Der ewige Jüngling
Max Raabe und sein Palast-Orchester entführen die Zuhörer im CCU in das Berlin der wilden Zwanziger. Wie immer herrlich steif – und doch voller Witz.
Raabe und das Palast-Orchester: Diese Kombination entstand 1986 als Liebhaber-Projekt von Studenten der Berliner Hochschule der Künste, zu denen auch Raabe – bürgerlich Matthias Otto – gehörte. Das macht klar: Der blonde Bariton, der immer ein wenig wirkt wie ein Konfirmand, der ein Lineal verschluckt hat, wird demnächst 53. Den Jüngling, der in den Liedern der 20er- und frühen 30er-Jahre – mit weitgehend sinnfreien Texten – die Damen umwirbt, nimmt man ihm aber immer noch ab. Und liebt ihn auch dafür, dass die Frauen in diesen Texten mit den Männern nicht einfach in die Kiste springen, sondern „alles gewähren“. Ach, was müssen das für Zeiten gewesen sein!
Raabe steht – im Smoking wie im Frack – in merkwürdigem Kontrast zu seinem swingenden Elf-Mann-und-eine-Geigerin-Orchester: Die virtuosen Arrangements sprühen vor Einfallsreichtum, während der Sänger bewusst und gekonnt mit abgezirkelten Schritten schreitet. Eigentlich kann man sich solche Szenen nur in Schwarz-Weiß denken, in Filmszenen aus der Vorkriegsära. Raabe ist aus der Zeit gesprungen: kein bisschen Hektik, keine Anbiederung. Selbst ein Lächeln wäre schon zu viel, hat man den Eindruck. Kein Härchen rutscht aus der perfekten Frisur, das Kinn schiebt sich vor, um den Sprachklang der Schellack-Zeit zu erzeugen, der Kehlkopf ruckt leicht, um die dauernden Wechsel zur Kopfstimme und zurück zu bewältigen.
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