Die Deutschen und das liebe Kleingeld
Viele Deutsche mögen die Münzen nicht – und horten sie trotzdem.
Früher, ja früher war das anders. Was haben wir uns gefreut über jede Handvoll Münzen, die Oma aus dem Geldbeutel kramte und uns in das große gelbe Sparschwein steckte. Ende Oktober dann trugen wir Kinder das Sammeltier stolz zur Bank, kassierten ein Geschenk fürs artige Sparen und bekamen einen weiteren Eintrag in unser rotes Sparbüchlein.
Und heute? Ist Kleingeld vor allem – lästig. Es klimpert in der Manteltasche herum, rutscht in die Sofaritze oder verbeult den Geldbeutel. Deshalb tun viele als Erstes eins, wenn sie nach Hause kommen: Geldbörse auf, Münzen raus. So schlummert in so manchem Haushalt ein ordentliches Barvermögen im Gurkenglas, dem Schuhkarton oder eben im Sparschwein.
Fast alle Summen bis fünf Euro werden bar bezahlt
Doch so lästig es ist: Die Deutschen hängen am Münzgeld. Während man beim skandinavischen Bäcker oder im englischen Pub mit Karte zahlt, werden in Deutschland an der Kasse die Münzen zusammengekramt. Vor allem kleine Beträge werden hierzulande fast nur bar bezahlt – bei Summen bis fünf Euro zu 96 Prozent, wie eine Studie der Bundesbank ergeben hat. 107 Euro trägt jeder im Schnitt mit sich herum, davon sechs Euro in Münzen. Andere Länder haben die kleinen Münzen längst verbannt. In den Niederlanden zum Beispiel wird beim Einkauf auf fünf Cent gerundet.
Wie viel Kleingeld bei den Menschen daheim rumliegen, kann keiner sagen. Die Bundesbank jedenfalls geht davon aus, dass seit der Euroeinführung etwa 60 bis 70 Prozent des Geldes, das sie ausgibt, im Ausland unterwegs ist. Fünf bis zehn Prozent der Münzen und Scheine sind direkt im Umlauf, heißt: in den Geldbörsen und Ladenkassen. Und der Rest? Wird womöglich gehortet. Oder ist unter den Autositz gerollt.
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