Griechenland: Riskantes Scherbengericht
Papandreou verschärft mit seinem Vorstoß das europäische Leiden zur endlosen Hängepartie. Er treibt das Risiko in die Höhe, dass die Euro-Rettung als Scherbenhaufen endet.
Einst entschieden die antiken Griechen als Erfinder der Demokratie mit einem sogenannten Scherbengericht darüber, ob sie einen Politiker oder unliebsamen Bürger aus Athen verbannen sollten, und ritzten dabei dessen Namen in ein Stück eines zerbrochenen Tonkrugs. Der jetzige Ministerpräsident Giorgos Papandreou bestellt sich nun selbst sein eigenes Scherbengericht, das ihn aus dem Amt fegen könnte. Und er zerschmetterte dabei zugleich in ganz Europa viel politisches Porzellan.
Es mag politisch richtig und wünschenswert sein, dass die Griechen selbst über ihr weiteres Schicksal in Europa entscheiden sollen. Ob mit einem sehr harten Sparkurs innerhalb der Euro-Zone oder außerhalb mit Wiedereinführung der Drachme samt unkalkulierbarer Risiken. Doch dass der Taktiker Papandreou seinen innenpolitisch verständlichen Vorschlag nur eine Woche nach dem EU-Gipfel präsentiert – und nicht davor –, ist ein falsches Spiel mit den europäischen Partnern und Geldgebern. Unter den jetzt bekannten Vorzeichen wären die Bedingungen der Euro-Retter für Griechenland kaum so ausgefallen, wie sie entschieden wurden. Die Erleichterung der Politik und Märkte über den vermeintlichen Durchbruch ist wieder dahin.
Papandreou verschärft mit seinem Vorstoß das europäische Leiden mit Griechenland zur endlosen Hängepartie. Und er treibt das Risiko in die Höhe, dass die Euro-Rettung als Scherbenhaufen endet.
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