Das Leben in harter Bodennähe
Roddy Doyles furioser Theatermonolog „Die Frau, die gegen Türen rannte“
Ulm Für Paula Spencer ist das Leben mit knapp 50 Jahren im Prinzip gelaufen – und es ist nicht gut gelaufen. Ein paar schöne Erinnerungen, die sie sich ausgedacht hat ist alles, was sie von völligem Elend trennt: „Ich bin aus Beton gemacht, der wehtut, wenn man ihn anfasst!“ Schmutziges Denken und abgebrühtes Benehmen trainiert sie sich an und glaubt dem Sumpf aus Hass und Gewalt zu entkommen, indem sie ihre Jugendliebe Carlo heiratet. Aber Carlo, der Mann, den sie aus lauter Verliebtheit am liebsten ständig beißen würde, entpuppt sich als Totengräber ihrer Träume. Er schlägt Paula fortwährend „um zu zeigen, wer der Herr im Haus ist“. Als Kleinkrimineller bringt er seine fünfköpfige Familie kaum durch. Paula bekommt seinen Frust zu spüren, 17 Jahre lang: „Er hat mich gequetscht, zerbrochen, verbrannt!“ Dann steht eines Tages die Polizei vor der Tür: Carlo hat eine Frau umgebracht.
„Die Frau, die gegen Türen rannte“ ist ein Stück des irischen Autors Roddy Doyle, dessen zweites Buch „The Commitments“ verfilmt wurde und den Autor quasi über Nacht berühmt machte. Doyle lebt seit langer Zeit im Dubliner Stadtteil Kilbarrack, in der Nachbarschaft jener Menschen, von denen er erzählt. Es sind Charaktere, die der Alltag aus der Kurve trägt und die dennoch mit schwarzem Humor und Fatalismus überleben. Paula ist eine solche Figur, die die Gewaltattacken ihres Mannes damit erklärt, dass sie gegen eine Tür gerannt sei. Eine Rolle, die Michaela Kampka mit zurückgenommener Tragik ausfüllt. Sie interpretiert Doyles Stimmungslage genau, sie erzählt die Geschichte einer alkoholsüchtigen Frau, die allen Widerwärtigkeiten und Entwürdigungen zum Trotz ihr Leben in die Hand nehmen will. Da ist kein Platz für Gejammer oder Sentimentalitäten; wenn sie doch mal der Jammer überkommt, tanzt sie (musikalisch an der Violine mit Shantys begleitet von Astrid Moll). Thomas Dentler inszeniert ohne moralischen Zeigefinger, zeigt diese Paula in harter Bodennähe. Ein furioser Monolog über eine enttäuschte Liebe und den unermüdlichen Versuch, das Leben aus eigener Kraft in den Griff zu bekommen. (flx)
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