Ein Alleskönner zum Anfassen im Charivari
Josh Smith bei den Ulmer Bluestagen
Im Gitarrenkosmos gibt es derzeit wahrscheinlich keinen, der Josh Smith im Blues-Rock an Vielseitigkeit überträfe. Noch nicht mal sein Freund und gelegentlicher Spielgefährte Joe Bonamassa, der im vergangenen Jahr immerhin die Ratiopharm-Arena zum Dröhnen brachte. Und so einer kam jetzt ins Charivari: Im Rahmen der 40. Ulmer Bluestage spielte er mit seinem Trio, dass die Wände bis kurz vor Mitternacht wackelten und das Publikum außer Rand und Band war.
Smiths Karriere nahm schon in jungen Jahren gewaltig Fahrt auf: Bluesgott B. B. King hörte ihn zum ersten Mal, als dieser 20 war, geriet ins Schwärmen und bat ihn, mit auf seine Tournee zu gehen. Aber obwohl er die großen Hallen gut kennt, spielt er lieber mit kleiner Besetzung auf kleinen Bühnen. So wie im Charivari: auf Tuchfühlung mit dem Publikum und innig versunken in sein Spiel. Schon zum Konzertbeginn breitete Smith, getrieben vom dumpf wummernden Bass und dem fordernden Drummer, sein ganzes Repertoire an fetzigen Instrumentalsongs aus – auf heiße Rock-Passagen folgten jazzige Soli, knisternder Soul, Latin Rock im Santana-Stil und trockene Country-Hits. Die Liste seiner im Charivari demonstrierten Vielseitigkeit lässt sich mit Psychedelic-Rock mit extrem verzerrter Gitarre fortsetzen, der gewiss das Hörvermögen mancher Besucher strapazierte – aber, wenn es um den Blues geht, gehört ein bisschen Schmerz zum musikalischen Vergnügen.
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