Das Allgäu macht noch immer Spaß
Maxi Schafroth nähert sich im Ulmer Zelt der unheimlichen „Faszination Bayern“. Und erzählt dem begeisterten Publikum eine große Geschichte voller komischer Gestalten.
Der 25-jährige Kabarettist Maxi Schafroth, der sechs Jahre lang mit seinem ersten Programm „Faszination Allgäu“ von Erfolg zu Erfolg surfte, Kleinkunstpreise einheimste und sich nebenbei als gefragter Nebendarsteller für skurrile Figuren entwickelte, kam nun mit seinem neuen Programm ins Ulmer Zelt. Und setzt nahtlos dort an, wo „Faszination Allgäu“ endet: bei der „Faszination Bayern“. Und was ist das Schönste an Bayern? Natürlich das Allgäu. Vielleicht hat das Allgäu vor Maxi Schafroth nicht existiert, vielleicht war es eher eine Ahnung als eine manifestierte Landschaft voller eigenwilliger Menschen. Vielleicht hat der quirlige Lockenkopf aus Bad Wörishofen den Allgäuer in seiner heutigen Form erst erfunden. Denn gegen die touristisch ausformulierte Heidi-und-Ziegenpeter-Landschaft setzt er eine deftige, urkomische, politisch total unkorrekte und fabelhaft anarchische Gegenwelt. Das geschieht mit einer perfiden Fröhlichkeit, die den „Stadtmenschen in Steppjacke und SUV“ zwar gelegentlich als hilflosen Heilsbringer einer an Fantasie und Ereignissen völlig unterernährten Internetwelt dastehen lässt – aber auch dies geschieht mit jener heiteren Bosheit, die passgenau ihre Pointen setzt, ohne je ernsthaft verletzend zu sein. Wer im Allgäu aufwächst, hat eine „ineffiziente Kindheit“. Statt Helikoptermamis und vollgepacktem Terminkalender kriegt das Allgäuerkind den Traktorschlüssel in die Hand und die Anweisung: „Da, gang mäha!“ Langeweile gibt es nicht. Notfalls fährt man mit dem Rasenmäher drei Stunden lang um die Kirche herum. Später gibt es statt ausgefeilter Karriereplanung nur drei Schlupfwinkel fürs arbeitsfähige Jungvolk: „CSU, Bauernhof oder eine Watschn.“
„Faszination Allgäu“ war vor einigen Jahren eine Sensation – wenn auch eine kritisch beäugte. Würde es der Jungkabarettist schaffen, diesen Erfolg zu wiederholen und damit zu bestätigen? Schafroth gelingt nicht nur dies – mit seinem neuen Programm knüpft er nahtlos an das erste Programm an und spinnt mit fesselnder Leichtigkeit sein großes buntes Märchen vom anarchischen Allgäuervolk weiter. Alle Charaktere des ersten Teils finden sich im neuen Teil der Saga wieder: Der Papa, die Mama, die überforderten Yuppiebanker Silke und Jörn und auch der „Chor der jungen Union Miesbach“, der diesmal leibhaftig auf der Bühne steht und die vielleicht schönste und absurdeste Sammlung von „Gstanzln“ singt, die sich denken lässt. Schafroth gelingt ein weiteres Kunststück: Er kommt zwei Stunden lang ohne alberne Zoten aus, er wird nicht verletzend und er spart sich jede Form von Sexjokes, ohne die viele Kollegen gar nicht mehr auskommen. Statt dessen – und hier erweist er sich als kongenialer Nachfahre bajuwarischer Theaterkünstler wie Weiß Ferdl oder Karl Valentin – erzählt er eine große Geschichte voller komischer Gestalten, denen er bei aller Komik ihre Würde lässt. Gerne mit kleinen Dosen von Tragik und Dramatik garniert, von Kollege Markus Schalk optimal an der Gitarre begleitet, pflanzt Schafroth das Bild einer Welt in die Köpfe der Zuschauer, in der andere Werte als Geld und Angeberei gelten. Das mag manchem unzeitgemäß vorkommen, ist es aber nicht.
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