimlichtuerei des Ministers erwachsen. Fahrenschon hat seit Monaten in Brüssel wegen der Zukunft der Landesbank verhandelt. Dabei ging und geht es auch um handfeste finanzielle Interessen der Sparkassen. Im Landtag wurde Fahrenschon intern schon vorgehalten, die Sparkassen zu schonen. Welchem Herrn diente er dort am Verhandlungstisch? Wie lange hatte er das Angebot, Sparkassenpräsident zu werden, schon in der Tasche? Warum hat er nicht wenigstens Seehofer informiert? Oder hat Fahrenschon es sich vielleicht erst anders überlegt, als Seehofer im Streit mit CDU und FDP sein mühsam erarbeitetes Steuerreformkonzept kurzerhand vom Tisch wischte? Solche Fragen sind mehr als nur lästig für eine Regierung.
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