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28.10.2005

Als ob Rudolph Moshammer selbst Regie geführt hätte

Von unserem Redaktionsmitglied Andrea KümpfbeckMünchen"Gänse-Heinrich heiße ich." Mehr will der Mann im schicken Wildledermantel, dem weißen Hemd und dem eleganten schwarzen Hut nicht verraten. Woher er kommt nicht und sein Alter erst recht nicht. "Das hat der Mosi auch nie gesagt." Eine Stunde ist Heinrich geradelt, bis er an diesem eisigen Samstag in der Stadt war. Auf den Gepäckträger seines Fahrrads hat er einen geflochtenen Korb geschnallt, darin sitzen Ostara und Walhalla. Die zwei langhalsigen Gänse schnappen neugierig nach den Jackenärmeln der Passanten, die sich vor Rudolph Moshammers Boutique in der Maximilianstraße drängeln. Als "letzten Gruß für den Paradiesvogel" hat Heinrich die beiden Tiere mitgebracht. Und weil der schrille Modemacher "solche Gags geliebt hat".

Es ist der letzte, perfekt inszenierte Auftritt des exzentrischen Promi-Schneiders in seiner Heimatstadt, die für ihn Zuhause war, seine Bühne, sein Königreich. Und tausende Münchner begleiten Rudolph Moshammer auf seiner Abschiedsreise. Weniger die A-Prominenz der Münchner Schickeria ist gekommen, eher die kleinen Leute, die er mit seiner schrillen Erscheinung zum Schmunzeln gebracht hat, zum Kopfschütteln auch. Und doch haben sie ihn gemocht. Ihn, den "Spinner" mit dem großen Herzen für die Obdachlosen, der seine Träume lebte und auch seine Schwächen. Rund 15 000 "Mosi"-Bewunderer zählt die Polizei, die vor der Allerheiligen-Hofkirche trotz schneidender Kälte und Schneetreibens ausharren, während drinnen 350 geladene Gäste von dem ermordeten Modemacher Abschied nehmen. Sie verfolgen im Innenhof der Residenz die Trauerfeier auf einer Leinwand, erweisen ihm dann auf dem Ostfriedhof die letzte Ehre. "In einer Welt voller Spatzen, Krähen und Enten", wird eine enge Freundin des 64-Jährigen in ihrer Trauerrede sagen, "bedarf es eines Paradiesvogels, der mit seinen schillernden Farben die Menschen bezaubert". Und dass es jetzt einen weiteren unverwechselbaren Münchner im Himmel gibt.

Natürlich wollen viele einfach nur dabei sein bei dem Trauerspektakel, wie es München zuletzt vor 17 Jahren beim Begräbnis von Franz Josef Strauß erlebt hat. Aber die, die ihn gekannt haben, werden ihn nicht vergessen. "Er hat mir geholfen als ich obdachlos war", erzählt Gänse-Heinrich. 1977 war das, als er noch in einer Höhle in Großhesselohe lebte. Eines Abends sei er auf einen freundlichen Spaziergänger mit Hund getroffen. Regelmäßig habe Moshammer ihm dann Plastiktüten mit Geld und Kleidung vor die Höhle gelegt.

Es sind viele dieser Geschichten vom wohltätigen, vom großherzigen Moshammer, die man an diesem Samstag von den Menschen auf der Straße hört. Von Ex-Löwen-Präsident Karl-Heinz Wildmoser, für den Moshammer "viel liebenswerter war als die meisten Menschen". Von Schlagersänger Roberto Blanco, der "einen Freund verloren hat" und nach der Beerdigung zum Auftritt bei einer Karnevalssitzung nach Köln reiste.

Unter einem Meer aus weißen Lilien, Rosen und roten Nelken ­ Moshammers Lieblingsblumen ­ verschwindet der dunkle Mahagoni-Sarg, in dem der Modemacher in einem nach eigenem Entwurf geschneiderten schwarzen Anzug mit roten Smokingstreifen ruht. In der Hand hält er eine Locke von Daisy. "Wenn der Rudi heute selbst Regie geführt hätte, er hätte es nicht besser machen können", sagt Wildmoser. Senta Berger, die in Grünwald gegenüber der Moshammer-Villa wohnt, hat sich ebenso wie Ottfried Fischer und Patrick Lindner abseits des Medienrummels in die Hofkirche geschlichen, wo die Freunde des 64-Jährigen ungestört von ihm Abschied nehmen. Darunter sind auch die Verkäufer der Obdachlosen-Zeitung Biss, deren größter Gönner Moshammer war. Jaroslav Zlucka hat sich die Haare schneiden lassen. "Extra für den Herrn Moshammer." Timo Tasche ist aus dem Ruhrgebiet angereist. Stundenlang hält er sein Pappschild in den wolkenverhangenen Himmel. "Mosi, wir sagen leise servus", steht darauf.

Daisy kommt auf dem Arm ihres neuen Herrchens, Moshammers Chauffeur Herrn Andreas, und trägt eine schwarze Schleife im Haar. Sie kann dann mit Herrn Andreas allerdings nicht im Rolls-Royce zum Friedhof fahren, weil der Wagen Baujahr 1954 nicht anspringen will. Im Schritttempo wird Moshammer nach der Trauerfeier in einem Leichenwagen mit großen Glasfenstern vier Kilometer durch die Innenstadt zum Ostfriedhof chauffiert, durch ein Spalier von tausenden von Menschen, die ihm nachwinken, die weinen, die trauern. Vor Moshammers Boutique hält der Konvoi an, Herr Andreas und Daisy legen Lilien nieder, die Schaulustigen fotografieren.

"Keiner hat es verdient, so zu sterben", schreibt J. Keenig auf dem Friedhof ins Kondolenzbuch. Als dann der geschmückte Sarg herausgebracht wird aus der Aussegnungshalle, als Herr Andreas Daisy schützend an sich drückt und leise vor sich hin schluchzt, wird immer wieder dieser Satz durch die Menschenmenge geraunt: "Es ist schon schlimm." Die "Schleißheimer Schloßpfeiffer" bringen dem Münchner Original ein letztes Ständchen, ehe der Sarg in dem sechs Meter hohen Mausoleum verschwindet, das einst vom Hofschuhmachermeister von König Ludwig I. belegt war. Moshammer hat es für sich und seine Mama Else gekauft. Tausende Mosi-Fans flanieren an diesem Wochenende an der Gruft vorbei, besprengen den Blumenberg mit Weihwasser, legen Rosen, Nelken, Lilien nieder. Und sie lesen auf der Grabplatte nach, was Moshammer zeit seines Lebens verschwiegen hat: Geboren am 27. 9. 1940.

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