Verdi geht es um das Profil
Verdi handelt kurzsichtig. Wer zu derart überzogenen Mitteln greift, verspielt mitunter schnell das Vertrauen der Mitglieder – und verärgert Fluggäste.
Verdi lässt die Muskeln spielen: ganztägige Warnstreiks, an denen das Bodenpersonal der Lufthansa flächendeckend die Arbeit niederlegt, tausende Mitarbeiter im Ausstand, 1700 gestrichene Flüge. Das klingt, als wären die Tarifverhandlungen zwischen der Gewerkschaft und der Lufthansa gescheitert. Tatsächlich aber haben beide Seiten gerade einmal zwei Verhandlungsrunden hinter sich.
Umso überzogener sind die Mittel, zu denen die größte deutsche Gewerkschaft derzeit greift. Dass sie in dieser Situation den Flugverkehr der Lufthansa für einen ganzen Tag lahmlegt, ist ein Zeichen dafür, dass es ihr nicht nur um ein ordentliches Lohnplus geht. Verdi will vor allem die eigene Führungsrolle in der Gewerkschaftslandschaft unter Beweis stellen.
In der Tat steht die Organisation unter enormem Wettbewerbsdruck. Die Konkurrenz der Spartengewerkschaften ist groß, die Abschlüsse, die diese zuletzt ausgehandelt haben, sind beachtlich. Dass etwa die Flugbegleiter der Lufthansa ein Plus von 4,6 Prozent abtrotzen konnten, ist der Maßstab, den es bei Verdi zu schlagen gilt.
Die Gewerkschaft handelt kurzsichtig – und durchschaubar dazu. Wer zu derart überzogenen Mitteln greift, verspielt mitunter schnell das Vertrauen der Mitglieder – und verärgert Fluggäste. Dass noch mehr Kunden zu Billig-Airlines abwandern, kann kein Lufthansa-Mitarbeiter wollen.
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