Ein neues Leben nach der Flucht
Hossein Rezai kam 2013 aus Afghanistan über die Balkan-Route nach Deutschland. Er will bleiben und sich eine Existenz aufbauen. Viele Türkheimer helfen ihm dabei
Dass ihr einmal ein junger „Figaro“ aus Afghanistan die Haare waschen würde, das hätte sich Heidi Zacher noch vor zwei Jahren nicht träumen lassen. Inzwischen schätzt die frühere Vizelandrätin an die Frisierkünste von Hossein Rezai und lobt dessen handwerkliche Fähigkeiten über den grünen Klee. Der 21-jährige Flüchtling hat sich in einer Unterkunft in der Wörishoferstraße häuslich eingerichtet und absolviert gerade im Salon „Haar-Konzept“ ein sogenanntes „Einstiegsjahr“.
Die Inhaberin, Eva Sakreida-Kolba, will dem jungen Mann eine berufliche Chance geben. „Wenn es weiterhin so gut läuft mit ihm und er sich auch schulisch integriert, werde ich ihn als Azubi übernehmen“, versichert die Friseurmeisterin. Das ist ganz im Sinne von Hossein Rezai, der in Deutschland bleiben und Haarstylist werden will. Seine Chancen dafür stehen nicht schlecht. Bei Trainingsabenden hat er es ebenfalls schon mit dem „haarigen Beruf“ versucht und seine Kunden dazu noch mit Tee oder Kaffee verwöhnt. „Die waren mit seinen Leistungen sehr zufrieden“, erzählt seine Chefin. In der Tat. Die Arbeit im Salon „Haar-Konzept“ macht Rezai sichtlich Spaß. „Nur mit seinen Deutschkenntnissen hapert es halt noch, da sollte er mehr tun, auch um sein Selbstwertgefühl zu steigern“, bemerkt Eva Sakreida-Kolba und versichert, dass sie sich sehr um ihren talentierten Schützling bemüht. Die Entbehrungen seiner Monate langen, gefahrvollen Flucht sieht man dem jungen Afghanen heute nicht mehr an. Was ihn aber sehr bedrückt, ist die Ungewissheit, wie es seiner Familie in der Heimat geht, die wie er mit dem Tode bedroht wurde. „Ich habe null Kontakt zu meinen Angehörigen, weiß weder eine Anschrift noch eine Telefonnummer, die ich anrufen könnte“, bedauert er. Hossein Rezai kann sich nicht mehr erinnern, welche Länder er auf seiner Flucht zu Fuß, mit Auto oder Zug passiert hat. Er weiß lediglich, dass er 2013 über die Balkan-Route nach Passau kam, dann in Schweden landete und von dort ein halbes Jahr später nach Deutschland zurückgeschickt wurde und in Türkheim eine neue Heimat fand.
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