Europas Leitidee
Der Gipfel zur Rettung des Euro
Der Euro-Schock sitzt tief. Vielen galt diese Europäische Union mit ihren großen Versprechen von Frieden und Wohlstand für alle als ein politisches Konstrukt, das unumkehrbar zu sein schien. Das Euro-Jahr 2010 hat uns eines Besseren belehrt. Und es waren europäische Regierungen, die die Stabilitätsversprechen mit Füßen getreten und damit das Einfallstor für die Spekulanten geöffnet haben.
Auf diesem EU-Gipfel wurde nicht nur ein Rettungspaket für die Gemeinschaftswährung beschlossen, sondern auch so etwas wie Gewissenserforschung betrieben. Erstmals war offen von Fehlern der Vergangenheit und sogar Konstruktionsmängeln des Euro die Rede. Und man gelobte Besserung. Tatsächlich haben manche etwas länger gebraucht, um einzusehen, dass die EU kein Selbstbedienungsladen, sondern eine Gemeinschaft mit bestimmten Spielregeln ist. Dass die Starken für die Schwächeren mitverantwortlich sind, ja sogar finanziell einstehen müssen, ist eine Erkenntnis, die man eigentlich aus den Gründerzeiten der Union kennen sollte. Nun ist sie wieder da. Und sie hat das Potenzial, zu einer Leitidee für ein starkes Europa zu werden, das sich in der Welt zu behaupten weiß.
Europa rutschte nicht deshalb in die Krise, weil es zu viel EU gab, sondern zu wenig. Bei der Rettung des Euro hat man verstanden, dass man sich nicht auseinanderdividieren lassen darf. Das Prinzip „Einer für alle, alle für einen“ muss Kreise ziehen. In den vergangenen Wochen und Monaten hat man Persönlichkeiten vermisst, die diesem Gedanken verpflichtet sind. Und die nicht nur über den Preis für die Gemeinsamkeit, sondern auch über deren Wert redeten.
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