Ulm: Die Nase voll

VonMarcus Golling

Schauspielerin Tini Prüfert überzeugt im Podium in dem Ein-Personen-Stück "Welche Droge passt zu mir?" - eine Drogenberatung der anderen Art. 

Für die Zuschauer gibt es nur Traubenzucker, hinterher vielleicht noch ein Gläschen Sekt. Doch bei „Welche Droge passt zu mir?“, der ersten Premiere der Spielzeit im Podium des Theaters Ulm, geht es um ganz andere Substanzen. Das Ein-Personen-Stück von Kai Hensel beginnt als herrlich überzogene Einführung in die wunderbare Welt der Aufputschpulver, Party-Pillen und Halluzinogene – und entwickelt sich zu einem Psychogramm einer Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Das Ergebnis sind gut 60 unterhaltsame und anregende Minuten, vor allem dank einer glänzend aufgelegten Tini Prüfert.

Die spielt Hannah, 38, verheiratet, Mutter eines siebenjährigen Sohnes. Ihr Ziel: Mit einem Vortrag dem Publikum die Vorzüge des Drogenkonsums näherzubringen – mit viel Überzeugungskraft, einem Clip-Board und den Weisheiten des römischen Philosophen Seneca. Wüsste er, wofür seine Aphorismen in diesem Stück herhalten müssen, der alte Stoiker und Genussverächter würde sich im Grabe umdrehen. Denn für Hannah sind Ecstasy, Kokain und LSD die Chance für einen „Aufbruch zu neuen Ufern“ – und ermöglichen einen klareren Blick auf die wichtigen Dinge: „Drogen, wenn Sie so wollen, reinigen die Windschutzscheibe.“ Und die bekannten Nebenwirkungen? Die fallen für Hannah unter „breites Wirkungsspektrum“.

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