Gipfel der Verunsicherung
Die Diskussion um den Biosprit E10
Im Streit um den Biosprit steckt für die Koalition ebenso viel Sprengstoff wie in der Guttenberg-Affäre. Immer noch scheint Kanzlerin Merkel und ihrem allzu lässig wirkenden Umweltminister Röttgen nicht ausreichend klar zu sein, wie sehr die meisten Autofahrer durch die miserabel kommunizierte Einführung des Öko-Benzins verunsichert sind. Im Raumschiff Berlin ist die Regierungsbesatzung zu weit von der gesellschaftlichen Wirklichkeit an den Zapfsäulen entfernt.
Wüssten die Mächtigen um die Wut an der Basis, wäre ihnen klar, dass sie sich mit der größten und renitentesten Wählergruppe, den Autofahrern, angelegt haben. Das verheißt der CDU nichts Gutes für die anstehenden Landtagswahlen. Solche Abstimmungen sind stets vor allem Geldbeutelwahlen. Und viele Bürger tanken derzeit teureres Super Plus, weil die Industrie nicht ausschließen kann, dass der Biosprit ihren Fahrzeugen übel mitspielt. Wenn die Politiker die Schuld bei den Mineralölmultis suchen, wirkt das allenfalls als durchsichtiger Entlastungsangriff.
Die Hauptverantwortung für das Durcheinander tragen Merkel & Co. Die Regierung hätte darauf bestehen müssen, den Sprit nur dann einzuführen, wenn die Benzinsorte Autos garantiert keinen Schaden zufügen kann. Deshalb wäre schon vor Monaten und nicht erst am morgigen Dienstag ein Benzin-Gipfel notwendig gewesen. Bei einer vorausschauenden Politik hätte man mehr Wert auf bessere Kommunikation gelegt. Ob es Merkel nun gelingt, die Ruhe an den Tankstellen wiederherzustellen, bleibt fraglich. Wie schwer es fällt, eine derart große Panne vergessen zu machen, könnte Merkel bei leidgeprüften Daimler-Managern in Erfahrung bringen. Nachdem die A-Klasse einst per Elch-Test gekippt wurde, gelang es nur mühsam, das Desaster in einen Erfolg zu verwandeln.
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