Der dunkle Sog des Ungewissen
Andrey Klassen erweist sich im Kunstverein Ulm als virtuoser Erzähler auf Papier
Wie oft wurde die Zeichnung von der Kritik und dem Kunstmarkt totgesagt und wieder zur Mode erklärt. Und wie oft musste auch die Malerei ihr Todesurteil erleben, derweil die Besten ihrer Zunft täglich das Gegenteil bewiesen. Die Frage von Zuordnungen zu einer Technik, einem bestimmten Stil oder bestimmte Regeln hat ganze Künstlerkarrieren bestimmt – und dem Betrachter doch nicht weitergeholfen. Betrachtet man die großformatigen Motive Andrey Klassens, die jetzt im Kunstverein Ulm zu sehen sind, dann sollte man vorsichtig umgehen mit jeder Art von Zuschreibung.
Denn obwohl Klassen Elemente der Zeichnung in seine Werke einbindet – und das ganz ausgezeichnet –, werden die monochromen Bilder dennoch als Malerei apostrophiert. Und auch dies sollte mit Vorsicht genossen werden, wobei hier betont werden muss: genossen. Denn ob die mit Tusche auf Papierbögen realisierten Motive nun Malerei sind oder Zeichnung oder einfach eine raffinierte Melange vieler Techniken, ist für den Eindruck nahezu zweitrangig. Vorrangig sind die ungeheure Motivdichte und die massive Präsenz von erzählerischen Elementen, in denen man sich schon mal als Beobachter verlieren kann. Dass der 1984 im russischen Irkutsk geborene und seit vielen Jahren in Dresden lebende Künstler sowohl die Mythen- und Märchenliebe seines Geburtslandes als auch die stärksten Momente der Populärkultur einzubinden weiß, ist keinerlei Nachteil. Vielmehr scheint Klassen manchmal fast selbst überfahren von der Fülle an Ideen, Einfällen, Kreuzverweisen und Meta-Ebenen, die aus dem Schnürboden seiner Fantasie ausbrechen. Dass er zitiert, weist Klassen von sich. Dass er hingegen seinen „Perfektionismuswahn“ sowohl als Antrieb wie auch gelegentlich als Hindernis empfindet, nimmt man dem jungen Künstler sofort ab. Der „Enthusiast“ scheint direkt dem Teufelssabbath aus Bulgakows „Meister und Margarita“ entnommen, und dass unter den Gästen auch Batman und Pinocchio sind, verwundert gar nicht.
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