Von Ohs und Nullen
Manchmal interessiert es einen dann doch, was in den Behörden so vor sich geht. Nicht, dass man wirklich wissen will, was die dort den ganzen Tag machen, nein. Sondern eher im Sinne von „Warum machen die das?“ Jüngster Fall: Planungen für eine USA-Reise. Dafür ein paar Tage zurück.
Freitagnachmittag. Hotels gebucht. Mietwagen ausgesucht. Reiseführer studiert. Gelesen, dass man eine Einreiseerlaubnis („Electronic System for Travel Authorization“, kurz ESTA) einholen muss. Rechner gestartet, Online-Formular geöffnet. Persönliche Daten eingetragen. Zum Feld „Reisepassnummer“ gekommen. Dort den Hinweis gelesen, bitte „genau“ zwischen den Ziffern 2, 0 (sprich Null) und 1 sowie den Buchstaben O (sprich Oh) und I zu unterscheiden. Das erste Mal gewundert.
Reisepass geholt. Festgestellt, dass in der Passnummer etwas vorkommt, das in ungefähr so aussieht: O. Mich gefragt, ob das nun eine 0, sprich Null, oder ein O, sprich Oh, ist. Das zweite Mal gewundert.
Reisepass der Freundin geholt. Festgestellt, dass dort die O, also die 0, sprich Null, beim Geburtsdatum genauso aussieht wie das O, also das O, sprich Oh, im Namen. Das dritte Mal gewundert.
Nachgedacht. Google bemüht. In einem Forum einen Beitrag gelesen über Probleme bei der Einreise, weil die Angaben im Formular nicht zur Passnummer gepasst haben. Grund: „Irgendein Problem mit O (sprich Oh) und 0 (sprich Null)“. Kurz an den stiernackigen Zollbeamten vom letzten USA-Urlaub gedacht. Zum vierten Mal gewundert und nervös geworden.
Weiter gegoogelt. Auf einen Magazin-Artikel gestoßen. Titel: „Die Nullen aus dem Innenministerium“. Dort erfahren, dass bei der Einführung der neuen Reisepässe „zur Vermeidung sinntragender Wörter“ bei der Reisepassnummer auf die Verwendung von Vokalen und bestimmter Buchstaben verzichtet wurde. Zum fünften Mal gewundert und im Formular eine 0, sprich Null, eingetragen.
Resümee: Bei der Einführung eines Dokuments verzichten deutsche Behörden lieber auf eine Reihe Buchstaben, anstatt eine klar unterscheidbare Schriftart zu verwenden. Bleibt die Frage: Warum machen die das? Manchmal interessiert es einen dann doch.
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