Korrupt bis zur Spitze
Die Reaktion Chinas auf den Bericht der "New York Times" war vorhersehbar. Welche Wirkung solche Nachrichten in China haben, ist allerdings nicht abzuschätzen.
Es sind die üblichen Abwehrmechanismen eines autoritären Regimes: Alles wird abgestritten, die Journalisten werden beleidigt und den eigenen Bürgern wird die Möglichkeit versperrt, sich im Internet zu informieren. Die Reaktion Chinas auf den Bericht der New York Times war leicht vorhersehbar.
Nicht abzuschätzen ist jedoch, welche Wirkung solche Nachrichten in China entfalten. Korruption wird gerne als individuelles Vergehen dargestellt, dem nur einzelne Funktionäre verfallen sind. Peking duldet sogar, dass Korruptionsjäger immer wieder lokale Größen der Bestechlichkeit überführen. Aber zwei Barrieren gelten bisher als unüberwindbar: die allerhöchsten Würdenträger der kriminellen Bereicherung zu bezichtigen – und die Korruption als Symptom eines verkommenen Systems zu brandmarken.
Doch die Feuerschutzwälle um die Kommunistische Partei bröckeln. Wenn die Recherchen der New York Times zutreffen, und sogar die Familie des als volksnah geltenden Regierungschefs „Opa Wen“ zu märchenhaftem Reichtum gekommen ist, dann muss Korruption Bestandteil des Systems sein. Der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken. Jetzt stellt sich die Frage: Sind Staats- und Parteichef Hu Jintao und sein designierter Nachfolger Xi Jinping über jeden Zweifel erhaben?
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