German Angst
Auch wenn Aktien risikobehaftet sind, gibt es derzeit für Anleger, die mehr als einen Inflationsausgleich einstreichen wollen, keine echte Alternative.
Wenn Wirtschaft zu 50 Prozent aus Psychologie besteht, ist die Börse zu 75 Prozent eine Psychoveranstaltung. Wie wäre es sonst zu erklären, dass die meisten Deutschen, obwohl sich der heimische Aktienmarkt ab Mitte 2012 in einer Salami-Taktik-Manier nach oben gearbeitet hat, das Schauspiel nur passiv zur Kenntnis nahmen – im Nachhinein betrachtet eine falsche Haltung. Mit deutschen Aktien hätte man im vergangenen Jahr zweistellige Renditen erzielen können, was mit konservativen Anlageprodukten utopisch war.
Doch statt spätestens im Herbst einzusteigen, ließen viele deutsche Investoren ihr Geld lieber auf Sparbüchern und Terminkonten verhungern, sodass sie oft nicht einmal die Inflationsrate von zwei Prozent wettmachen konnten. In ihrem gefühlten Anlagenotstand kauften Bürger trotz aller Warnungen Wohnungen und Häuser in ohnehin schon überteuerten Münchner Lagen. Um den Kaufpreis mit Mieten einzuspielen, brauchen sie zum Teil 50 Jahre. Doch vielen ist das egal. Aus Angst vor dem Niedergang des Euro wissen sie ihr Geld lieber gut in Steinen verräumt als wertsteigernd angelegt. Das ist psychologisch erklärbar, sitzt den meisten noch der Schock der im Jahr 2000 geplatzten Internet- und Telekom-Aktienblase im Nacken.
Deshalb überlassen sie es lieber angelsächsischen Pensionsfonds, die etwa das Geld von künftigen US-Rentnern anlegen, in Dax-Werte zu investieren und den Index auch 2013 nach oben zu treiben. Die Chancen stehen gut für einen Anstieg des Dax über 8000 Punkte. Sollte sich die Meinung durchsetzen, dass die Euro-Krise zumindest beherrschbar ist, besteht weiter Luft nach oben. Auch wenn Aktien risikobehaftet sind, gibt es derzeit für Anleger, die mehr als einen Inflationsausgleich einstreichen wollen, keine echte Alternative.
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