Diagnose: Sprechdurchfall
Kabarettist Jochen Malmsheimer bringt im ausverkauften Ulmer Zelt Prolligkeit und Fabulierkunst zusammen. Und läuft vor allem am Ende zu Hochform auf.
Der unkontrollierte Wortschwall lauert an jeder Ecke. Am Tresen in der Stammkneipe, wo auch geistige Tiefflieger zu Philosophen mutieren, im Radio, wo Moderatoren auch das kleinste bisschen Sinn zu einem launigen Wortteppich auszuwalzen verstehen, oder bei der Vereinsfeier, wo sich Grußworte und Ehrungen schon einmal bis tief in die Nacht hinziehen. Jochen Malmsheimer, einem größeren Publikum bekannt geworden als Hausmeister bei der ZDF-Satiresendung „Neues aus der Anstalt“, hat das Phänomen, das er auf gut Griechisch „Logorrhoe“, also Sprechdurchfall nennt, intensiv studiert – und lässt sein Publikum an den Ergebnissen teilhaben: in Gestalt eines eigenen, wenn auch kontrollierteren Wortschwalls. Im ausverkauften Ulmer Zelt erntet er dafür großen Applaus.
Malmsheimer, geboren und aufgewachsen im Ruhrpott, ist keiner, der sich für die „Großen“ interessiert: Politiker, Wirtschaftbosse, Prominente kommen bei seinen Auftritten kaum vor. Stattdessen spielen die Geschichten des Programms „Ich bin kein Tag für eine Nacht“ da, wo Proletariat und Prolligkeit ganz nah beieinander liegen. Statt um das Zeitgeschehen geht es um Körperfunktionen, -geräusche und die Dinge, die einem tagtäglich den Nerv rauben können. Das ist gar nicht so weit weg von Atze Schröder, wäre da nicht ein entscheidender Unterschied: Malmsheimer paart vermeintlich prollige Inhalte mit einer erstaunlichen Fabulierkunst. Die ist bisweilen so komplex, dass der 54-Jährige seine Texte meistens nicht einfach vorträgt, sondern vorliest.
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